Kofi Amoah Prah tankt Kraft in Ghana
Nach der verletzungsbedingt verpassten EM in München war das nächste Ziel für Kofi Amoah Prah eine vernünftige Hallensaison. Doch davon hat er sich in der vergangenen Woche verabschiedet. Nur 7,59 Meter standen als Bestleistung zu Buche, für den Berliner Landesmeistertitel reichten sogar 7,49 Meter. "Eine bescheidene Weite", resümierte der 28-Jährige und entschied sich, sein Augenmerk lieber konzentriert auf die Weltmeisterschaften in Paris im Sommer zu richten.
Kofi Amoah Prah richtet seinen Blick jetzt Richtung Paris (Foto: Gantenberg)
Leicht hat er sich die Entscheidung nicht gemacht. "Es war hart", gibt Prah zu, "doch der Unterschenkel braucht noch Anpassung." Im vergangenen Jahr warf ihn ein Ermüdungsbruch im mittleren Schienbein zurück, der auch die Teilnahme an der EM kostete. "Ehrgeiz hat eben seine positiven und negativen Seiten. München hätte ein Thema sein können, wenn ich hier und da nicht zu eilig agiert hätte", weiß der Olympia-Fünfte von Sydney heute. Aber bei Kofi Amoah Prah muss es eben immer vorwärts gehen. "Wie will man einem Athleten schon erzählen, mach mal ein bisschen langsamer. Da gibt es keinen, den es nicht kribbelt, wenn er untätig zu Hause rumsitzen muss. Mit mir geht das schon gar nicht."Wiedersehen in Afrika nach 20 Jahren
Die unverhoffte Wettkampfpause eröffnet dem Berliner jetzt aber auch eine neue, spannende Möglichkeit. Ganz kurzfristig hat er sich entschieden, seine Familie in Ghana zu besuchen. "Das sind meine Wurzeln und es ist ein besonderes Ereignis für mich, weil es schon über 20 Jahre her ist, seit ich das letzte Mal dort war", freut er sich auf das Zusammentreffen. In Afrika will der Weitspringer sich auch die nötige Power für die Vorbereitung auf den Sommer holen. "Es wird nicht einfach werden, den Faden wieder zu finden. Besonders nach der abgebrochenen Hallensaison – solche Ereignisse werfen einen schon gefühlsmäßig zurück."
Reise in die Wärme gutes Omen für den Sommer
Das Training in Ghana wird denn auch mehr seelischer Natur sein. "Und ich will den Körper warm halten, was ja bei den Temperaturen in Afrika wunderbar klappt", lacht der 1,75 Meter große Athlet. "Das ist auch ganz wichtig für mich. Vor Olympia war ich über den Jahreswechsel zwei Wochen auf Madagaskar und danach lief es im Freien einfach super." Ein bisschen Aberglaube scheint also bei der Reise nach Afrika ebenfalls dabei zu sein. "Klar, ich bin auch ein Typ, der sich an so etwas hochziehen kann."
"Ich weiß, dass ich gewinnen kann"
Dann sind die Weichen für ein erfolgreiches Abschneiden in Paris ja schon einmal gestellt. Das Ziel steht: "Ich will ins Finale. Und wenn ich dort bin, will ich auch die Sau rauslassen." Für Kofi Amoah Prah hängt viel ab von der kommenden Saison. Er will beweisen, dass seine Bestleistung von 8,20 Meter und der fünfte Platz bei den Olympischen Spielen 2000 kein Zufall waren. Auch für sich selbst braucht er diese Bestätigung: "Ich will mir persönlich zeigen, da wo du warst, da gehörst du auch hin und da willst du deine Karriere auch abschließen." Doch noch nicht so bald, denn der Deutsche Hallenmeister des vergangenen Jahres will wieder zurück in die Weltspitze und er wird kämpfen. "Ich weiß, dass ich gewinnen kann. Die Zeiten sind vorbei, dass ich vor großen Gegnern vor Ehrfurcht erstarre."