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U23-Nationalmannschaft vor Saison-Höhepunkt in Tallinn

Europas Talente der Jahrgänge 1999 bis 2001 machen in den kommenden Tagen in Tallinn (Estland) die U23-Europameister unter sich aus. Die 65 DLV-Starter reisen mit unterschiedlichen Zielen und Aussichten an – bei 14 Platzierungen in den Top Fünf der Meldeliste kann es für einige von ihnen bis ganz nach vorne gehen. Die Titelkämpfe werden in Deutschland in Kooperation mit den Verbänden aus Österreich und der Schweiz in einem deutschsprachigen Livestream zu sehen sein.
Silke Bernhart

U23-EM 2021 Tallinn

65 Athletinnen und Athleten hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) in der vergangenen Woche für die U23-Europameisterschaften 2021 in Tallinn (Estland; 8. bis 11. Juli) nominiert. Viele von ihnen hatten am Wochenende zuvor bei der U23-DM in Koblenz mit neuen Bestleistungen die Tickets nach Tallinn erkämpft – am Dienstag traten sie die Reise nach Estland an, die nun den nächsten Leistungsschritt mit sich bringen soll.

Ganz sicher motiviert die Aussicht aufs internationale Treppchen zusätzlich. 16 der Talente im DLV-Aufgebot haben in Wettbewerben von der U18 bis zur U23 bereits internationale Medaillen gesammelt. 14 von ihnen stehen in den Final Entries, den finalen Meldelisten der U23-EM, in den Top Fünf. Und fünf Athletinnen und Athleten reisen mit Platzierungen in den Top Drei Europas als Kandidaten auf Medaillen nach Tallinn.

Zwischen Tallinn und Tokio

Diese Ausgangslage bildet den Rahmen für die Erwartungen, die in diesem Jahr auch geprägt sind von der Tatsache, dass sich einige hoffnungsvolle U23-Athleten schon zielgerichtet auf ihren Olympia-Start in Tokio vorbereiten. So fehlen in Tallinn die Sprinter Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig), Lucas Ansah-Peprah oder Owen Ansah (Hamburger SV) sowie Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), für die allesamt Podestplätze im Einzel oder mit der Staffel in Reichweite gewesen wären. Auch der Titelverteidiger im Stabhochsprung Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) konzentriert sich auf die Olympischen Spiele.

Die aussichtsreichsten DLV-Starter der U23-EM haben in diesem Jahr Tokio und Tallinn im Visier. Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist die einzige 70-Meter-Hammerwerferin der Meldeliste und damit ihrem großen Ziel für das Jahr 2021 – einer internationalen Medaille – sehr nahe. Das i-Tüpfelchen folgt drei Wochen später mit dem zu Saisonbeginn noch unverhofften Olympia-Start.

Auch Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) kann nach einer Steigerung auf 13:17,04 Minuten über 5.000 Meter zweigleisig planen. In Tallinn zählt er als Nummer eins der Meldeliste zu den Favoriten auf den Titel, in Tokio hat er als Newcomer nichts zu verlieren. Mit der besten Leistung des Jahres und als einziger 8.000 Punkte-Athlet im Feld nimmt Zehnkämpfer Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt) in Tallinn die Mission Gold in Angriff.

Sprinterinnen mit viel internationaler Erfahrung

Die Deutsche U23-Meisterin über 100 und 200 Meter geht auf der längeren Sprintstrecke auf Medaillenjagd: Sophia Junk (LG Rhein-Wied) hat nach ihren 23,03 Sekunden von Koblenz in der Meldeliste nur noch die Französin Gémima Joseph (22,77 sec) und die Italienerin Dalia Kaddari (22,86 sec) vor sich. Joshua Hartmann (ASV Köln) ist in dieser Saison über 100 Meter bei 10,30 Sekunden angekommen – in 2019 und 2020 aber schon 10,16 und 10,14 Sekunden gesprintet. Schneller war noch keiner seiner Konkurrenten. Und es ist Wiedergutmachung angesagt, denn 2019 schied der Kölner als Medaillenkandidat bereits im Vorlauf aus.

Mit der Erfahrung internationaler Einzelmedaillen rennen Keshia Kwadwo (LC Paderborn; 100 m) und die zwei Jahre jüngere Talea Prepens (200 m) in Tallinn zunächst um den Einzug ins Finale. Sie zählen ebenso wie Sophia Junk und die Deutsche U23-Vizemeisterin Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund; 100 m) zu den Kandidatinnen für die aussichtsreiche deutsche 4x100 Meter Staffel, die in Tallinn Titelverteidiger ist.

