Sebastian Bürklein attackiert die Marathon-Norm
Auf der Jagd nach der Norm macht Sebastian Bürklein in Rotterdam Station. "Ich habe mir sagen lassen, dass die Strecke sehr schnell sei", erklärt der Marathonspezialist vom TV Wattenscheid 01, "schade nur, dass Michael Fietz auf einen Start verzichtet hat."
Sebastian Bürklein greift in Rotterdam an (Foto: Hörnemann)
Mit seinem Vereinskollegen, der hier vor zwei Jahren das Olympia-Ticket eingelöst hatte, wollte er gemeinsame Sache machen. Wegen Wadenprobleme, die ihn in der Vorbereitung zurückgeworfen hat, will Fietz nun am 12. Mai in Regensburg sein Glück versuchen. "Jetzt", bemerkt Bürklein, "werde ich mich halt mit Jirka Arndt zusammen tun." Beide haben am Sonntag ein festes Ziel vor Augen: eine Zeit unter 2:12:30 Stunden, die ihnen automatisch einen Freischein für die Europameisterschaften in München bescheren würde.Vierter Marathon in Rotterdam
Sebastian Bürklein hat bereits drei Marathonrennen in den Beinen. Nicht viel, aber immerhin! "Der Erste in Frankfurt 1999 war zugleich der Schnellste", schaut er zurück, "damals lief ich 2:16:16." Fortan spielte ihm das Wetter regelmäßig einen üblen Streich. Wie im vergangenen Oktober bei der DM in Frankurt, wo sich Bürklein im kühlen Regen lange auf einem 2:13er Kurs bewegte. "Auf den letzten fünf Kilometern war ich muskulär dicht", erinnert er sich bloß ungern an die ungemütliche Witterung, "die linke Wade hatte zugemacht." Hinter Fietz gewann er immerhin den Vize-Titel.
Rainman Bürklein?
Das schlechte Wetter, so scheint es, zieht er geradezu magisch an. "Wo ich bin, regnet es", lacht der angehende Zahnmediziner, der an der Uni Münster gerade sein neuntes Semester begonnen hat, "einige haben mich schon als Rainman bezeichnet." Drum hofft er im Land der Tulpen auf Sonne und frühlingshafte Temperaturen.
In diesem Früjahr hat er fleißig Kilometer gefressen. Erst in Chiclana, einem kleinen spanischen Örtchen nahe der Hafenstadt Cadiz, danach auf der Nordseeinsel Texel, wo die Wattenscheider schon traditionell die Osterferien verbringen. "In Spanien habe ich allwöchentlich 220 Kilometer zurückgelegt", zieht Bürklein zufrieden Bilanz, "und auf Texel waren es nicht viel weniger." Zwischendurch war er Fünfter bei der Halbmarathon-DM in Schotten, doch die Zeit (1:04:43 h) passte ihm überhaupt nicht in den Kram. "Nach dem Trainingslager in Spanien hatte ich eigentlich mehr erwartet", schlägt er selbstkritische Töne an, "die gute Form stellte sich dann rasch wieder ein, denn bei manchen Einheiten auf Texel war ich danach fast genauso schnell."
Die Leistungskurve zeigt seither steigende Tendenz. "Ich will mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen", meint der 28-jährige Bürklein, "doch wenn ich meine Trainingsergebnisse in Rotterdam ummünzen kann, müsste eine 2:13 immer drin sitzen." Sein Optimismus ist riesengroß, sein Selbstvertrauen auch. "Vielleicht", fängt er an zu spekulieren, "bleibe ich auch drunter. Und vielleicht knacke ich sogar die Norm."
EM-Start wäre Herzenswunsch
Tono Kirschbaum, der Wattenscheider Coach, traut ihm eine solche Steigerung durchaus zu. "Na klar", erzählt er, "das hat er sicherlich drauf, wenn die Begebenheiten hundertprozentig okay sind." Was ihn ein wenig nachdenklich stimmt, sind die Probleme mit dem Heuschnupfen, die Sebastian Bürklein mit seinem Klubkameraden Alexander Lubina teilt. "Durch den Regen in den letzten Tagen", beruhigt ihn Bürklein, "hat es so sehr geregnet, dass die Pollen fast verschwunden sind." Was bei seinen Ambitionen natürlich von großem Vorteil ist.
Deshalb ist Sebastian Bürklein auch felsenfest überzeugt, dass er in der holländischen Hafenstadt auf den EM-Zug aufspringen wird. "Ich werde alles daran setzen", betont er, "denn im August in München möchte ich unbedingt den Adler auf der Brust tragen." Dann würde für ihn ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen.