24 Stunden-WM bringt Bronze und Bestleistungen
Zu einer echten Standortbestimmung wurde für die deutschen Starterinnen und Starter bei nahezu optimalen Bedingungen die diesjährige 24 Stunden-Weltmeisterschaft im französischen Brive, die erstmals den offiziellen IAAF-Titel "World Championships" tragen durfte. Gleichzeitig wurden bei dieser Veranstaltung die Europameisterschaften ausgetragen. Nicht weniger als vier neue persönliche Bestleistungen gab es im deutschen Lager zu verbuchen.
Julia Alter (TV Rheinau 1893) war die aus deutscher Sicht herausragende Athletin. Sie holte sich mit 230,258 gelaufenen Kilometern nicht nur den dritten Platz der Welt- und Europameisterschaft, sondern verbesserte auch den deutschen Altersklassen-Rekord W35. Julia Alter lag am Ende nach einem perfekt gelaufenen, extrem gleichmäßigen Rennen nur einen Kilometer hinter der Vizeweltmeisterin Monica Casiraghi aus Italien und der überragenden Siegerin Französin Anne Cecile Fontaine (239,797 km) und krönte ihre bisherige Laufbahn nach Platz fünf im letzten Jahr mit der Bronzemedaille.Sie ließ sich nicht durch die anfangs sehr angeheizte Atmosphäre des Rennens beeinflussen und begann den Lauf mit der nötigen Gelassenheit. Erst spät hatte sie sich dann nach fast 23 Stunden auf die dritte Position vorgeschoben und musste diese in den letzten 45 Minuten noch einmal hart verteidigen.
Hinter Julia Alter lief auch Antje Krause (USC Marburg; 212,452 km) zu einer neuen Bestleistung und lag am Ende mit nur rund zwei Kilometern Rückstand hinter den Top-Ten-Rängen auf Rang zwölf. Sie hatte zwischenzeitlich sogar Rang zehn belegt und ihre Ambitionen auf die Zugehörigkeit zur Weltspitze damit nachhaltig unterstrichen.
Probleme bei Carmen Hildebrand
Leider kam Carmen Hildebrand (SSC Hanau-Rodenbach) nicht richtig ins Rennen, wiederholte Behandlungen durch den Physiotherapeuten Oliver Leu und lange Pausen waren nötig (Rang 62, 151,002 km). So konnte die nur mit drei Starterinnen angereiste Mannschaft den knappen Rückstand von 12 Kilometern auf Finnland nicht ausgleichen und verfehlte in der Europameisterschafts-Teamwertung mit Rang vier (WM-Wertung Rang sieben) die erhoffte Medaille knapp.
Bei den Männern sorgte die Konkurrenz im stärksten IAU-Rennen aller Zeiten für eine Standortbestimmung, der Sieger Shingo Inoue aus Japan lief Asienrekord mit 273,708 Kilometern, der Zweite Scott Jurek mit 266,677 Kilometern noch US-Rekord, acht Läufer erzielten über 250 Kilometer, 24 Läufer über 240 Kilometer.
Der Vize-Weltmeister des Vorjahres, Ralf Weis von der SG Neukirchen-Hülchrath, lief mit 249,251 Kilometern als bester Deutscher auf Rang zehn (Europa Rang sieben) und bestätigte mit neuer persönlicher Bestleistung seine Ausnahmestellung und Zugehörigkeit zur Weltspitze. Pech für ihn: Eine Zerrung im linken Hüftbeuger wenige Minuten vor Ende kostete das eigentlich sichere Erreichen der 250 Kilometer-Marke.
Rang sieben für deutsche Männer
Kai Horschig aus Schopfheim wurde mit persönlicher Bestzeit zweitbester Deutscher mit starken 240,505 Kilometern und belegte Rang 24 (16. Europa). Michael Hilzinger (LG DUV), der nach zwei Dritteln des Laufes noch weitere Tage anhaltende Magenprobleme bekam, wurde nach gutem Beginn mit 224,982 Kilometern noch 39. (28. Europa). Michael Irrgang von der Troisdorfer LG auf Rang 54 (219,237 km, 41. Europa) und der Würzburger Florian Reus mit 200,808 Kilometern auf Rang 81 (67. Europa) mussten in der Nacht länger pausieren, der Berliner Patrick Hösl gab das Rennen nach 160 Kilometern auf.
In der Teamwertung mussten die deutschen Männer auf Rang sieben (Europa Rang fünf) mit 714,738 Kilometern die Überlegenheit von Japan (778,678 km) vor Italien (758,932 km), den USA (757,468 km), Frankreich (751,835 km), Großbritannien (742,777 km) und Norwegen (719,234 km) anerkennen, eine echte Medaillenchance ergab sich hier zu keiner Zeit des Rennens.
Appell nach Todesfall
Die Veranstaltung war durch den Tod des Vorsitzenden des Organisationskomitees Patrick Marani in der Vorwoche überschattet gewesen, der seinen großen Traum, die Ausrichtung der WM, nicht mehr selbst miterleben durfte. Die Witwe des Verstorbenen richtete in der Eröffnungsfeier persönlich bewegende Worte an die Teilnehmer, die WM zu einem Erfolg in seinem Sinne werden zu lassen.
Diesem Appell ließen alle Beteiligten der 32 teilnehmenden Nationen (auch das Rekord) durch Top-Leistung, Fairness und Miteinander Taten folgen. Es war eine von persönlichem Engagement aller Offiziellen und Helfer und dem positiven Spirit der Aktiven getragene Veranstaltung, deren Atmosphäre und Stimmung manchem Anwesenden Gänsehaut und feuchte Augen bescherten. Sie wird den Beteiligten trotz einiger "französischer Momente" bei kleineren Organisationsmängeln letztlich sicher lange in Erinnerung bleiben.
Für den deutschen Ultralaufsport ergibt sich abschließend die Erkenntnis, dass man angesichts der sich bietenden Konkurrenzsituation das sicher vorhandene Potential auch jüngerer Läuferinnen und Läufer kontinuierlich und vor allem systematisch weiter vorbereiten und ausbauen muss, um vor allem im Männerbereich zukünftig weiter Medaillenchancen zu haben.
Das deutsche Team (Foto: Krause)
Siegerehrung (Foto: Krause)