Grit Breuer - Warten auf die grosse Gänsehaut
Olympiastadion München, 8. August 2002, 21 Uhr – 400 Meter Finale der Frauen: Auf diesen Moment arbeitet Grit Breuer fleißig und ehrgeizig hin und immer sind die Gedanken an ihn begleitet von der Vorfreude auf die Gänsehaut. Diese stellt sich jedesmal ein, wenn sie bei grossen Meisterschaften im Startblock sitzt und spürt, dass alle Zuschauer in den Rängen hinter ihr stehen – der wohlige Schauer gibt ihr das Gefühl, Bäume ausreissen zu können. Und so etwas Ähnliches hat Grit Breuer schließlich auch vor: Sie will ihre Titel über 400 Meter und 4x400 Meter verteidigen, die sie bei den letzten Europameisterschaften 1998 in Budapest – und übrigens bereits 1990 in Split – geholt hatte.
Zielstrebig nach München - Grit Breuer (Foto: Chai)
„Eine Goldmedaille in München zu gewinnen ist mir wichtiger als Weltmeisterin im Ausland zu werden“, gewichtet die 30-Jährige. „In München unter 50 Sekunden zu laufen wäre schon super.“ Daher gilt für Grit Breuer also volle Konzentration auf die Europameisterschaften im eigenen Lande.Zeichen stehen gut
Die Zeichen stehen gut, verlief doch in der Hallensaison alles nach Plan: Einige Meetings zum „warm werden“, bei den Deutschen Meisterschaften in Sindelfingen dann erwartungsgemäß der Titelgewinn in 51,49 Sekunden. Eine solche Zeit ist für Breuer „nichts Besonderes, da die Trainingszeiten zeigen, dass ich in der Halle 50er Zeiten laufen kann.“ Auf eine Teilnahme bei den Halleneuropameisterschaften in Wien verzichtete sie – zum einen, weil sie eine Gürtelrose, die sie im Februar plagte, vollständig auskurieren wollte. Zum anderen habe sie bei Halleneuropameisterschaften bereits zwei Titel (1996 in Stockholm und 1998 in Valencia) geholt, die drei Durchgänge seien zu anstrengend und die Dotierung eines Hallentitels finanziell nicht lukrativ für Athleten. Während die deutschen Farben in Wien von Claudia Marx vertreten wurden, entspannte sich Grit Breuer beim Urlaub auf der Insel Rügen.
In Zinnowitz voll im Training
Seit dem 11. März steht sie wieder voll im Training und bereits Anfang April zog es die Neubrandenburgerin nochmal an die Ostsee: In Zinnowitz auf der Insel Usedum absolvierte sie mit der Trainingsgruppe um Lebensgefährten und Coach Thomas Springstein ein zweiwöchiges Trainingslager. Davon gesellten sich für eine Woche die rund zwanzig Mädchen der von ihr gegründeten Sprint- und Laufschule zu den Profis. Da es „harte Arbeit“ ist, Leute zu finden, die Schuhe, Kleider oder Trainingslager sponsern, sucht ihre Sprint- und Laufschule noch weitere Förderer.
Der Einstieg in die Sommersaison war ursprünglich beim Meeting in Jena Ende Mai geplant. Nachdem dieses jedoch ins Wasser fällt, hat im Terminkalender der für den SC Magdeburg startenden vorläufig nur das Dortmunder DLV-Meeting Anfang Juni einen festen Platz. Genau wie 1998, in einem für Breuer „tollen und erfolgreichen Jahr“, sind die 400 Meter der Frauen in diesem Jahr Golden League Event. Bei diesen Rennen, von denen jedes so anstrengend sei wie ein EM-Finale, möchte sich Grit Breuer in Goldform laufen. Und so wünscht sie sich für die kommenden Wochen, gut trainieren zu können und gesund zu bleiben. Und falls doch nicht alles ganz glatt gehen sollte in der Vorbereitung, wird sie darauf gemäß ihrem Lebensmotto „Gib niemals auf“ reagieren. Denn eine grosse Gänsehaut soll 2002 schon rausspringen.
Ulrike Philipp