21.000 Fans feiern Berliner Golden-League-Party
Der Berliner Jahn-Sportpark, für ein Jahr "Ausweichquartier" des Berliner ISTAF, erlebte mit 21.000 Zuschauern zur 61. Auflage des traditionellen Golden-League-Meetings als letzte Station dieser Serie eine tolle Leichtathletik-Party. Der Kampf der vier Jackpot-Kandidaten stand dabei im Mittelpunkt und das Quartett, das noch übrig geblieben war, teilte am Ende auch die 50 Kilo Gold unter sich auf: Marion Jones (USA), Ana Guevara (Mexiko), Felix Sanchez (Dominikanische Republik) und Hicham El Guerrouj (Marokko).
Felix Sanchez lief zum Jackpot (Foto: Chai)
Als erste der Jackpot-Anwärter ging Marion Jones auf die 100 Meter. In 11,01 Sekunden ließ sie sich ihren Anteil an 50 Kilogramm Gold nicht nehmen, zog nach 50 Metern davon und siegte überlegen vor der Jamaikanerin Tayna Lawrence (11,12 sec) und ihrer Landsfrau Torri Edwards (11,20 sec). "Die Zeit war nichts Besonderes", analysierte sie nachher, "aber das Wichtigste war heute, zu gewinnen." Die Deutsche Melanie Paschke (11,48 sec) kam als Siebte hinter der französischen 200-Meter-Europameisterin Muriel Hurtis ins Ziel.Elegant eilte Felix Sanchez aus der Dominikanischen Republik über die 400 Meter Hürden und brachte in 48,05 Sekunden seinen Jackpotanteil in trockene Tücher. Nicht weniger souverän war der Marokkaner Hicham El Guerrouj die 1.500 Meter in exakt 3:30,00 Minuten nach Hause gelaufen.
Verletzungsbedingte Absage von Grit Breuer
Bei den Frauen mussten die Zuschauer auf der Stadionrunde auf den Auftritt der Magdeburgerin Grit Breuer verzichten. "Ich habe mich ein bisschen verletzt", begründete sie über das Stadionmikrofon in das weite Rund ihre kurzfristige Absage. Damit war für die Jackpot-Aspirantin Ana Guevara eine Konkurrentin weggefallen. Die Mexikanerin ließ sich aber auch so nicht beirren und gewann den 400-Meter-Lauf mit einer Zeit von 49,91 Sekunden.
Der geplante Weltrekordversuch über 5.000 Meter scheiterte, was nicht zuletzt an der missglückten Arbeit der eingeplanten Tempomacherinnen lag. So kristallisierte sich nichts desto trotz ein schnelles und spannendes Duell zwischen den Äthiopierinnen Werknesh Kidane und Berhane Adere heraus, das Berhane Adere in 14:41,43 Minuten für sich entschied. Die Deutsche Melanie Schulz kämpfte in 15:33,80 Minuten erfolgreich gegen die rote Laterne, bedauerte aber: "Ich wäre gerne Bestzeit gelaufen. Ich wusste allerdings vorher, dass ich in diesem Feld nichts zu bestellen hatte."
5:1 für Dwain Chambers gegen Maurice Greene
In spannungsgeladene Stille hinein fiel der Startschuss zu den 100 Metern der Männer. Und Dwain Chambers erhöhte sein Konto auf fünf Siege gegenüber Maurice Greene, der den 10,02 Sekunden des Briten wenig entgegen zu setzen hatte und nur auf Rang sechs ins Ziel kam. Der klar unterlegene Weltrekordler versprach: "Im nächsten Jahr wird man wieder einen ganz anderen Maurice Greene sehen."
Die 400 Meter der Männer mit Ingo Schultz rückten aus deutscher Sicht in den Blickpunkt. Der Europameister bog mit dem Weltmeister Avard Moncur (Bahamas) in Front liegend auf die Zielgerade ein, am Ende siegte mit dem Jamaikaner Michael Blackwood (44,87 sec), der ein starkes Finish zeigte, ein anderer. Ingo Schultz (45,09 sec) wurde hinter Fawzi Al-Shammari (Kuwait; 44,98 sec) und Avard Moncur (45,07 sec) Vierter.
