50 Jahre Volkslauf in Berlin
Eigentlich begann in Berlin alles - wenn man von der "Geburt" und Entwicklung des Volkslaufs spricht - am 7. Januar 1964. Der Sportreferent der Freien Universität Berlin Hartmut Lehmann lud zu einem Ausscheidungslauf am 9. Februar 1964 ein, die Kommilitonen sollten sich, wenn sie an einem internationalen Studentenlauf in Le Mans (Frankreich) am 23. Februar 1964 teilnehmen wollen, an der BAK-Waldlaufserie (2. Lauf) sich beteiligen, um sich zu qualifizieren.
Für die Freie Universität Berlin war die Teilnahme in Le Mans ein großer Erfolg, denn Hartmut ("Ete") Lehmann - der Sportreferent der FU Berlin - gewann das Rennen und die FU-Mannschaft wurde Zweite. Das ist wohl ein schöner Erfolg für die Berliner - aber wichtiger war für einige der Berliner Teilnehmer die Erkenntnis, einen derartigen Lauf - quer durch das Gelände, bergauf, bergab, über Wiesen, Sand, über Hindernisse und durch Schlammlöcher auch in Berlin zu veranstalten. Zunächst war es eine fixe Idee, weil man bisher auf "geharkten" Waldwegen lief - jetzt sollte es aber quer durch Wald und Flur gehen - "Cross-Country"!
Schon im April 1964 schrieb das FU-Sportreferat an die Berliner Vereine, dass man plane am 8. November 1964, kurz nach den Olympischen Spielen, "in Verbindung mit dem Berliner Leichtathletik-Verband", einen "Querfeldeinlauf" durch den Grunewald "auf schwerem Gelände" mit möglichst großer Beteiligung der Bevölkerung zu veranstalten. Es wurden nicht nur die Berliner Leichtathletik-Vereine angeschrieben, sondern alle "sportlich Interessierten, die Ruderer, Kanuten, Radfahrer, die Garnisonen der westlichen Schutzmächte sowie die Abteilungen der Berliner Polizei.
Erstmals Angebot für vereinslose Läufer
Das war neu, denn bisher gab es Läufe nur für vereinsgebundene Mitglieder. Neu war auch, dass jeder im Ziel eine Anstecknadel erhalten sollte, Mannschaften (vier Läufer) einen Pokal. Unterschrieben hatten dieses Schreiben der Sportreferent der Freien Universität Berlin Hartmut Lehmann, Bernd Hartmann und Horst Milde.
Die Resonanz war positiv. Hans Rieke der Sportwart des Berliner Leichtathletik-Verbandes half sogar bei der Ausgestaltung der offiziellen Ausschreibung. Man betrat Neuland durch die Beteiligung von Vereinslosen. Hans Rieke genehmigte die Veranstaltung mit dem bemerkenswerten Satz: "Die Studenten haben eh' nen Jagdschein"!
Aus heutiger Sicht nicht mehr verständlich: Es gab drei Wettbewerbe: Einen Volkslauf über 4,9 Kilometer, einen Jugendlauf über 2,5 Kilometer und einen Hauptlauf ("Cross der Asse") über 9,9 Kilometer, aber keinen separaten Frauenlauf.
Die Werbung für dieses Ereignis war unüblich, auf dem Kurfürstendamm wurden Handzettel verteilt, beim Fußball-Bundesligaspiel von Hertha gab es Werbezettel und Ansagen, in den Mensen der Universitäten wurden die Ausschreibungen ausgelegt und ausgehängt, gelbe Werbeposter hingen in Sportgeschäften aus, was auch bisher nicht üblich war. Und die Medien zogen mit. Alle Zeitungen und Radiosender berichteten schon in Vorschauen auf dieses außergewöhnliche Ereignis, das den "vereinslosen Bürger der Stadt" ansprach.
Premiere großer Erfolg
Am 8. November 1964 war es dann soweit: Am Auslauf der Rodelbahn am "Trümmerberg" im Grunewald war viel los, als um 10 Uhr der erste Startschuss fiel: Die Strecke hatte Rolf-Dieter Kohls, ein bekannter Berliner Langstreckler ausgesucht, der das Gelände wie seine Westentasche kannte. Es ging tatsächlich über Stock und Stein, Berge rauf und runter, durch tiefen märkischen Sand, (das war das Panzerübungsgelände der englischen Alliierten), über gefällte Bäume, die der Förster auf Wunsch dort an einigen Stellen platzierte: Mit 700 Teilnehmern war es ein überwältigender Erfolg für die Öffentlichkeit und die Fachwelt.
