Interview mit Siebenkampf-Bundestrainer Klaus Baarck
Mit dem ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen spitzte sich die Situation im deutschen Siebenkampf weiter zu. Sabine Braun hat als Siegerin mit 6.254 Punkten das EM-Ticket nach München sicher in der Tasche. Sonja Kesselschläger besserte nach und kann nun dank ihrer neuen persönlichen Bestleistung von 6.205 Punkten als dritte DLV-Starterin neben der Wattenscheiderin und Kathleen Gutjahr (6.222 Punkte in Götzis) die harte EM-Norm des DLV anbieten. Die WM-Fünfte des letzten Jahres, Karin Ertl, muss dagegen nun alles auf den Europacup in Bydgoszcz Ende Juni konzentrieren. leichtathletik.de hat sich mit Siebenkampf-Bundestrainer Klaus Baarck über die spannende Situation mit Blickrichtung Europameisterschaft unterhalten.
Bundestrainer Klaus Baarck ist zufrieden (Foto: Chai)
leichtathletik.deHerr Baarck, die zweite Station auf dem Weg zur EM nach München, das ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen, liegt hinter den deutschen Siebenkämpferinnen. Wie fällt Ihr Fazit als Bundestrainer aus?
Klaus Baarck:
Wir haben in Ratingen zwei spannende Tage erlebt. Mit dem Gesamtergebnis sind wir zufrieden. Bei zwei Siebenkämpfen innerhalb von zwei Wochen war nicht mehr zu erwarten. Sonja Kesselschläger hat einen tollen Wettkampf abgeliefert. Sabine Braun lag im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Bei Kathleen Gutjahr, die die Norm bereits hat, war der Druck doch schon etwas weg und wir wussten, welchen Rückstand sie im Training hatte. Ich bin rundum zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben jetzt drei Normen und können beruhigt in Richtung München blicken.
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Beim Europacup in Bydgoszcz in zwei Wochen gibt es noch einen weiteren Wettkampf im Kampf um die EM-Tickets. Nachdem Sabine Braun nun fix ist für München, müsste es jetzt eigentlich zwei aus drei heissen...?
Klaus Baarck:
Wir müssen Karin Ertl, Sonja Kesselschläger und Kathleen Gutjahr die Chance einräumen und sie fahren zum Europacup, außer eine Athletin verzichtet. Karin Ertl wird die Startmöglichkeit annehmen. Ob Kathleen antritt oder sie mit dem Risiko leben kann, muss man sehen. Sie liegt momentan in der deutschen Rangliste auf Platz zwei. Es wird sehr schwer, beim dritten Mehrkampf in einem Monat noch einmal aufzustocken. Ich glaube kaum, dass noch mehr zu erwarten ist. Aber ich denke nicht, dass jemand das Risiko eingehen und zuhause bleiben will.
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Karin Ertl war im letzten Jahr die einzige Starterin bei der Weltmeisterschaft in Edmonton und kam auf den fünften Platz. Momentan wäre sie nicht bei der EM dabei. Wie ist Ihr Eindruck von Karin Ertl?
Klaus Baarck:
Mit dem Gespenst im Nacken war es für sie in Ratingen schwer. Der Druck, der auf ihr lastete, war groß, nachdem sie heiss gehandelt wurde und München für sie ein Heimspiel wäre. Wegen ihrer gesundheitlichen Probleme konnte sie im Winter nur schlecht trainieren. Ich hatte sie vorher schon gewarnt und ihr geraten, zuzusehen, sich in Ruhe auf München vorzubereiten. Das hat sie nicht gemacht und nun bekommt sie die Quittung dafür. Auf der einen Seite wäre es natürlich sehr schade, wenn sie in München nicht dabei ist, auf der anderen Seite wäre es ebenso schade, wenn eine junge Athletin wie Sonja Kesselschläger rausfallen würde. Deshalb sehe ich diese Situation schon problematisch.
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Wie wird sich die weitere Planung bis zur EM in München gestalten?
Klaus Baarck:
Wir werden erstmal ein bisschen Ruhe einkehren lassen und dann sehen, dass wir die Zeit nach dem Europacup nutzen, um uns gezielt auf die EM vorzubereiten.
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Wie beurteilen Sie die Perspektiven im Hinblick auf die EM, nachdem man bei der aktuellen Situation in Europa praktisch allen drei deutschen Starterinnen in München Medaillenchancen einräumen kann?
Klaus Baarck:
Die europäische Bestenliste sieht im Moment wirklich so aus, dass alle drei Deutschen, die fahren, eine echte Chance haben, im Kampf um die Medaillen mitzumischen. Mit den Punktergebnissen können sie in jedem Fall unter den ersten Sechs sein. Die größten Chancen räume ich Kathleen Gutjahr ein. Sie hatte nach gesundheitlichen Problemen die größten Rückstände und in Götzis und Ratingen zwei sehr gute Siebenkämpfe gemacht.