Über 400 Meter heißt der Aufsteiger der Freiluft-Saison Jean Paul Bredau (SC Potsdam). Der Deutsche Vizemeister hat sich aus der zweiten Reihe bis in das deutsche Olympia-Aufgebot in der Staffel nach vorne gekämpft und auch in Tallinn neben dem Einzel- den Staffelstart im Visier. Für den Angriff auf vordere Platzierungen im Einzel muss aber ganz sicher die erste Zeit unter 46 Sekunden her.

Merle Homeier auf dem Sprung

Im Weitsprung hat sich Merle Homeier (LG Göttingen) zuletzt konstant auf hohem Niveau präsentiert und in Koblenz ihre acht Tage alte Bestleistung um zwei Zentimeter auf 6,61 Meter geschraubt. Besser war in diesem Jahr aus dem Kreise ihrer U23-EM-Konkurrentinnen nur Lokalmatadorin Lishanna Ilves (6,66 m).

Auf dem Sprung noch weiter nach oben ist auch Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam), die sich im Stabhochsprung aus einer Phase der Leistungsstagnation herausgekämpft und bis auf 4,45 Meter verbessert hat. Bereits in ihrem ersten U23-Jahr zählt die einstige U18-Europameisterin damit in einem engen Feld höhengleich mit zwei weiteren Athletinnen zu den Top Vier der Meldeliste.

Emil Agyekums nächster Streich?

Schon im Jahr 2019 stand Emil Agyekum auf dem Treppchen der U23-EM: Der Athlet vom SCC Berlin hatte damals überraschend in 49,69 Sekunden Bronze geholt. Diese Bestleistung steht zwei Jahre später noch immer – in 49,77 Sekunden ist ihr Agyekum aber zu Saisonbeginn schon sehr nahegekommen, was ihn auf Platz vier der Meldeliste und erneut in den Kreis der Podiumsanwärter befördert.

Mit Top-Fünf-Platzierungen der Meldelisten im Diskuswurf, Hochsprung, Kugelstoßen und über 3.000 Meter Hindernis sind in Tallinn unter anderen auch Korbinian Häßler (LV 90 Erzgebirge), Florian Hornig (TSV Bayer 04 Leverkusen), Lea Riedel (VfL Sindelfingen) sowie Velten Schneider (VfL Sindelfingen) und Nick Jäger (TSV Penzberg) in Lauerstellung auf die Medaillenränge.

Ein herausragendes Ergebnis wie zwei Jahre zuvor in Gävle (Schweden) mit 21 Medaillen sowie Platz eins im Medaillenspiegel und in der Nationenwertung ist außer Reichweite – zu unterschiedlich ist die Ausgangslage. Aber vielleicht gelingt einigen Talenten in Tallinn zur rechten Zeit die Leistungsexplosion. Wie 2019 Hindernisläufer Frederik Ruppert (SC Myhl LAC), der auf der Zielgerade an allen Konkurrenten vorbeisprintete. Oder Speerwerferin Annika Fuchs (SC Posdam), die in Runde eins mit dem Goldwurf die Konkurrenz schockte.

Deutscher Livestream für D-A-CH

Alles ist möglich – das gilt wohl für keine Titelkämpfe so wie für U23-Europameisterschaften. Und Fans zuhause können live mitverfolgen, wie die jungen Athletinnen und Athleten den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen: Auf Initiative des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV) sowie mit Unterstützung der European Broadcasting Union (EBU) und European Athletics bieten DLV, ÖLV und Swiss Athletics gemeinsam einen deutschsprachigen Livestream von der U23-EM in Tallinn an.

Auf der EBU-Plattform eurovisionsports.TV wird dieser Livestream die Athletinnen und Athleten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in den Mittelpunkt rücken. Zwei Experten aus Österreich kommentieren die Wettbewerbe und werden in der Mixed Zone auch die erfolgreichsten Teilnehmer aller Nationen vor das Mikrofon und die Kamera holen.

Die Links zum Livestream und zu Live-Ergebnissen finden Sie rechtzeitig auf leichtathletik.de. Und darüber hinaus wie gewohnt aktuelle Berichte zum Abschneiden aller deutschen Athletinnen und Athleten sowie jede Menge Bilder aus Tallinn.

U23-EM 2021 Tallinn

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