Fly Away mit Lars Börgeling
Fly Away! Lars Börgeling hebt ab. Dass es für ihn hoch hinaus geht, hat er im letztjährigen EM-Sommer in München als Vize-Europameister bewiesen. Seit dem vergangenen Oktober geht er auch auf leichtathletik.de einmal im Monat in die Lüfte und berichtet über seine Zeit. Fly Away! Lesen Sie, was der blonde Stabakrobat in den letzten Wochen so alles erlebt hat und was bei ihm anliegt.
Eine neue Frisur als Zeichen des Aufschwungs (Foto: Chai)
Hallo meine lieben Freunde von leichtathletik.de,fangen wir heute mal beim Europacup an. Ich bin im Juni mit hohen Erwartungen hingefahren. Es war sehr heiß in Florenz. Mit den 5,70 Metern konnte ich zwar zufrieden sein, aber es war nicht überragend und ich habe einfach den Anspruch, höher zu springen.
Es ist traurig, wenn man mit dieser Höhe nur Dritter wird und damit leichtfertig das WM-Ticket aus der Hand gegeben hat. Auf der anderen Seite war es der Wettkampf auf dem höchsten Niveau der letzten Jahre bei einem Europacup. Ich habe in Florenz vielleicht den Fehler gemacht, dass ich mich zu sehr in Details verrannte und anders gesprungen bin als ich das sonst mache.
Wie konnte das jetzt passieren?
Aber ich musste das abhaken und den Blick nach vorne richten. Also wollte ich mich bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm qualifizieren, womit wir gleich beim nächsten "Desaster" wären. Dass ich dort die Anfangshöhe nicht gesprungen bin, war ein sehr enttäuschendes Erlebnis... als die Latte das dritte Mal heruntergefallen ist und ich auf der Matte lag.
Da konnte ich erst einmal gar keinen klaren Gedanken fassen. Ich dachte nur... Wie konnte das jetzt passieren? Ich hatte mich gut gefühlt und mich entsprechend vorbereitet, dann so was! Es dauerte ein, zwei Stunden, bis ich mich wieder gesammelt hatte. Aber es hilft nichts und man muss professionell genug sein, auch wenn man die zweite Chance verspielt hat.
Ärger mit den Römern
Bis auf Rom, wo ich Ärger mit den Kampfrichtern hatte (da bin ich auch schon mal ein kleiner Hitzkopf!) und es deshalb auch noch höher als die 5,72 Meter hätte hinausgehen können, lief es danach auch nirgendwo mehr so richtig gut, was ich mir teilweise auch selbst gar nicht so richtig erklären konnte. Es kamen eine Null in Lausanne und die Anfangshöhe in Paris dazu.
Das war ärgerlich, weil es die ersten Kräftemessen mit der starken Konkurrenz waren. Man konnte dort schon feststellen, dass sich das Niveau insgesamt wieder gesteigert hat. Man sieht auch ein wenig, dass der alten Garde nun von den Jungen der Rang abgelaufen wird. Es tauchen Leute wie ein Romain Mesnil, wie ein Oscar Janson auf. Es tut sich was, es kommen neue Namen. Das ist für den Stabhochsprung gut – nach dem letzten Jahr, das doch ein Tiefpunkt war.
WM – Niveau von 5,90 Metern
Ich glaube, bei der WM muss man 5,80 Meter oder höher für eine Medaille springen und in der Form sein, 5,90 Meter anbieten zu können. Daran feile ich jetzt. Ich darf nicht den Fehler machen, mich von den letzten Ergebnissen in Panik versetzen zu lassen. Ich weiß, dass alles da ist und ich gut trainiert habe. Ich arbeite schon auf die WM hin.
Die nächsten Wettkämpfe sind in Linz und Leverkusen, was ganz wichtig ist, weil es jetzt endlich klappen muss. Dort will ich mir keine Blöße geben und sicher wissen, dass ich im WM-Team bin. Danach geht es weiter nach Berlin und Zürich. Bis dahin will ich ein Niveau von 5,90 Metern endlich drauf haben.
Neue Frisur als Zeichen des Aufschwungs
Als Zeichen des Aufschwungs habe ich mir auch eine neue Frisur verpassen lassen. Es ist ein bisschen was Ausgefalleneres, wie die meisten Leute sicher schon gesehen haben. Aber ich denke, das passt ganz gut zu meinem Typ. Ich wollte schon immer mal "Dreadlocks" haben, aber es waren nie die Haare lang genug. Deshalb fand ich die Idee von kurzen "Dreadlocks" ganz cool.
Dafür habe ich fünf Stunden beim Friseur gesessen. Am ersten Tag war nur die halbe Frisur fertig, weil der Friseur keine Zeit mehr hatte, um das Werk zu vollenden. Ich musste also mit einem halbfertigen Kopf nach Hause gehen und konnte mich bis zum nächsten Tag nicht mehr aus der Wohnung trauen.
Mit der neuen Frisur kann jetzt auch eigentlich nichts mehr schief gehen und ich blicke positiv auf die nächsten Wettkämpfe, einschließlich der WM! Ich hoffe, das alles soweit gut klappt! Locker bleiben...
Wir sehen uns!
Euer Lars