Maurice Greene sprintet zurück
Manche Experten hätten ihn am Ende des letzten Sommers, als ihm Tim Montgomery den Weltrekord über 100 Meter entriss, am liebsten für alle Ewigkeiten abgeschrieben. Doch US-Sprinter Maurice Greene ist zurück. Mit 200-Meter-Zeiten von 20,16 und 20,31 Sekunden bewies er im April, dass man die Rechnung in den nächsten Monaten nicht ohne ihn machen sollte.
Maurice Greene bietet wieder flotte Zeiten an (Foto: Chai)
Maurice Greene wäre nicht Maurice Greene, würden großen Taten nicht ebensolche Worte folgen. "Tim Montgomery zerbricht sich über mich den Kopf mehr als über alles andere." Für ihn selbst sei der Konkurrent, der sich im vergangenen Jahr plötzlich aus dem verbalen Schlagabtausch verabschiedete und durch Leistung glänzte, kein Thema. "Ich mache, was ich immer tue", sagt der amtierende Weltmeister, der im August in Paris seinen Titel verteidigen kann.Das ausgebebene WM-Ziel ist sogar der Doppeltriumph über 100 und 200 Meter wie anno 1999 in Sevilla. Trainer John Smith sieht sich mit seinem Schützling auf einem guten Weg: "Ich habe Maurice seit 2000 nicht mehr in dieser Form gesehen."
Maurice Greene hat natürlich nicht aus den Augen verloren, sich den Weltrekord zurückzuholen. "Aber darauf konzentriere ich mich nicht", stellt er klar, "wenn ich auf der Bahn stehe, will ich immer mein bestes und schnellstes Rennen laufen. Dann kann der Rekord zurückkommen." Damit verbindet er auch gleich wieder eine Botschaft in Richtung Tim Montgomery: "Er kann den Weltrekord haben. Ich kann nur sagen, er soll es genießen, so lange er ihn noch hat!"
Der Traum von einer Fabelzeit
Der 28-jährige träumt immer noch von 9,76 Sekunden. "Das ist weiterhin mein Ziel", sagt er, "mein großes Ziel sind aber 9,6 Sekunden." Nach seiner Aussage wurde sogar schon errechnet, dass er in Topform und bei idealen Bedingungen eine Zeit von 9,5 Sekunden auf die Bahn bringen kann. Wiederum große Worte für einen, der im letzten Sommer mehr hinterher als voraus lief.
Aber auch dafür hat er noch Erklärungen parat. "Ich bin erst spät ins Training gestartet und war zu wenig fit", erinnert er sich, "dann gab es mehrere Todesfälle in meiner Familie und es war kein Olympia-Jahr. Ich wollte eigentlich gar nicht viele Rennen laufen und ich wusste, dass es hart werden würde, zu bestehen."
Maurice Greene bestand nicht. Ob er in diesem Jahr wieder vollauf bereit ist und die Fitness für den ganzen Sommer reicht, muss er noch beweisen. Seine Konkurrenten – allen voran Tim Montgomery - werden es ihm sicherlich nicht einfach machen.