50 Jahre Volkslauf in Westfalen
Der Lauf am 13. Oktober 1963 in Bobingen (Bayern) ging als erster Volkslauf in die Geschichte ein. Otto Hosse, der spätere erste Volkslaufwart des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), und sein Freund Herwig Leiter hatten die Idee des Volkslaufs aus der Schweiz übernommen.
1958 nimmt Karl Nagel, ein Urgestein der westfälischen Leichtathletik und im DLV Sprecher der LAUF- und (Nordic-)Walking-TREFFs, damals in der Eidgenossenschaft arbeitend, an einem Volkslauf in der Schweiz teil. Er zahlt ein relativ hohes Startgeld, bleibt im zeitlichen Limit und erhält eine Medaille. Seine Freunde im ETV Dottikon sind voller Skepsis. Man spricht von "gekauften", nicht erstrittenen, Auszeichnungen. Doch die Volkslaufidee setzt sich durch.
Bereits 1947 fand in Paderborn ein Straßen- und Volkslauf statt. Der Lauf führte vom Westerntor über die Promenade rund um die Stadt (heute: innerer Ring) zurück ins 3,35 km entfernte Ziel am Westerntor. Dieser Lauf, dessen Streckenlängen im Laufe der Jahre variierten, wird in vielen Publikationen als der älteste Volks- und Straßenlauf in Westfalen bezeichnet. 2013 findet bereits die 67. Auflage des Osterlaufes statt.
Ansonsten waren quasi von Anfang dabei: der Hochsauerlandlauf (Winterberg-Altastenberg), der 2013 in seiner 51. Auflage ausgetragen wird, der Herbstwaldlauf in Fretter (49), der Parklauf in Dortmund (48) und der Hagener Volkslauf (46), den Gerhard Paul ins Leben rief.
1965 wurde der Volkslauf in das Wettkampfprogramm des DLV aufgenommen. 1971 wird Gerhard Paul (Hagen) der erste westfälische Volkslaufwart. Ihm folgen Bernd Hanses (1987 - 2001, Halver), Horst Sobieroy (Senden) und seit 2008 Leo Monz-Dietz (Dorsten).
Die erste Ausgabe eines Laufkalenders gab es 1971 mit dem "Treffpunkt der Volkssportfreunde" (Auszüge siehe Anhang). Gerhard Paul legte den ersten 34-seitigen Volkslaufkalender unserer Region auf. Immo Herden war von 1971 bis 1999 ehrenamtlich für die Redaktion und den Druck verantwortlich. Er hat mit seiner Arbeit den Laufkalender für Läufer unentbehrlich gemacht. Seit 2000 wird diese Publikation über die FLVW Geschäftsstelle koordiniert.
1973 wurde in Dortmund von Enzio Busche der erste Lauftreff gegründet.
Sollzeiten sind nicht mehr aktuell
Als Mindestleistung werden in den ersten Jahren des Volkslaufes Sollzeiten in den Läufen der Erwachsenen und für alle Gehwettbewerbe festgesetzt. Bei ebenem oder leicht hügeligem Gelände betragen sie für das Laufen: Männer, Hauptklasse: 6:00,0 Minuten pro Kilometer / Frauen, Hauptklasse: 6:30,0 Minuten pro Kilometer usw., je Altersklasse gibt es zeitliche Aufschläge. Wer im Limit bleibt, erhält eine Medaille oder eine andere Auszeichnung, die preislich in einem Verhältnis zum Startgeld steht. Von dieser Regelung hat man sich immer mehr verabschiedet und sich mehr und mehr dem Wettkampfmodus zugewandt.
Eine Erfolgsgeschichte
Werden Erfolge nach Teilnehmerzahlen bewertet, so ist der Volkslauf eine Erfolgsgeschichte (siehe Anhang). Bis 2004 vermehrte sich fast ununterbrochen sowohl die Anzahl der angebotenen Volksläufe als auch die Gesamtteilnehmerzahl. Verstärkt wurde dieser Trend durch die allgemeine Fitnesswelle. Bereits Anfang der sechziger Jahre berichteten die Medien über einen möglichen Zusammenhang zwischen Bewegungsmangel und bestimmten Krankheiten.
Deshalb ist bei den Volksläufen der Gedanke der Gesundheitsvorsorge von besonderer Bedeutung. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden klimatischen Bedingungen finden deshalb auch die meisten Volksläufe im Frühjahr und Herbst statt. Nach leicht rückläufigen Teilnehmerzahlen gelang 2011 eine Trendwende.
Die teilnehmerstärksten Volksläufe, die durch das Gebiet des Westfälischen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes führen, sind der Karstadt Marathon (2004/2005, Dortmund/Oberhausen - Essen) mit 17.000 Teilnehmern, der Hermannslauf (seit 1971, Detmold - Bielefeld, 7500), der Paderborner Osterlauf (7200), der Silvesterlauf Werl - Soest (7000) und B2Run in Dortmund (6000).
Anlässlich des 50jährigen Volkslaufjubiläums wird in Verbindung mit "100 Jahre Staumauer am Möhnesee" ein "Jahrhundertlauf" geplant.
Vielleicht wird bei den zahlreichen Veranstaltungen in den kommenden Jahren wieder einmal ein Talent wie Klaus-Peter Hildenbrand entdeckt, der 1969 bei einem Volkslauf im Rheinland auffiel, am 5. Juli 1976 in Stockholm über 5.000 m 13:13,69 min lief und kurz danach Olympiadritter in Montreal wurde.
Autor: Leo Monz-Dietz (Straßen- und Volkslaufbeauftragter des FLVW, Teamleiter Lauf NRW)