Mehrkampf-Tendenzen für München
Mit dem ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen und der Veranstaltung in Götzis Anfang Juni sind im Zehnkampf und im Siebenkampf die Reviere im Hinblick auf die Europameisterschaft in München (6. bis 11. August) schon einmal abgesteckt und die Favoritenrollen verteilt. Für die meisten Athleten beginnt nun schon die ganz gezielte Vorbereitung auf den kontinentalen Saisonhöhepunkt.
Für Roman Sebrle zählt nur die EM (Foto: Chai)
Der tschechische Weltrekordhalter Roman Sebrle liess mit seinen 8.800 Punkten in Vorarlberg und den 8.701 Punkten von Ratingen als Doppelsieger keinen Zweifel an seiner Favoritenstellung aufkommen. Der EM-Botschafter unterstreicht: "Für mich zählt in diesem Jahr nur die Europameisterschaft. Darauf bereite ich mich vor. Dort will ich in Bestform sein und unbedingt gewinnen." In Ratingen liess er bei der vorletzten Disziplin, dem Speerwurf, wichtige Punkte liegen. "Ich blieb acht Meter unter meiner persönlichen Bestleistung, das war einfach nur schlecht", ärgerte er sich über die verpasste Chance, das Ergebnis von Götzis noch einmal zu toppen. In der aktuellen europäischen Bestenliste folgen hinter Sebrle derzeit der Ukrainer Alexandr Yurkov (8.509), Lev Lobodin aus Russland (8.433) und der Isländer Jon Arnar Magnusson (8.390), die alle drei zu den Medaillenkandidaten für München zu zählen sind.
Weltmeister Dvorak muss an seiner Form arbeiten
Weltmeister Tomas Dvorak stand in Ratingen im Schatten seines Landsmanns Roman Sebrle. Seine 8.226 Punkte dienten letzten Endes nur dazu, die EM-Norm zu erfüllen. "Ich bin noch nicht in Form", erkannte er selbstkritisch, "ich muss jetzt trainieren, trainieren und nochmal trainieren." Abschreiben sollte man den 29-jährigen in keinem Fall.
Noch weniger Olympiasieger Erki Nool. Er pokerte in Ratingen zu hoch und lieferte in seiner Paradedisziplin, dem Stabhochsprung, einen "Salto Nullo" ab. Wäre bei ihm alles glatt gelaufen, hätte er sich zwischen 8.500 und 8.600 Punkten als Zweiter hinter Sebrle einreihen können.
Das Heimspiel EM muss hingegen der Deutsche Frank Busemann abschreiben. Er hat sich in Ratingen einmal mehr verletzt und wird wohl nur als Co-Kommentator im Fernsehen in Erscheinung treten. Momentan ist Sebastian Knabe mit 8.099 Punkten der einzige DLV-Athlet, der die Nominierungsvoraussetzungen erfüllt. Die Hoffnungen ruhen dort noch auf Stefan Schmid. Er unternimmt nach einem inzwischen auskurierten Muskelfaserriss seinen Anlauf in Richtung EM Ende Juni beim Europacup in Bydgoszcz.
Deutsche Siebenkämpferinnen die Top Drei Europas
Die deutschen Siebenkämpferinnen sind momentan in Europa das absolute Maß der Dinge, nachdem die Russinnen Yelena Prokhorova und Natalja Roshchupkina ebenso verletzt sind wie Eunice Barber (FRA) und die britische Olympiasiegerin Denise Lewis im Frühjahr Mutter wurde.
Sabine Braun (6.299), die nach ihrem ersten Platz in Ratingen ihr EM-Ticket schon sicher in der Tasche hat, Kathleen Gutjahr (6.222) und Sonja Kesselschläger (6.205) führen mit der Erfüllung der harten DLV-Norm auf den Plätzen eins bis drei die europäische Jahresbestenliste an. Die Portugiesin Naide Gomes folgt mit ihrem Landesrekord von 6.160 Punkten dahinter vor der aufstrebenden Britin Julie Hollman (6.135). Das deutsche Spitzentrio sprengen und in München in den aussichtsreichen Kampf um die Medaillen würde nur allzu gern die bayerische Hoffnungsträgerin Karin Ertl eingreifen. Sie wird nach ihren verpassten Chancen in Götzis und Ratingen nun beim Europacup in Bydgoszcz die EM-Norm noch einmal jagen. "Es wäre schon traurig, wenn ich in München nicht dabei wäre", sagt sie, "aber daran will ich im Moment noch nicht denken."