Richard Spiegelburg – Suche nach der Sicherheit
So ganz zufrieden ist er momentan nicht. "Ich bin längst nicht da, wo ich schon sein wollte", sagt Richard Spiegelburg, einer der ganz großen Höhenjäger aus der deutschen Stabhochsprung-Riege. Aber immerhin, sein WM-Ticket nach Paris baumelt schon an seiner Tasche. Der DLV hat ihn für seine Flüge im "Stade de France" fest gebucht.
Richard Spiegelburg sucht noch die Sicherheit für Paris (Foto: Kiefner)
"Die frühe Nominierung war nicht schlecht, auch wenn ich das Ticket mit Lars Börgeling nach den Deutschen Meisterschaften in Ulm noch in Lausanne ausspringen musste", meint er, "danach konnte ich unbeschwerter an die Sache herangehen und spürte keinen Druck mehr im Nacken."Im Nacken sitzt den deutschen Stabhochspringern aber ohnehin immer am meisten die nationale Konkurrenz. Das sieht Richard Spiegelburg ähnlich: "Man hat keine Höhen vor Augen, sondern immer nur das Ziel, die anderen in Schach zu halten."
Keine Schublade
Das gelingt dem WM-Sechsten von Edmonton in konstanter Regelmäßigkeit. Meistens auch dann, wenn es gilt. Bei den Meisterschaften ist er oft vorne mit dabei. In diesem Jahr war er in Ulm Zweiter, vor zwei Jahren in Stuttgart sensationeller Titelträger. Doch als klassischer Meisterschaftsspringer sieht er sich nicht unbedingt, in eine Schublade will er sich nicht stecken lassen. "Ich denke, das ist vielleicht Zufall gewesen, aber es ist schon so, dass ich mich für solche Wettkämpfe gut motivieren kann."
Die Motivation treibt ihn jetzt auch in der WM-Vorbereitung an. "Ich will vor Paris noch 5,80 Meter springen." Das 9. Bayer-Meeting am kommenden Sonntag wäre für Richard Spiegelburg eine willkommene Gelegenheit, den DLV-Verantwortlichen noch einmal zu zeigen, dass er für die WM in Paris auf dem richtigen Weg ist: "Ich freue mich auf den Wettkampf und will mich dort noch einmal präsentieren."
Sicherheit gewinnen
Gerade die nächsten Starts, die ihn auch nach Linz, Berlin und möglicherweise Helsinki führen, möchte er nutzen, um die Sicherheit zu gewinnen und seine Anlaufprobleme in den Griff zu bekommen. "Die Zubringerleistungen sind vorhanden", sagt er, "aber es ist im Stabhochsprung tödlich, wenn man nicht abrufen kann, was man drauf hat."
Dabei ist Richard Spiegelburg kein Vielspringer wie etwa ein Tim Lobinger. "Ich kann mir keine 35 Wettkämpfe im Jahr erlauben. Dafür bin ich nicht der Typ, das ist bei mir nicht drin."
Die richtige Dosierung muss der 25-jährige auch zwischen dem Studium, das er durchaus ernst nimmt, und dem Leistungssport finden. "Das klappt ganz gut, meine Professoren sind relativ kulant", erzählt er und setzt auf seine Selbstdisziplin: "Ich bin in gewissen Punkten sehr diszipliniert und lasse mich nicht durch andere Sachen ablenken."
Im WM-Finale gut springen
Disziplin und Konzentration sind sicherlich auch Ende August bei der WM in Paris gefragt. Und darauf baut Richard Spiegelburg: "Ich denke schon, dass ich im Finale gut springen kann." Doch die internationale Konkurrenz trumpfte gerade in den letzten Wochen stark auf und lief besonders den deutschen Spitzenspringern etwas den Rang ab: "Das Niveau ist höher als im letzten Jahr. Aber vielleicht ist es für uns auch ein Vorteil, wenn wir bei der WM nicht so unter Druck stehen wie vor zwei Jahren in Edmonton."
Damals wurde Richard Spiegelburg Sechster. Ein Ergebnis, das es sich zu wiederholen lohnt. Mit diesem Ziel ist er auch in die Saison gegangen: "Ich hatte mir vorgenommen, bei der WM sicher in den Endkampf zu kommen und unter den ersten Sechs zu landen." Doch noch ist er sich nicht sicher, welche Trümpfe er wirklich in der Hand hält, wenn es aus dem Call-Room in die WM-Arena geht: "Mein Niveau schwankt zur Zeit zu sehr." Die Sicherheit, die der Bruder von U20-Europameisterin Silke Spiegelburg momentan noch sucht, wird über Wohl und Wehe entscheiden. Das ist ziemlich sicher.