11,02 Sekunden! Julia Nesterenko sorgt für Staunen
Die Experten kramten sogleich die Jahresweltbestenliste 2003 hervor, blätterten eifrig in den Statistiken und staunten Bauklötze. Julia Nesterenko, 100-Meter-Siegerin beim Meeting im griechischen Rethymnon, war im Vorjahr nur mit einer mittelmäßigen Zeit von 11,45 Sekunden gelistet.
Julia Nesterenko meldet weitere Medaillenansprüche an (Foto: Chai)
Doch gestern Abend stürmte sie wie der Blitz aus den Startlöchern, lief flotte 11,02 Sekunden bei einem zulässigen Schiebewind von 1,5 Metern pro Sekunde und distanzierte die Russin Julia Tabakova (11,23 sec) und die Nigerianerin Edurance Ojokolo (11,29 sec) in lockerer Manier. Doch wer, bitte schön, ist Julia Nesterenko? Sie kommt aus Weißrussland, feierte am 15. Juni ihren 25. Geburtstag und war bisher – abgesehen vom dritten Platz über 60 Meter im Winter bei der Hallen-WM in Budapest - ein doch eher unbeschriebenes Blatt in der Szene. Das dürfte sich ändern!
Im Konzert der Großen
In Rethymnon, einem malerischen Städtchen an der Nordküste Kretas, knapp 80 Kilometer westlich des Flughafens Heraklion, spielte sie die erste Geige. Und auch in Athen will sie im Konzert der Großen ein Wörtchen mitreden.
International trat Julia Nesterenko vor diesem Jahr kaum in Erscheinung. 2002, ihrem bislang besten Jahr mit einer 100-Meter-Zeit von 11,29 Sekunden, hatte sie bei der Hallen-EM in Wien ebenso wenig das Finale erreicht wie später bei der Freiluft-Europameisterschaft in München.
Die Verbesserung auf eine Weltklassezeit gleicht nun einem Quantensprung und sorgt für breites Staunen.
Neue Konkurrenz aus Osteuropa
Ivet Lalova, die vor wenigen Tagen beim Europacup in Plovdiv in 10,77 Sekunden triumphierte, ist ein ähnlicher Fall. Auch ihr, die im Mai gerade 20 geworden ist, gelang innerhalb von zwölf Monaten eine Steigerung von 27 Hundertstel auf 10,77 Sekunden, eine Zeit, die seit dem Olympiasieg (10,75 sec) von Marion Jones anno 2000 in Sydney von keiner anderen Athletin erreicht wurde.
Die arrivierten Damen, sei es Marion Jones, die momentan andere Sorgen hat, Inger Miller, Zhanna Block, Christine Arron oder wie sie alle heißen, müssen sich warm anziehen. Da droht mit der neuen Konkurrenz aus Osteuropa ein Hauen und Stechen um die Olympia-Medaillen.