Der Zehnkampf spricht wieder tschechisch
Zehnkämpfer Roman Sebrle, von den österreichischen Journalisten zum "Mister Mösle" auserkoren, hat am Pfingstwochenende in Götzis ein Ausrufezeichen gesetzt. Seine Widersacher Tom Pappas (USA) und Dmitriy Karpov (Kasachstan) konnten sich abmühen, wie sie wollten und ihn zwischenzeitlich freizügig überholen. Am Ende räumte doch der Tscheche wieder das Preisgeld für den Sieger ab.

Roman Sebrle strahlte in Götzis mit der Sonne um die Wette
8.842 Punkte sammelte der Weltrekordhalter an zwei Tagen. Es war die zweitbeste Leistung seiner Karriere, sein fünfter Zehnkampf jenseits der 8.800 Zähler. Die Statistiken ließen sich weiter fortsetzen, aber alle unterstreichen nur eines: Roman Sebrle regiert in Götzis, dort, wo er jetzt zum vierten Mal in Folge gewann. Und Roman Sebrle regiert wieder in der Zehnkampfszene, nachdem er im letzten Sommer bei der WM in Paris im Vergleich mit Tom Pappas den Kürzeren gezogen hatte.
Ergebnis nicht erwartet
"Ich bin überrascht", staunte Roman Sebrle nach den zwei Wettkampftagen, "ein solches Ergebnis hatte ich nicht erwartet. Das Trainingslager in Südafrika liegt gerade mal zwei Wochen zurück."
Doch er sieht sich in diesem Jahr noch nicht am Limit angelangt. "Meine Form sollte später kommen, in Athen zu den Olympischen Spielen. Ich habe mich noch nicht bestens gefühlt. Das war irgendwie wie bei Leistungen im Training." Was passiert, wenn wirklich alles passt und er Ernst macht? Seine besiegten Gegner werden diese rhetorische Frage mit Staunen und Wunderung zur Kenntnis nehmen.
Diese waren in Götzis schon am ersten Tag ins Hintertreffen geraten. Doch dann leistete sich Roman Sebrle ein mäßiges Hürdenrennen: "Es hat einfach etwas gefehlt, ich weiß nicht, warum." Doch mit 5,00 Metern im Stabhochsprung und 71,10 Metern im Speerwurf, bei dem er trotz eines Hausrekordes noch Potenzial für zwei, drei weitere Meter sieht, konterte er seine Widersacher wieder aus.
Man spricht tschechisch
Es war eine sehr eindrucksvolle Vorstellung, die Roman Sebrle in Götzis ablieferte. Dort, im Möslestadion, ist er nicht nur wegen seines drei Jahre alten Weltrekordes von 9.026 Punkten längst unsterblich geworden. Das ist sein Parkett, seine Bühne.
Als "König der Athleten" bestimmte Roman Sebrle, der in wenigen Tagen über seine weitere Wettkampfplanung in diesem Sommer entscheiden wird, in Götzis übrigens auch die Hackordnung nach dem Zieleinlauf über 1.500 Meter. Zunächst wurde tschechisch gesprochen, seine Landsleute unter den neugierigen Journalisten hatten die Erstrechte. Irgendwie logisch, wenn tschechisch sowas wie die aktuelle Zehnkampf-Sprache ist.
Der Hallen-Weltmeister bleibt aber trotz dieser und anderer Eigenheiten eines Superstars ein sympathischer Zeitgenosse mit Ausstrahlung. Wie es sich eben gehört für den "Regierenden Zehnkämpfer von Götzis"! Niemand sollte etwas anderes erwarten.