Sebastian Bayer - „Peking ist verarbeitet“
Weitspringer Sebastian Bayer konnte sich in der letzten Woche beim „Weltklasse“-Meeting in Zürich (Schweiz) für sein Olympia-Aus in der Qualifikation rehabilitieren und zeigen, dass er in einer international hochkarätigen Konkurrenz eine gute Rolle spielen kann. Im Interview spricht der Deutsche Meister vom TSV Bayer 04 Leverkusen über seine Erfahrungen bei Olympia und in der Golden League.
Sebastian Bayer, 7,97 Meter, Platz drei zuletzt beim Golden-Leaugue-Meeting in Zürich. Wie zufrieden waren Sie damit?Sebastian Bayer:
Generell war ich damit sehr zufrieden. Ich musste meine Leistung von Peking wieder zurechtrücken. Das hat ganz gut geklappt. Ich hatte im Wettkampf zwei Sprünge, die nahe an den acht Metern waren. Ärgerlich ist nur, dass drei Zentimeter gefehlt haben.
Wie sehr hatten die 7,77 Meter in der Olympia-Qualifikation weh getan?
Sebastian Bayer:
Ich hatte mir dort viel mehr vorgenommen. Ich glaube, es war auch das Problem, dass ich mir zuviel vorgenommen und zuviel Druck gemacht hatte. Ich habe danach auch drei, vier Tage gebraucht, um das komplett zu verarbeiten.
Was ist bei Ihnen von dieser Peking-Erfahrung noch geblieben?
Sebastian Bayer:
Viele Erinnerungen, wenn auch nicht die Erinnerungen an den Wettkampf. Diese habe ich inzwischen relativ gut verarbeitet. Es waren schöne Spiele, vor allem was das Dorf und die Helfer betraf. Das war Weltklasse.
Was macht den Unterschied eines Züricher Meetings dazu aus?
Sebastian Bayer:
In Zürich hat man gesehen, was passiert, wenn ein Publikum fachkundig ist und Ahnung hat, es weiß, wann es zu klatschen und wann es leise zu sein hat. Das ist schon was anderes als in Peking. Da machen 26.000 Leute dreimal soviel Lärm wie 92.000. Auf der anderen Seite würde man in Zürich bei einem Start eine Nadel fallen hören. In Peking musste der Sprecher jedes Mal rumbrüllen, damit die Leute einigermaßen leise sind.
Das heißt, der persönliche Spaßfaktor war in Zürich höher…?
Sebastian Bayer:
Definitiv. Ich bin in Zürich auch lockerer als in Peking rangegangen, was mir dort noch zum Verhängnis geworden ist.
Wie sind Sie überhaupt in das Zürich-Feld gerutscht?
Sebastian Bayer:
Das war eher zufällig. Ich war erst am Montag aus Peking gekommen, hatte noch relativ viel Schlaf nachzuholen nach dem langen Flug. Ich wollte eigentlich ein anderes Meeting machen, dann bin ich aber über die Warteliste für Irving Saladino nachgerutscht. Am Mittwoch war ich schon wieder im Flieger. Ich weiß nicht, wer wie viel dafür getan hat, dass ich in Zürich starten konnte. Aber ich freue mich riesig darüber, dass ich dabei sein durfte.
Welche Rolle spielt das Preisgeld? In Zürich waren es 9.000 US-Dollar auf einen Schlag…
Sebastian Bayer:
Ich war mir erst dessen gar nicht bewusst, ich hatte eher auf 2.000 Dollar spekuliert. Natürlich freut man sich darüber und es ist ein schöner Beigeschmack, auch wenn es in erster Linie nicht um das Geld geht.
In Zürich war zu beobachten, dass viele Athleten müde sind und hinter ihren Leistungen zurückbleiben. Spielte der Jetlag noch eine große Rolle?
Sebastian Bayer:
Das glaube ich nicht. Der Rückflug war harmloser als der Hinflug. Außerdem war es so, dass viele Athleten schon unmittelbar nach ihren Wettkämpfen wieder aus Peking abgeflogen sind. Deshalb kann ich nicht sagen, warum manche Leistungen zurückbleiben. Meine war okay. Ich denke aber, es gibt einen generellen Spannungsabfall. Man trainiert eben für ein Ziel und danach ist der Kopf ein wenig leer.
Was versprechen Sie sich noch von der restlichen Saison?
Sebastian Bayer:
Ich habe jetzt noch den DecaNation-Länderkampf, bei dem ich für Deutschland starte. Dort kann ich im Nationaltrikot wieder was gut machen. Und dann hoffe ich, dass ich auch noch beim Weltfinale in Stuttgart springen kann und ich dort über eine Wild Card reinkomme.
Welche Bilanz können Sie für dieses Jahr schon ziehen?
Sebastian Bayer:
Zum Glück ist es ja noch nicht um. Ich hoffe, dass der nächste Wettkampf noch einmal über die Acht-Meter-Marke geht und es dann eben mit Stuttgart klappt. Nach dem Verletzungsjahr 2007 bin ich aber schon super zufrieden. Es hat in diesem Jahr perfekt geklappt. Dass es bei meiner Freundin (Anm. Hürdensprinterin Carolin Nytra) auch so gut war, ist ein prima Beigeschmack gewesen.