Glück und Pech bei den DLV-Staffeln
Mit glücklichen, zufriedenen, aber auch traurigen und enttäuschten Gesichter blickten die deutschen Staffelakteure, die am vorletzten Tag der Weltmeisterschaft in Paris komplett im Einsatz waren, auf ihre Ergebnisse. Den erfreulichsten Auftritt lieferte im Finale die 4x100-Meter-Staffel der Frauen ab.
Die deutschen Sprinterinnen um Marion Wagner und Melanie Paschke verkauften sich gut (Foto: Kiefner)
Die "Notbesetzung" der deutschen Sprinterinnen, Melanie Paschke, Marion Wagner, Sandra Möller und Katja Wakan, verkaufte sich teuer. In 43,27 Sekunden lief die DLV-Formation nur um 14 Hunderstel an der Saisonbestzeit vorbei und holte einen achtbaren fünften Rang. "Das hätte vorher niemand erwartet", sagte Startläuferin Melanie Paschke stolz, "wir sind zufrieden. Das war auch so toll, obwohl es nicht zur Saisonbeleistung gereicht hat."
Marion Wagner hob im Vergleich zur Silberstaffel von Edmonton, die vor zwei Jahren vor dem Finale eng zusammengerückt war, hervor: "Der Zusammenhalt war hier noch besser. Die Entscheidung, die wir wollten, dass Katja Wakan läuft, hat uns noch mehr zusammengeschweißt."
Darüber war auch die junge Sprinterin aus Halle glücklich. "Ich bedanke mich dafür, dass mich als Neuling die anderen so gut aufgenommen haben", lautete die Botschaft in Richtung ihrer drei Kolleginnen.
Enteilt waren die favorisierten Staffeln. Jubeln durften am Ende die Zuschauer im vollgepackten Rund. Patricia Girard, Muriel Hurtis, Sylviane Felix und Christine Arron liefen für Frankreich eine neue Weltbestleistung (41,78 sec) und machten damit ihre Ansage nach dem Vorlauf, noch eine Schippe draufpacken zu können, wahr.
Den ohne die unter Dopingverdacht geratene Doppel-Weltmeisterin Kelli White angetretenen US-Girls blieb in 41,83 Sekunden nur Platz zwei. Über Bronze freuten sich die Russinnen (42,66 sec).
Stab weggedonnert
Schon im Vorlauf war der dritte Wechsel von Alexander Kosenkow auf Ronny Ostwald bei den deutschen 4x100-Meter-Männern der problematische. "Das müssen wir uns noch einmal anschauen", sagte Wortführer Tobias Unger nach dem Rennen. Doch die Videoanalyse schien nicht genug gewesen zu sein.
Zwar ging Ronny Ostwald einen Fuß zurück, doch im Halbfinale klappte die Übergabe gar nicht mehr. Alexander Kosenkow donnerte daraufhin den Stab ins Gras. Wiederum Tobias Unger hatte die Erklärung parat: "Wir wollten unsere Wechsel weiter nach hinten schieben, um die letzten Hundertstel rauszuholen und ins Finale einzuziehen, denn es war klar, dass wir eine Zeit um 38,50 Sekunden brauchen. Bis zur letzten Übergabe haben wir auch alles richtig gemacht. Wir lagen noch einen Meter vor Kanada, die das Finale erreicht haben."
Im Finale deutet alles auf ein Duell zwischen den USA (38,28 sec) und den Briten (38,26 sec) hin. Beide gewann jeweils ihre Halbfinalläufe.
Claudia Hoffmann legt vor, Grit Breuer macht's perfekt
Die Magdeburgerin Grit Breuer zeigte sich über 4x400 Meter als Schlussläuferin von ihrer alten Stärke. Auf der Zielgeraden kämpfte sie Ex-Weltmeisterin Amy Mbacke Thiam aus Senegal nieder und brachte so als Zweite die direkte Qualifikation unter Dach und Fach sowie die Uhr bei 3:27,97 Minuten zum Stillstand.
Ein Sonderlob verdiente sich die junge Potsdamerin Claudia Hoffmann, die an Position drei laufend die Basis für den Auftritt von Grit Breuer legte. Die Vize-Europameisterin, die sich ganz auf ihren Staffeleinsatz konzentrierte, tippt im Endlauf auf Platz vier: "Aber wir werden bis zum letzten Meter kämpfen, man hat ja in Edmonton gesehen, was alles passieren kann."
Nach den Eindrücken der Vorläufe gelten die Athletinnen aus den USA, Jamaika und Russland als heißeste Medaillenanwärter.
Hängende Viertelmeiler-Köpfe
Mit den USA fanden sich die deutschen Viertelmeiler in einem Lauf wider. Das waren auch die klaren Favoriten. "Wir haben dahinter mit den Bahamas gerechnet, wollten vielleicht rankommen, aber auf jeden Fall Dritte werden und über die Zeit weiterkommen", erklärte Bastian Swillims die Taktik, die sich die deutschen 400-Meter-Läufer vorher zurechtgelegt hatten.
Am Ende war es in 3:04,72 Minuten nur Platz fünf, gleichbedeutend mit dem Aus und dem Nichteinzug in das Finale. "Es war der Wurm drin", erkannte Startläufer Ingo Schultz, "dabei hatte ich vorher noch den Eindruck, dass alle gut drauf waren. Wir haben uns gestern beim Training noch gegenseitig gepusht."
Geholfen hat es alles nichts, Lernen war angesagt, vor allem für die WM-Neulinge. Sebastian Gatzka wurde vom Spanier David Canal von hinten plötzlich völlig überlaufen. "Das hat mich geschockt", gestand der Frankfurter Jungspund mit enttäuschtem Gesicht, für den es aber sicherlich noch nicht die letzte WM gewesen ist.
Die schnellsten Zeiten in den drei Runden liefen eben in dem deutschen Vorlauf die USA (3:00,98 min) und die Bahamas (3:01,33 min).