ISTAF-Rekord durch Sureyya Ayhan
Die türkische Europameisterin Süreyya Ayhan stellte über 1.500 Meter in 3:58,43 Minuten einen neuen ISTAF-Rekord auf. Mit Spannung waren auch die 800 Meter der Männer erwartet worden. Pacemaker David Kiptoo sorgte für ein pfeilschnelles Tempo und übergab nach 550 Metern an Wilfred Bungei, der sich erfolgreich dem Angriff seines Landsmanns William Yiampoy (1:44,75 min) widersetzte und ihm schließlich um dreizehn Hundertstel das Nachsehen gab. Der Schweizer Weltmeister André Bucher (1:45,20 min) wurde Dritter, der deutsche Olympiasieger Nils Schumann (1:45,41 min) Fünfter.
Christian Olsson, der Europameister aus Schweden, gewann den Dreisprung mit 17,40 Metern. Auf Rang zwei folgte der Brite Phillips Idowu (17,23 m) vor Jadel Gregório aus Brasilien (16,75 m).
Stabis scheitern an Weltjahresbestmarke
Vergeblich versuchten sich die Stabhochspringer Alexander Averbukh (Israel), Viktor Chistiakov (Australien) und Tim Lobinger (Deutschland) an der Weltjahresbesthöhe von 5,92 Metern. Der Sieg ging vor den beiden mit 5,80 Metern höhengleichen Springern an den israelischen Europameister.
Weltmeisterin Osleidys Menéndez aus Kuba entschied das Speerwerfen mit 64,45 Meter für sich und distanzierte die folgenden Athletinnen Tatyana Shikolenko (62,99 m) und Mikaela Ingberg (62,29 m). Für Steffi Nerius blieb nur der vierte Platz. Bei den Männern gab es hingegen gleich einen deutschen Dreifacherfolg durch Boris Henry (85,82 m), Björn Lange (84,94 m) und Raymond Hecht (83,26 m).
Knappe Weitsprung-Entscheidung
Jeweils zwei Zentimeter trennten die ersten drei Damen im Weitsprung. Am Ende reichten Heike Drechsler 6,45 Meter aus dem ersten Versuch, um sich vor Jackie Edwards (6,43 m) von den Bahamas und der EM-Silbermedaillengewinnerin Jade Johnson (Großbritannien; 6,41 m) an die Spitze zu setzen. Sabine Braun kam im letzten Wettkampf ihrer Karriere auf den fünften Rang.
Die Jamaikanerin Brigitte Foster setzte sich über 100 Meter Hürden vor drei US-amerikanische Läuferinnen. 12,62 Sekunden bescherten ihr den Sieg. Die Plätze zwei und drei belegten Gail Devers und Anjanette Kirkland.
Das Rennen über 5000 Meter der Männer ging an den Kenianer Luke Kipkosgei, der in 13:10:41 Minuten eine persönliche Saisonbestleistung schaffte. Dieter Baumann, der sich zwischenzeitlich auch an die Spitze des Feldes gesetzt hatte, passierte die Ziellinie als Elfter.
Schahriar Bigdeli forderte den Olympiasieger
Im erstmals ins ISTAF-Programm genommenen Vierkampf hätte es beinahe eine Überraschung gegeben. Nach drei Disziplinen führte Schahriar Bigdeli vor Erki Nool (Estland). Ins 1.000-Meter-Rennen ging der Leverkusener mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,9 Sekunden auf den Olympiasieger, der ihn schließlich nach einem packenden Duell, indem beide hart um den Sieg kämpften, noch abfing. Der tschechische Weltrekordler Roman Sebrle hatte schon im 100-Meter-Lauf keinen optimalen Start erwischt und beendete den Wettkampf als Dritter.