Tyler Christopher auf Kurs Richtung Peking
Mit kanadischem Rekord Nummer zwei in dieser Saison gewann Tyler Christopher bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia (Spanien) Gold über 400 Meter und bestätigte damit seine tolle Form. Für die Olympischen Spiele in Peking (China) gehört der 24-Jährige jetzt zu den Anwärtern auf eine Medaille.
Golden wird diese nicht ausfallen, dazu ist Tyler Christopher zu realistisch und weiß, dass Olympiasieger Jeremy Wariner in einer eigenen Liga läuft und an einem normalen Tag nicht zu schlagen ist. „Er ist eine halbe Sekunde vor dem Rest“, unterstreicht er die Dominanz des US-Amerikaners. Dahinter ist das Rennen jedoch offen, und sein Trainer Kevin Tyler, mit dem er schon seit einigen Jahren zusammenarbeitet, glaubt, dass sein Schützling den Sprung auf das Podest schaffen kann. „Er hat sicher seine Chance“, sagt er.Um diese zu nutzen, gilt die Konzentration der nächsten Monate der Vorbereitung für den Saisonhöhepunkt in Asien. Auf Starts bei den ersten zwei Stationen der Golden League verzichtet Tyler Christopher, stattdessen stehen zwölf Wochen Trainingslager an. „Wir werden uns nicht vom Weg abbringen lassen für schnellen Ruhm und ein paar Dollars“, betont sein Trainer.
14 Jahre alte Marke geknackt
Selbstvertrauen kann der 1,88 Meter große Läufer sicherlich aus seiner starken Hallensaison ziehen. Nach einigen Rennen über Unterdistanzen in seiner Heimat, in denen er seine Form mit einer nationalen Bestmarke über 300 Meter (32,53 sec) angedeutet hatte, kam er Mitte Februar nach Europa und sorgte gleich bei seinem ersten Auftritt in Birmingham (Großbritannien) für einen Paukenschlag. In 45,80 Sekunden pulverisierte er den 14 Jahre alten kanadischen Landesrekord, der von Mark Jackson in 46,73 Sekunden gehalten worden war. Und das, obwohl er noch keine Hallen-Rennen über 400 Meter gelaufen war.
„Ich wollte schneller sein. Der einzige Grund, warum mir das nicht gelungen ist, war meine Unerfahrenheit.“ Einige Tage später in Stockholm (Schweden) war er am Ende vom Feld eingeklemmt und ohne Chance auf den Sieg, letztlich reichte es noch zu Platz drei. Das würde ihm nicht mehr passieren, nahm er sich vor, denn Gold bei der Hallen-WM war sein Ziel.
Bronze in Helsinki
„Über alles andere wäre ich sehr enttäuscht gewesen“, betont er, und seine Vorstellungen in Valencia waren durchwegs überzeugend. Nach 47,06 Sekunden im Vorlauf und 46,57 Sekunden im Halbfinale, demonstrierte er im Finale seine Stärke und sein Selbstbewusstsein. Hinter dem Schweden Johan Wissman und Chris Brown von den Bahamas ging er das zweite Teilstück an. Nach der letzten Kurve flog er förmlich an beiden vorbei, lief jubelnd über die Ziellinie und sorgte für das siebte kanadische Gold bei Hallen-Weltmeisterschaften.
Für Tyler Christopher bedeutete der Erfolg auch das Ende einer fast dreijährigen Durststrecke. Mit 21 Jahren war er bei den Weltmeisterschaften im finnischen Helsinki ins Rampenlicht gelaufen. Mit einem Landesrekord von 44,44 Sekunden holte er sich damals Bronze. Eine Zeit, an die er erst wieder im Halbfinale der Weltmeisterschaften von Osaka (Japan) im vergangenen Jahr mit 44,47 Sekunden anknüpfen konnte. Im Finale reichten die Kräfte jedoch nicht mehr ganz und er musste sich mit Platz sechs (44,71 sec) zufrieden geben.
Sein Umfeld und sein Verband sind optimistisch, dass Tyler Christopher mit seinem Trainingsfleiß die Herausforderung bei den Olympischen Spielen meistern wird. „Das ist mein Beruf und ich nehme ihn sehr ernst. Ich versuche, ihn so professionell wie es nur geht zu erledigen.“