Ekkehard zur Megede, berühmter Fachjournalist des "Tagesspiegel" und der IAAF schrieb am nächsten Tag mit der Überschrift: "Da flog der Tümmler an dem Hecht vorbei", denn Bodo Tümmler (SCC), der aufstrebende deutsche Mittelstreckenstar, "flog gerade mit den Sätzen eines Delphins" an den bekannten Berliner Langstreckler Bernd Dieter Hecht (PSV) heran und schlug ihn im Zielsprint. Rainer Podlesch (Zehlendorfer Eichhörnchen), amtierender Steher-Weltmeister, siegt im Volkslauf. Die Begeisterung der Teilnehmer war überwältigend, die Presse überschlug sich in Lobeshymnen zu der Initiative der Studenten. Gerhard Schlegel, der Vorsitzender des Berliner Leichtathletik Verbandes gratulierte und beglückwünschte zum "schönen Erfolg": "Nun werden wir den Cross-Country-Lauf ganz gewiß als Standard-Veranstaltung in das Leichtathletik- Programm eines jeden Jahres aufnehmen."
Gleichzeitig wurde mit diesem Lauf auch eine weitere Initiative realisiert, so dass ab dem Zeitpunkt jeden Sonnabend um 15 Uhr ein Training an diesem Ort für Jedermann angeboten wurde. Es war der Vorläufer, des viel später eingeführten heute sehr populären Lauftreffs.
1965 wiederholte das FU Sportreferat die Veranstaltung. Hier verdoppelte sich die Beteiligung schon auf 1.800 Teilnehmer und hier war auch schon auf den Werbepostern das "Logo" der Veranstaltung zu erkennen - das Wildschwein! Dieses nette Tier war ständig an der Laufstrecke zu finden und wühlte den Rasen am Auslauf der Rodelbahn auch regelmäßig auf der Suche nach Engerlingen um. Ein Partner der Veranstaltung war die Berliner Boulevardzeitung die "BZ", die Fähnchen für die Streckenbeschilderung spendierte. Hier half die Sportredakteur Ekkehard Reinke, dessen Frau eine bekannte lokale Langstreckenläuferin wurde .
Richtungsänderung in der Leichtathletik
Die beiden ersten Cross- Läufe 1964 und 1965 der FU Berlin mit der Teilnahme von "Jedermann" wirbelten innerhalb des Verbandes die Veranstalterstrukturen ziemlich durcheinander und zeigten mit deren Initiativen ein Richtungsänderung der Leichtathletik an - den Weg zum Breiten - und Gesundheitssport für die Bevölkerung.
Ab 1966 übernahm der SCC den Crosslauf von der FU, führte aber die Kooperation mit dem "Institut für Leibeserziehung der FU Berlin" fort.
In Bobingen findet am 21. September 2013 das 50-jährige Volkslauf-Jubiläum mit einem DLV-Festakt und als Erinnerung an den 1. Volkslauf 1963 die Deutschen Meisterschaften über 10 Kilometer statt. Am 13. Oktober 1963 fand in Bobingen/Bayern der erste Volkslauf statt, eine Bezeichnung, an die man sich damals erst noch gewöhnen musste. Otto Hosse, der spätere DLV-Volkslaufwart von 1965 - 1992, und Herwig Leiter gehörten zu den Geburtshelfern der neuen Laufidee. Als man in Berlin am 8. November 1964 den 1. Berliner Cross-Country-Lauf aus der Taufe hob, war der Lauf von Bobingen hier völlig unbekannt, da natürlich die Presse in Berlin davon keine Notiz nahm. Insofern kann man den Berliner Lauf auch wie Bobingen als Geburtshelfer der deutschen Volkslaufbewegung ansehen.
