Merlene Ottey plant ihre siebte Olympia-Teilnahme
Sie rennt nur noch hinterher, hat aber ein festes Ziel vor Augen: Athen! Sechs mal hat Merlene Ottey an Olympischen Spielen teilgenommen. Und die verflixte Sieben will sie auch noch schaffen. "Ich starte jetzt für Slowenien", sagte die gebürtige Jamaikanerin in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Agence France Press", "und ich wünsche mir, dass ich für mein neues Land in Griechenland laufen kann." Mit 44 Jahren ist Merlene Ottey, die große alte Dame des Sprints, so ehrgeizig wie ein junger Hüpfer.
Merlene Ottey will nach Athen (Foto: Chai)
An ihrem 42. Geburtstag, dem 10. Mai 2002, hat Merlene Ottey die slowenische Nationalität angenommen. Ihre internationale Karriere begann 1979. Im Sommer 1980 war sie in Moskau live dabei. Genauso in Los Angeles (1984), Barcelona (1992), Atlanta (1996) und Sydney (2000). Acht Olympia-Medaillen hat Merlene Ottey in diesem langen Zeitraum gewonnen: drei Mal Silber und fünf Mal Bronze. Einen Platz auf dem Podium hat sie sich mittlerweile abgeschminkt. "Ach was", sagte Merlene Ottey, die obendrein bei Weltmeisterschaften vierzehn Medaillen, darunter zwei Goldene über 200 Meter (1993 und 1995) gehamstert hat, "ich habe heute keine Chance mehr." Dann lachte sie und scherzte: "Vielleicht gibt's ja viele Fehlstarts, und ich bleibe als Einzige übrig." Sprach's und meinte: "Spaß beiseite: ich möchte nur dabei sein, wenn die Besten der Welt an den Start gehen."
Norm machbar
Die Norm liegt bei 11,27 Sekunden. "Das müsste drin sein", meinte sie und dachte zurück an die vergangene Saison, "da bin ich 11,22 gelaufen." In Carson finishte Merlene Ottey am Wochenende in 11,31 Sekunden und wurde Fünfte. "Ich hatte einen schlechten Start", entschuldigte sie sich hinterher, "im Ziel lag ich zwei Meter hinter Marion Jones." Marion Jones siegte in 10,99 Sekunden, allerdings bei zu starkem Rückenwind.
Im Kampf der Generationen kann sie nicht mehr mithalten. Merlene Ottey, die wegen Nandrolon-Missbrauchs die WM 1999 in Sevilla verpasst hatte, ist keineswegs traurig über diese Entwicklung. "Das ist der Lauf der Zeit." Sie hat das längst akzeptiert und will nicht klagen. Im Gegenteil: Sie läuft und läuft und läuft. "Der Sport macht mir riesig viel Spaß", betonte sie, "und so lange ich Freude daran habe, kann ich nicht aufhören."
Nach Athen Schluss?
Nach Athen werde sie wohl einen Schlussstrich ziehen, um künftig im Management oder in der Werbung tätig zu sein. "Die Olympischen Spiele möchte ich noch mitnehmen", ließ Merlene Ottey selbstbewusst verlauten, "danach höre ich endgültig auf."
Doch Vorsicht: Das hat sie in der Vergangenheit schon häufiger angekündigt und dann doch wieder ihren Rücktritt vom Rücktritt erklärt.