Kamghe Gaba - "Noch in der Freude"
Der Frankfurter Kamghe Gaba war mit seinem Titelgewinn über 400 Meter bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm mit seiner neuen Bestzeit von 45,47 Sekunden am Sonntag ein Lichtblick, auch mit Richtung zur Europameisterschaft in Göteborg (Schweden; 7. bis 13. August). leichtathletik.de hat einen Tag nach dem Erfolg bei dem 22-Jährigen noch einmal nachgefragt.
Kamghe Gaba lieferte in Ulm eine starke Vorstellung ab (Foto: Chai)
leichtathletik.de:Kamghe Gaba, seit dem Titelgewinn in Ulm am Sonntag sind nun einige Stunden vergangen. Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?
Kamghe Gaba:
Ich habe bereits in die Zeitung geschaut und dort war ein schöner Artikel drin. Ich lasse den Erfolg noch nachwirken und ich bin rundum zufrieden. Momentan bin ich einfach noch in der Freude, nachdem das alles gerade erst passiert ist. Am Montag und Dienstag habe ich nun frei. Die Zeit nutze ich zum Entspannen. Am Mittwoch geht es mit dem Training wieder los. Ich denke, ich werde mich jetzt gut auf die EM vorbereiten können.
leichtathletik.de:
Hatten Sie mit der Zeit, die im Donaustadion auf der Uhr stand, rechnen können?
Kamghe Gaba:
Nein, überhaupt nicht. Die Zielstellung für dieses Jahr war allerdings schon eine Zeit von 45,5 Sekunden. Dass es damit jetzt schon bei den Deutschen Meisterschaften klappt, hat mich sehr überrascht. Es war für mich auch unerwartet, dass die Leistungen in dem Rennen insgesamt so stark waren. Ich hoffe, dass ich jetzt bei der EM noch ein kleines Stückchen draufsetzen und eine neue Bestzeit anbieten kann.
leichtathletik.de:
Wie war der Lauf in Ulm für sie vom Gefühl her? Haben Sie sich schon am Limit gefühlt?
Kamghe Gaba:
Es hat sich wunderbar angefühlt. Ich denke, ein, zwei Zehntel könnte man bestimmt noch rauskitzeln. Ich habe mir den Lauf gut eingeteilt. Ich wusste, dass wir am Anfang etwas Gegenwind haben würden. Deshalb bin ruhiger angegangen und habe dann versucht, als es in die Kurve hineinging, etwas gleichmäßiger zu beschleunigen, was ich sonst immer ein bisschen hektisch mache. Zum Ende hat es gepasst, ich hatte noch die nötige Power. Es ging mir in diesem Moment nur um den Sieg, die Zeit hatte ich dann erst im nachhinein mitbekommen.
leichtathletik.de
Wie sieht jetzt Ihr Fahrplan Richtung Göteborg aus?
Kamghe Gaba:
Wir werden versuchen, die verbleibende Zeit komplett für das Training zu nutzen. Momentan habe ich nur ein 200-Meter-Rennen in Leverkusen (28. Juli) konkret geplant, denn die 400 Meter zehren doch schon an den Kräften, was ein oder zwei Einheiten kosten würde. Wir konnten in den letzten drei Wochen nicht ganz so trainieren, wie wir es uns vorgenommen hatten. Es ist jetzt die Zeit, um das nachzuholen und hoffentlich gestärkt nach Göteborg zu fahren.
leichtathletik.de
Sie haben bereits bei der U23-EM und auch bei der U20-EM Medaillen geholt. Die Europameisterschaft ist jetzt ein richtiges Großereignis. Was nehmen Sie sich für Göteborg vor?
Kamghe Gaba:
Wenn ich Vor-, Zwischen- und Endlauf in dieser Qualität wieder anbiete, dann kann bei der EM etwas ganz Ordentliches herausspringen. Mein Ziel ist es, in den Endlauf zu kommen. Wenn ich das schaffe, dann mal sehen...
leichtathletik.de:
Sie standen bis vor gar nicht so langer Zeit auch im Berufsleben. Können Sie sich inzwischen ganz auf den Sport konzentrieren?
Kamghe Gaba:
Mittlerweile ist es professioneller. Ich bin seit Oktober letzten Jahres bei der Bundeswehr, deshalb kann ich mich jetzt zu hundert Prozent auf den Sport konzentrieren, morgens ausschlafen… Es passt momentan wunderbar.
leichtathletik.de:
Können Sie ihren Leistungssprung auch konkret daran festmachen?
Kamghe Gaba:
Es hat auf jeden Fall stark dazu beigetragen, da auch das Training qualitativ viel besser geworden ist. Das ist schon einer der großen Punkte.
leichtathletik.de:
Welche kleinen Punkte gibt es noch als Erfolgsgeheimnis neben dem großen?
Kamghe Gaba:
Wir haben am Training ein bisschen was umgestellt. Was mir zwar nicht richtig bewusst wird, aber dahinter steckt mein Trainer. Ich bin derjenige, der das Ganze dann nur' auf die Bahn bringt. Auch über die Ernährung wurde einiges gesteuert. Dort habe ich seit 2004 viel getan. All das zusammengenommen, kann man das, was jetzt passiert ist, darauf zurückführen.
leichtathletik.de
Wie sehen Sie Ihre Rolle national nach diesem Titelgewinn? Werden Sie jetzt der Gejagte sein?
Kamghe Gaba:
Wir werden uns allemal weiter gegenseitig pushen, wie man in Ulm schon gesehen hat. Der Gejagte? Okay, der Versuch ist ja immer da, den Schnelleren zu schlagen. Wir sind aber immer noch dicht zusammen. Wenn sich die anderen auch noch steigern können, wird es auf den 400 Metern in Deutschland noch spannender und enger. Zunächst einmal genieße ich aber noch die derzeitige Position und wir werden sehen, was sich in den nächsten Wochen noch so ergibt.