Polen sind ein heisser Tipp für München
Das hätte man vor der Hallen-EM auch nicht gedacht - die Polen holten im März in Wien vier mal Gold, ein mal Silber und zwei mal Bronze. Dabei beherrschten vor allen Dingen die Herren über 200, 400, 800 Meter und der Staffel das Geschehen. Es war die erfolgreichste Hallen-EM für das Land in Ost-Europa seit 1980. Und man kann durchaus davon ausgehen, dass es für die Athleten aus Warschau, Krakau und Slubice in München so weiter gehen wird.
Pawel Czapiewski will in München wieder so schön jubeln (Foto: Kiefner)
Die Titelträger Marcin Urbas (200 m), Marek Plawgo (400 m), die 4x400-Meter-Staffel und Pawel Czapiewski, der über 800 Meter in der Ferry-Dusika-Halle sogar Landesrekord lief, wollen wieder kräftig mitmischen. Dabei ist Marek Plawgo eigentlich ein 400-Meter-Hürdenläufer. 2001 steht er mit 48,16 in den Bestenlisten, dies bedeutete Landesrekord und in diesem Jahr kam er in 48,25 Sekunden in Ostrava schon nahe an seine Bestzeit heran. Doch der nächste 400-Meter-Läufer steht schon in den Startlöchern. Piotr Rysiukiewicz kam in Wien auf Rang vier über 400 Meter und darf nicht unterschätzt werden. Urbas sprintete in diesem Jahr bereits 20,40 Sekunden, in der aktuellen europäischen Bestenliste folgen der 20-jährige Marcin Jedrusinski in 20,54 und Plawgo in 20,61 Sekunden. Stark im Nachwuchs
Schon bei den Nachwuchsmeisterschaften 2001 zeigte sich deutlich, woher der Wind weht bei den Polen. Herausragend bei der U23 EM in Amsterdam waren die Sprinter und Läufer. Insgesamt holten die Nachwuchleute fünf Goldmedailen, drei mal Silber und vier mal Bronze.
Und bei den U18-Weltmeisterschaften hamsterten mit Karol Grzegorcyk (46,90 sek) und Piotr Kedzia (47,12) auch schon die Jüngsten einen Doppelsieg über 400 m. Polen avancierte in den vergangenen Jahren zu einer absoluten Hochburg in dieser Disziplin und Irena Szewinska, ehemalige Topläuferin über 400 Meter und heutige Präsidentin im Polnischen Leichtathletikverband ist überzeugt: "Wir sind auf dem richtigen Weg für München."
Nicht nur die Läufer sorgen für Furore
Doch nicht nur die Läufer sorgen für Furore. Im Hammerwerfen werden sie in jedem Fall ein Wörtchen mitreden wollen im Olympiastadion. Auch wenn Olympiasieger und Weltmeister Szymon Ziolkowski offensichtlich noch nicht seine Bestform erreicht hat und bisher mit 79,78 Metern in den Listen steht, wird er es sich nicht nehmen lassen, um eine Medaille zu kämpfen.
Und Polens zweiter Olympiasieger, Robert Korzeniowski gehört zu den Topfavoriten im Gehen über 20 und 50 Kilometer. Es ist davon auszugehen, dass er über beide Strecken antreten wird.
Bei den Springern ragt Grzegorz Sposob mit 2,30 Metern heraus. Auch er brachte diese Leistung in Ostrava. Bester Speerwerfer ist im Augenblick Dariusz Trafas mit 86,77 m.
Bei den Frauen sieht es nicht ganz so gut aus. Hier gibt es einige hoffnungsvolle junge Athletinnen, die im Kampf um die Medaillen allerdings sicher noch nicht eingreifen können. Dabei gibt es einige herausragende Einzelathletinnen. Kamila Skolimowska, die Junioren-Weltrekordhalterin, die 2001 71,71 Meter warf, wird sicher ihre Ansprüche auf Edelmetall deutlich machen. Auch Monika Pyrek, in der Stabhochsprungszene mit ihrem Rekord von 4,61 Metern keine Unbekannte, könnte im Kampf um Edelmetall eingreifen. Im Augenblick steht sie mit 4,57 Metern an Nummer drei der europäischen Bestenliste. Zu beachten wird auch die 25-jährige Lidia Chojecka über 1500 Meter sein. Die Polin lief in Hengelo Anfang Juni bereits 4:06,17 Minuten. Und dies war sicher noch nicht ihr letztes Wort. Endlaufkandidatinnen über 400 Meter Hürden in München könnten Anna Olichwierczuk und Malgorzata Pskit sein.
Ursula Kaiser