178 Länder schicken Talente nach Marrakesch
IAAF-Präsident Lamine Diack (Senegal) blickt voller Stolz voraus auf die morgen in Marrakesch beginnenden 4. Jugend-Weltmeisterschaften: "Es ist ein sehr ermutigendes Ereignis für unsere Sportart, dass 178 Länder rund 1.300 Talente nach Afrika schicken. Als wir 1999 in Bydgoszcz mit diesem großen Fest für unsere Teenager begannen, da haben wir nie damit gerechnet, dass wir so schnell auf eine so große Zahl teilnehmenden Nationen kommen würden."

Lamine Diack freut sich über die tolle Entwicklung der U18-WM (Foto: Klaue)
Nur die Olympischen Spiele und die Leichtathletik-WM der Männer und Frauen haben Sportler aus einer größeren Zahl von Ländern zu Gast als dieses große Fest, das diesmal die Jahrgänge 1988 bis 1990 beheimatet! Die deutsche Mannschaft gehört zu den größten Teams. Allerdings reisten von den vorgesehenen 30 Jugendlichen nur 29 nach Marokko, da der 400-Meter-Hürdenläufer Julian Hartmann (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg) im Kurz-Trainingslager Kienbaum erkrankte.Nimmt man die aktuelle Jugend-Weltbestenliste der IAAF als Maßstab, dann sieht es um die Medaillenchancen für die 16 Jungen und 13 Mädchen sogar besser aus als in den internen Voraussagen des neuen Mannschafts-Chefs Uwe Mäde.
Lisa Ryzih baut auf Erfahrung
Der Offenburger Quentin Seigel führt mit 13,66 Sekunden die Liste der Hürdensprinter an. Die beiden Erfurterinnen Diana Raich (5.455 Punkte) und Romy Gerbig (5.397 Punkte) wurden in diesem Jahr im Mehrkampf nur von Tatjana Tschernowa übertroffen, für die in der Meldung des russischen Verbandes stolze 5.991 Punkte als Bestleistung angegeben werden. Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen), die als einzige Titelverteidigerin und Junioren-Weltmeisterin von Grosseto 2004 im intimen Stade de Sidi Youssef Benali antritt, steht dagegen bisher im Schatten der erst 15-Jährigen Griechin Ekaterina Stefanidi (4,37 m; Jugend-Weltbestleistung) und der erstaunlich starken Keisa Monterola aus Venezuela (4,25 m).
Die für hohe Sprünge noch sehr junge Griechin verbesserte in der Hallensaison bei einem Meeting in Athen den fast sieben Jahre alten Rekord der Würzburgerin Monika Götz (4,31 m) zuerst auf 4,32 und dann sogar auf 4,37 Meter. Lisa Ryzih dagegen musste wegen einer beim Schulsport erlittenen Verletzung monatelang pausieren. Höher als 4,15 Meter sprang sie in den letzten Wochen nicht. Doch sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die nur von der heutigen Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Yelena Isinbayeva (Jugend-Weltmeisterin 1999, Junioren-Weltmeisterin 2000 und Junioren-Europameisterin 2001) unterbrochene deutsche Erfolgsserie bei allen internationalen Junioren- und Jugend-Weltmeisterschaften fortzusetzen: "Ich hoffe, dass mir meine Erfahrung hilft. Hier bin ich meinen besten Gegnerinnen auf jeden Fall voraus."
Bilal Mansour Ali aus Bahrain erstaunt
Noch viel mehr als die 15-jährige neue "Jugend-Weltrekordlerin" im Stabhochsprung, versetzte ein aus Afrika in das Ölland Bahrain gekommener Mittelstreckler die Fachwelt in Erstaunen: Bilal Mansour Ali, dessen Geburtsdatum der 17. Oktober 1988 sein soll, stellte am 1. Juni beim Sieg in der seit Rudolf Harbigs 800-Meter-Weltrekord im Jahr 1939 in der Leichtathletik-Welt wohl bekannten Mailänder Arena mit 3:33,86 Minuten eine neue 1.500-Meter-Jugend-Weltbestleistung auf. Gut zwei Wochen später verbesserte er in Conegliano Veneto (Italien) im Alter von 16 Jahren und acht Monaten (!) die 800-Meter-Bestzeit um rund zwei Sekunden auf 1:44,34 Minuten. Da kann man verstehen, dass die beiden deutschen Endlauf-Hoffnungen Robin Schembera (1:50,22 min) und Sebastian Keiner (1:50,38 min) am Dienstagmorgen froh waren, als sie erfuhren, dass dieser neue Mittelstreckenkomet in Marrakesch nur über 1.500 Meter startet und nicht etwa zwei Meistertitel anstrebt.
Wie die fünf Großen vergangener Tage, Heike Drechsler, Ana Fidelia Quirot, Nezha Biouane, Wilson Kipketer und Maxim Tarasov, die an den drei Tagen vor den Titelkämpfen den jungen Athleten in zwanglosen Plauderstunden aus ihrem sportlichen Leben berichteten und gute Tipps für die sportliche Karriere gaben, wohnen alle Mannschaften in modernen Fünf- oder Viersterne-Hotels in Neubau-Vierteln der aufstrebenden Stadt Marrakesch.
Gute Unterkunft
Die deutsche Mannschaft ist mit ihrer abseits von den anderen Athleten-Hotels liegenden Herberge besonders zufrieden, da ein großer Garten viel Schatten und ein großer Swimmingpool bei kurzen Aufenthalten Abkühlung spendet. Weil die Temperaturen am Tage auf 40 Grad steigen können, finden die Wettkämpfe bei zwei Stunden Zeitverschiebung zu Mitteleuropa von neun bis zwölf Uhr und am Abend zwischen 17 und 21:30 Uhr statt.
Der erste Wettkampf-Tag (Mittwoch) bringt als interessanteste Entscheidung für die deutsche Mannschaft ab 20:15 Uhr den Speerwurf der Jungen. Hier liegt der Magdeburger Maximilian Buchholz, der sich mit dem 700-Gramm-Speer in diesem Jahr von 65,14 auf 73,10 Meter verbesserte nach der Papierform (sprich Jugend-Weltbestenliste) hinter dem "Exoten" Victor Fatecha aus Paraguay (76,26 m), dem Ukrainer Roman Avramenko (76,06 m) und dem Südafrikaner Noel Meyer (73,18 m) auf dem vierten Platz.