Der SCC übernahm nicht nur den Crosslauf in seine Regie, sondern führte am 26. März 1966 auch den "1. Berliner Volksmarsch/Gehen" über 15 Kilometer mit 520 Teilnehmern ein und dann am 10. Juni 1967 den "1. Berliner Volkslanglauf über 10 Kilometer" durch den Grunewald . Er entwickelte sich zum "Platzhirsch" unter den Breitensport-Veranstaltern in Berlin. 1971 gewann man als Partner wieder die Zeitung "BZ" mit der die Volkswanderung über 25 Kilometer "Rund um die Grunewaldseen" durchgeführt - mit bis zu 10.000 Wanderern, hier wurde das Sportfest zu einem Volksfest mit Musik.
1974 fand 1. Berliner Volksmarathon statt
Die anderen Berliner Vereine taten sich zunächst schwer, Volksläufe zu organisieren. Einer der ersten Vereine war der BFC Preußen in der Malteserstraße, der seinen Volkslauf ab 1968 zu einer Institution ausbaute. Andere Vereine folgten erst Anfang der 70er Jahre - so am 30. September 1973 der 1. Volkslauf des Nordens von "Rehberge" der 1. Parklauf von NSF am 17. März 1974, die OSC Volksläufe ab 3. März 1974.
Es gehörte aber dann zum guten Ton, dass die Vereine jetzt begannen, Volksläufe anzubieten, sowohl für ihre eigenen Mitglieder als auch für die Bevölkerung, um sich damit in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Winterlaufserien der LG Süd, Straßenläufe des BSV 92, ASC Spandau, SC Siemensstadt, der Meilenlauf in Lichtenrade u.a.m. prägten das Bild in der Volkslauflandschaft.
Für Otto Hosse und seinen "Volkssportkalender" existierte der LV Berlin gar nicht. Bis zum Jahr 1968 fanden in seinem Volkssportkalender gar keine Läufe in Berlin statt, obwohl es sie gab. Berlin lag eben damals "zu weit weg". In Berlin hatte der SCC am 13. Oktober 1974 schon seinen "1. Berliner Volksmarathon" auf die Beine gestellt mit 286 Teilnehmern und 244 Läufern/-innen im Ziel. 1976 folgte der Spandauer Marathon ebenfalls für Breitensportler. Die Berliner Laufszene erlebt einen massiven Aufschwung als die französischen Alliierten 1980 beschlossen, einen Lauf nach dem Muster "Paris-Versailles" in Berlin quer durch die Innenstadt auf die Beine zu stellen, in Zusammenarbeit mit dem BLV und dem LSB. Allerdings nahmen sie keine Rücksicht auf Polizei und Vorrechtstermine - was sie anordneten, musste gemacht werden.
Marathon durch die Stadt verursachte zunächst Ärger
Die "25 Kilometer de Berlin" ab Mai 1981 wurden eine Erfolgsgeschichte. Der Berlin-Marathon zog nach und beantragte gleich bei der Polizei ebenfalls durch die Stadt zu laufen, was zunächst viel Ärger mit den Behörden hervorrief - heute ist der Berlin-Marathon DAS sportliche Aushängeschild der Stadt.
Berlins sportliche Vergangenheit ist eng mit der Entwicklung des Laufsports verbunden - schon vor/nach 1890 gab es viele große Läufe auf den Straßen und im Grunewald, ab 1908 war die Staffel "Potsdam-Berlin" ebenfalls ein "Leuchtturm" der Laufgeschichte mit Tausenden von Teilnehmern und vielen Zuschauern. Insofern ist die Entwicklung Berlin im Laufsport jetzt mit den größten Läufen in Deutschland verbunden, dem Berlin-Marathon, dem Berliner Halbmarathon, dem AVON Frauenlauf, der Teamstaffel, der MINI-Marathon der Schulen, dem BIG 25-Kilometer-Lauf, den 10-Kilometer-Läufen von SCC und "Berlin läuft".
