Interview mit Überflieger Jeff Hartwig
Seit 1998 gehört der 34-jährige US-Amerikaner Jeff Hartwig zum Club der Sechs-Meter-Springer, nachdem er sich in den vier Jahren zuvor kontinuierlich gesteigert hat. Seither zählt er zur absoluten Weltspitze, wenn es um die großen Höhen geht. So auch in diesem Winter. Mit drei Sätzen über die magische Marke drückte er in der Halle dem Stabhochsprung der Männer seinen Stempel auf und präsentierte sich als der Überflieger. Christian Fuchs hat sich in Sindelfingen für leichtathletik.de nach seiner Weltjahresbestleistung von 6,02 Metern mit Jeff Hartwig unterhalten.
Die Nummer eins hatte sich Jeff Hartwig in Sindelfingen wahrlich verdient
Sie verabschiedeten sich in Sindelfingen mit einer Weltjahresbestleistung von 6,02 Metern aus der Hallensaison. Wie beurteilen Sie diesen abschließenden Wettkampf?Jeff Hartwig:
Ich bin total müde. Ich übersprang bereits am Freitag in Bad Oeynhausen 6,01 Meter und hatte dort einige Sprünge. Deshalb fühlte ich mich schon vor dem Wettkampf in Sindelfingen schlapp und das war alles noch ein wenig in meinen Knochen. 6,02 Meter dann im Glaspalast springen zu können, ist unglaublich für mich. Ich bin überglücklich. Diese Leistung zum Ende der Hallensaison motiviert mich ungemein für den Sommer.
Sie liessen 6,10 Meter auflegen. Wie haben sich die Versuche angefühlt?
Jeff Hartwig:
Ich hatte so gehofft, dass ich es packe. Für mich als Amerikaner hat das noch mehr Bedeutung, weil es einfach zwanzig Fuss sind. Erst ein Mann hat diese Höhe bislang übersprungen. Ich hatte in Bad Oeynhausen einen guten Sprung über diese Höhe und einen weiteren nun in Sindelfingen. Deshalb glaube ich, in der Freiluftsaison ist es zu packen.
Wie sehen Ihre Ziele für die Freiluftsaison nun aus?
Jeff Hartwig:
Ich muss jetzt erstmal wieder nach Hause fliegen und wieder hart trainieren, um mir die Grundlage für den Sommer zu erarbeiten. Ich will einfach die Leistungen, die ich jetzt in der Halle gebracht habe, mitnehmen und noch etwas draufpacken, so dass ich dann noch stärker auftreten kann.
Sie sind nun mit 34 Jahren ein erfahrener Springer. Mit welcher Einstellung betreiben Sie Ihren Sport?
Jeff Hartwig:
Ich war 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta mit dabei. Als das Jahr 2000 kam, dachte ich, meine Chance wäre da. Ich sprang 6,03 Meter und war in Topform. Bei den Trials verpasste ich dann den Sprung in das Team. Das war eine riesige Enttäuschung für mich. Ich habe mir damals geschworen, nie mehr so enttäuscht zu sein und jede Saison - egal ob in der Halle oder im Freien - für sich zu betrachten. Ich will einfach nur mein Bestes geben und Spaß bei der Sache haben. Stabhochsprung ist das, was ich liebe! Ich habe deshalb keine Lust, vier Jahre lang auf Olympia als den großen Höhepunkt zu warten.
Das IHS Indoor Meeting in Sindelfingen wurde mit einem neuen Konzept veranstaltet. Wie sehen Ihre Eindrücke aus?
Jeff Hartwig:
Ich finde das fantastisch und denke, das ist der beste Weg, ein Leichtathletik-Meeting zu veranstalten. Gerade der Stabhochsprung ist in Deutschland so populär und hat viele Fans. Sie klatschen, sie sind begeistert und sie verstehen, was passiert. Dadurch viel mehr Aufmerksamkeit zu bekommen, ist natürlich toll für uns Athleten. In einem großen Stadion mit vielen Bewerben zugleich geht da einfach viel verloren. Ich finde es super, wenn die Athleten wissen, dass alle Blicke bei einem Sprung auf einen gerichtet sind.
Sie haben in Leverkusen mittrainiert. Wie war die Zeit und was trauen Sie ihren deutschen Konkurrenten für den Sommer zu?
Jeff Hartwig:
Wer weiß? Sie haben alle einiges drauf. Ich denke, Leszek Klima ist einer der besten Trainer der Welt. Er arbeitet in Leverkusen glänzend mit seinen Jungs und es war für mich sehr motivierend, mit ihnen gemeinsam trainieren zu dürfen. Stabhochspringer sind nicht so wie manch andere Athleten. Wir helfen uns gegenseitig, wir tauschen schon mal ein paar Tipps aus. Das hilft jedem, noch etwas höher zu springen. Ich hoffe, dass ich die Gastfreundschaft zurückgeben und die Gruppe auch einmal in die USA zu mir einladen kann. Das wäre klasse.