Bryan Clay lässt Dampf ab
Der Zehnkampf gilt als die "Königsdisziplin" der Leichtathletik. Doch in den USA sind die Mehrkämpfer nicht sonderlich gefragt. Bryan Clay, der amtierende Weltmeister, redete sich in diesen Tagen seinen ganzen Frust von der Seele. "Wir Mehrkämpfer", klagte er, "haben viel zu wenig Unterstützung." Darum sei es auch sehr schwer, sich für die US-Meisterschaften in Indianapolis zu motivieren.
Bryan Clay ist mit der Situation in den USA nicht zufrieden (Foto: Krebs)
Mit 26 Jahren weiß der Mann aus Austin, wovon er spricht. "In Europa", verkündete Bryan Clay, "ist das Interesse an unserem Sport bedeutend größer." Noch im Mai gewann er das traditionelle Meeting in Götzis (Österreich) mit 8.677 Punkten, der bis dato besten Leistung in dieser Saison, und quartierte sich dann beim Tschechen Roman Sebrle ein, denn bei aller Rivalität verstehen sich die beiden prima. In Prag bereiteten sie sich gemeinsam auf die kommenden Aufgaben vor.Bryan Clay ärgert sich über das geringe Interesse in den Staaten. "Du musst mit gehobenem Kopf ins Stadion gehen und deinen Job erledigen und hoffen, dass irgendwer wach wird und merkt, wie hart wir arbeiten, wie hart unser Sport ist, und dass wir dafür wenigstens ein bisschen Resonanz bekommen", wetterte er im Vorfeld der Titelkämpfe, die gestern begonnen haben und am Sonntag enden werden. Der Zehnkampf findet am Freitag und Samstag statt.
Der US-Meister und Olympia-Zweite von Athen 2004 ist ungeachtet der bescheidenen Resonanz dafür, dass der Zehnkampf weiterhin im Rahmen der "US Championships" ausgetragen wird. Ein reines Mehrkampf-Meeting lehnt er ab. In Indianapolis will Bryan Clay seinen Titel verteidigen. Tom Pappas, der Ex-Weltmeister von 2003, und Trey Hardee von der University of Texas, der Anfang April mit 8.465 Punkten einen neuen College-Rekord aufstellte, sind seine schärfsten Konkurrenten.