Interview mit Weitspringer Schahriar Bigdeli
Der deutsche Meister Schahriar Bigdeli freut sich auf die kommende Sommersaison. Bei der EM in München fühlt er sich reif, um auch international zu zeigen, was er drauf hat. Wegen der noch fehlenden Qualifikation macht er sich wenig Sorgen, in Wesel ist er mit 7,90 Metern schon ganz nahe an den geforderten Richtwert von acht Meter herangesprungen.
Schahriar Bigdeli macht keine Sorgen wegen der EM-Norm (Foto: Gantenberg)
leichtathletik.deHerr Bigdeli, waren Sie mit Ihrem Wettkampf in Wesel zufrieden?
Schahriar Bigdeli
Der erste Sprung war leider ungültig, der war gut. Aber 7,90 Meter stehen jetzt erst mal, damit kann ich auch zufrieden sein. Ich bin noch nie so gut in die Saison gekommen. Bad Camberg ist der nächste Wettkampf, da bin ich früher schon mal 8,22 Meter gesprungen, leider mit 2,1 m/s Rückenwind. Mit 8,04 Metern, aus dem gleichen Wettbewerb, halte ich da den Stadionrekord und die Weite möchte ich gerne toppen.
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Nur fünf Zentimeter weiter und Sie hätten die EM-Norm für die jüngeren Jahrgänge geschafft.
Schahriar Bigdeli
Wegen der Norm mache ich mir keine Sorgen. Ich habe mir eher Sorgen wegen meiner Patellarsehne gemacht und dieser Wettkampf hat mir eigentlich nur gezeigt, dass das Knie es aushält, wenn ich sauber springe. Ich bin heute sauber gesprungen, nur die Anlaufkontrollen stimmen immer noch nicht, wie im letzten Jahr.
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Was verstehen Sie genau unter den Anlaufkontrollen?
Schahriar Bigdeli
Rhythmusschulung. Ich springe sehr viel aus einem Drittel Anlauf, noch nicht soviel aus dem langen Anlauf. Damit springe ich 7,60 Meter. Aus dem langen Anlauf muss dann schon einiges mehr dazu kommen. Weitsprung heißt eigentlich nur die Geschwindigkeit am besten umzusetzten. Der Weitspringer lebt von der Geschwindigkeit. Das schafft man durch eine gute Stabilität und ein gutes Sprungbein.
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Sehen Sie noch weitere Verbesserungen an Ihrer Technik?
Schahriar Bigdeli
Von der Landung her kann man nichts verbessern, das sehen wir an den Auswertungen. Klar, die Schnelligkeit kann man immer verbessern, aber ab einem gewissen Zeitpunkt kann man die nicht mehr mitnehmen. Da treten dann zu hohe Kräfte auf. Wenn ich mit 12 m/s ans Brett laufe, dann zerbreche ich am Balken, anders ist das mit 10 m/s. Meine Knochen halten das aus und ich „treffe mich besser“. Wie man heute gesehen hat, fehlt mir auch noch das Raumgefühl zum Absprungbalken. Aus ein Drittel Anlauf weiß ich genau - mit geschlossenen Augen - dann kommt der Balken. Das muss ich noch beim langen Anlauf umsetzen.
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Welche Weite erwarteten Sie für sich in diesem Jahr?
Schahriar Bigdeli
Dieses Jahr geht es über 8,20 Meter. Ich freue mich auf die Saison.
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Wen sehen Sie, neben Kofi Amoah Prah, als Hauptkonkurrenten in Deutschland und auf internationaler Ebene?
Schahriar Bigdeli
Frank Busemann wird bestimmt noch etwas an Weite machen. Sascha Müller ist neu dazu kommen. Sehr guter Anlauf, sehr gute Figur, schnell, talentiert. National sollte ich mir eigentlich keine großen Gedanken mehr machen. Ich bin letztes Jahr deutscher Meister geworden, die Ziele sind natürlich jetzt höher gesteckt. Ich möchte jetzt international zeigen, dass ich acht Meter springen kann. Der Kopf ist dafür frei und ich traue es mir auch zu.
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Für Edmonton und Wien hatten Sie sich problemlos qualifizieren können, sind aber dann jeweils in der Qualifikation hängen geblieben. Woran lag es?
Schahriar Bigdeli
In Edmonton hat der Anlauf nicht gepasst, dann ist auch noch der Schuh gebrochen. Aber es lag sicherlich auch an der Umstellung. Der erste große internationale Wettkampf vor 40.000 Zuschauern hat mich schon verunsichert. Plötzlich steht man neben Leuten, die man vorher nur im Fernsehen gesehen hat, da hat man schon Respekt. Das Selbstbewusstsein für solche Meisterschaften muss wachsen und ich habe gemerkt, dass sich da schon sehr viel bei mir getan hat. In Wien hatte ich Fieber gehabt. Ich habe Spritzen und Infusionen bekommen und bin mit 39 Grad Fieber an den Start gegangen. Man denkt, ich komme durch die Quali und dann kann ich immer noch weiter springen. Das war ein Fehler, der mich gesundheitlich zurück geworfen hat.
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Sie gehören nicht mehr der Sportfördergruppe der Bundeswehr an und haben ein Studium begonnen. War das ein Schritt in die richtige Richtung?
Schahriar Bigdeli
Ich bin im Moment sorgenfrei und studiere an der Uni Sportwissenschaften. In diesem Semester habe ich erst mal nicht so viele Kurse belegt, um mich auf den Hochleistungssport konzentrieren zu können. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich mache und wenn die Leistung noch hinzukommt, dann ist das, glaube ich, die schönste Zeit, die ich bisher hatte.
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Vielen Dank für das Gespräch, Herr Bigdeli.