John Kunkeler, Marathonläufer zuerst beim BSV 92, dann beim SCC, war für Jahre auch Volkslaufwart beim BLV. Er war innovativ für die Berliner Läuferszene tätig. Die BSV-Winterserie, als Vorbereitung für die Frühlingsläufe, brachte er zu voller Blüte, den "10 Meilenlauf" des BSV 92 (nach Muster Borgholzhausen) initiierte er, der "Anglo-German"-Laufserie der Engländer auf dem Maifeld am Olympiastadion stand er vor. Auch ein Lauf-Auswertungs- und Erfassungsprogramm und Ergebnislisten für die Berliner Läufe geht auf sein innovatives Konto. Ebenso den "Berlin-Cup" mit einem Punktsystem für 12 verschiedene Berliner Läufe (u.a. nach Fritz Orlowskis "Spiridon-Cup" mit einer Wertung für 10km, Halbmarathon und Marathon) unterschiedlicher Distanzen entwickelte er und verschaffte damit den einzelnen Läufen einen neuen Anreiz
Die Berliner Volksläufe 1987 (Ausschnitt) des Berliner Leichtathletik-Verband (West)
- Winter-Straßenpreis BSV 1892
- Volkslauf SC Siemensstadt
- Volkswanderserie LG Süd
- Volkslauf um die "Rixdorfer Höhe" der NSF
- 25 km Lauf SCC "Arthur Lemcke"
- Berliner Volkslauf im Tiergarten SCC
- OSC Volkslauf
- ASV Volkslauf "Gerhard-Schlegel-Gedächtnislauf"
- Spandauer Marathonlauf
- Berliner Volkswandern BZ-SCC
- Die Lichtenrader Meile
- Straßenlauf durch Frohnau - SC Tegeler Forst
- AVON Frauenlauf SCC
- City-Lauf über den Kurfürstendamm BSV 1892
- Abendlauf über 15 km LC Stolpertruppe
- Volkswandertag TuS Lichterfelde
- Mit dem SCC in die Ferien auf dem Kurfürstendamm
- Straßen-Nachtlauf "Lange Nacht von Reinickendorf TSV Wittenau
- Berliner Halbmarathon SCC
- Wandertag der Berlin - LG Süd
- 25km Straßenlauf BSV 1892
- Volkslauf des Nordens BSC Rehberge
- Volks-Straßenlauf Sonnenallee-Meile NSF
- Volkslauf und Wandern des ASC Spandau
- Berlin-Marathon des SCC
- Volkslauf des SC Siemensstadt
- Volkslauf des TSV Wittenau
- Volkslauf der LG Süd
- Volks-Crosslauf im Jahnpark TuS Neukölln
- Cross-Country-Lauf SCC
- Herbstwaldlauf SC Tegeler Forst
- Parklauf des BFC Preußen
- Silvesterlauf des SCC
Viele Läufe von rührigen Veranstaltern sind entstanden - und auch wieder verschwunden, die Laufszene an der Basis verändert sich ständig und setzt immer wieder neue Impulse.
Die Läufe in Berlin (Ost) ein Überblick (Ausschnitt)
- Berliner Team-Marathon (1979-2009) - Roland Winkler war lange der Veranstalter
- Hellersdorfer Marathon (1995-2000)
- 100km-Lauf Grünheide (seit 1977) seit 1992 in Kienbaum - Wolfgang Kahms
- Frühjahrsmarathon "Rund um den Kulturpark" (1975-?)
- Veteranen-Marathon Wuhlheide
- Lichtenberger Marathon (1981), daraus entstand ab 1982 der Berliner Friedenslauf
- Straßenläufe von Einheit Berliner Bär (EBB) im Plänterwald (10/20km) - begannen Ende der 60er Jahre
- 25km-Lauf "Quer durch Weißensee" - Beginn am Ende der 60-er Jahre
- Serien-Cross-Lauf Buschallee(6/12km) - Beginn am Anfang der 60-er Jahre
- Diverse Stundenläufe (Paarläufe, Gewichtsläufe, Läufe mit Musik von vielen Sportgemeinschaften veranstaltet (Mitte der 60er Jahre).
- Werner-Seelenbinder-Gedenklauf "Rund um die Müggelberge" (11-22-33km) - seit 1983
- Willi-Sänger-Gedenklauf im Plänterwald (8km) - mindestens Anfang der 60-er Jahre
- Berliner Bergmeisterschaft an der Oderbruchkippe (15km) - seit 1980.
- Schloßparklauf Biesdorf (10km-Halbmarathon)
- Birkenwäldchenlauf (10/20km)
- Pfannkuchenlauf in Pankow (6km)
- HfÖ-Läufe im Stadtpark Lichtenberg (meist 15km)
- Silvesterläufe (im Plänterwald, in Weißensee)
Folker Lorenz entwickelte Straßenläufe im Plänterwald und auch den Kulturparkmarathon im Plänterwald (ab 1975). Seriencross-Läufe in der Buschallee in Weißensee wurden von Jürgen Friede entwickelt ( "Quer durch Weißensee"), Werner Zock war einer der Motoren der Laufbewegung und er war auch gleichzeitig Sprecher in Ost-Berlin.
Die Laufbewegung in Ost-Berlin (vor 1990) entwickelte sich unabhängig vom Geschehen im "Westen", wie die kurze Aufzählung zeigt. Nur beim Marathon schaute man "über die Mauer" und begann zunächst den Lichtenberger Marathon (1981) zu organisieren, daraus entstand ab 1982 der Berliner Friedenslauf, der unterschiedliche Distanzen anbot bis zum Marathon. Beim IOC-Kongress 1987 nahmen damals Zehntausende von Läufern teil.
Dieser Überblick über das Laufgeschehen seit 1964 in Berlin kann nur ein kleiner Ausschnitt der Laufgeschichte sein - ohne Vollständigkeit von Namen, Zahlen und Daten. Viele der Läufe sind inzwischen verschwunden, viele der Organisatoren sind verstorben, ihre Geschichte hat keiner dokumentiert, Unterlagen und Dokumente sind vernichtet worden.
Insofern bedarf dieser Überblick einer weiteren Überarbeitung um Namen, Daten und Ergebnisse zu vervollständigen und denen ein Denkmal zu setzen, die ihre Ideen und Arbeitskraft für den Laufsport eingesetzt haben. Die nachfolgenden Generationen sollten den Begründern der Laufbewegung dankbar sein und helfen, die Geschichte aufzuarbeiten.
Das Sportmuseum Berlin - AIMS Marathon Museum of Running hat viele Dokumente des Laufsports und der Leichtathletik in den Archiven gesammelt und bewahrt. Herwig Leiter aus Bobingen stellte vor längerer Zeit eine der von Otto Hosse für die DLV-Veranstalter genutzten "Stempeluhren" mit den Muster-Startkarten dem Museum zur Verfügung - mit der Original Transport-Holzkiste. Daneben steht die Zeitmessung des Champion-Chip Systems. Schon diese Ausstellungsstücke zeigen den großen Wandel, den der Laufsport auch technisch in den letzten 50 Jahren durchgemacht hat.
Otto Hosse, Herwig Leiter und anderen ist zu danken für ihren unermüdlichen Einsatz für die Entwicklung des Laufsports in Deutschland - Otto Hosse hat immer darunter gelitten, daß er zwar jahrelang der DLV-Volkslaufwart war, aber nie Mitglied des Präsidiums werden konnte. In den jährlichen Volkslaufwartesitzungen ging es teilweise hoch her, wenn die diversen Meinungen und Auffassungen aufeinanderprallten. Die Einbringung des "Härtefonds des DLV" war ein wichtiger Impuls der Volkslaufwarte und deren Einsicht, auch die Risiken des Laufes zu erkennen. Der DLV verdankt der Arbeit der Volkslaufwarte seinen heutigen Reichtum an Laufsportveranstaltungen.
Der DLV und auch die meisten der Landesverbände haben allerdings den Wert und das Entwicklungspotential des von der Basis entwickelten Volkslaufs eher unterschätzt, aber letztlich doch noch rechtzeitig erkannt.
Wenn heute in der Öffentlichkeit und den Medien über Leichtathletik gesprochen wird, dann über den Wert und die Vielfalt des Laufsports, insbesondere jetzt auch über den Gesundheitswert und Prävention durch den Laufsport. Großveranstaltungen wie in Berlin, Hamburg oder Frankfurt sind die Leuchttürme der Sportart. Der Werbewert ist unbezahlbar.
Wie wenig man sich 1974 vorstellen konnte, dass aus einem Lauf mit 286 Teilnehmern sich ein Marathon mit über 40.000 Läuferinnen und Läufern entwickeln würde, so wird sich auch der Laufsport in Zukunft weiterentwickeln, es müssen sich aber genügend "Visionäre" dafür engagieren.
Den Vätern und Müttern der Laufbewegung von Bobingen 1963 und Berlin 1964 sei der Dank für ihr Engagement und Einsatz geschuldet.
Autor: Horst Milde, Berlin