
Kenenisa Bekele fehlen zwei Sekunden zum Weltrekord – Melat Kejeta läuft 2:23:57 Stunden
Kenenisa Bekele ist zurück auf der Weltbühne. Der äthiopische Laufstar hat sich am Sonntagmorgen beim Berlin Marathon mit 2:01:41 Stunden einen glänzenden Sieg geholt. Den Weltrekord verpasste er um dabei lediglich zwei Sekunden. Bei den Frauen unterbot Melat Kejeta als beste Deutsche bei ihrem Debüt direkt die Olympianorm und ist mit 2:23:57 Stunden die drittschnellste deutsche Marathonläuferin überhaupt.
2:01:41 Stunden! Dass Kenenisa Bekele der Favorit auf den Sieg beim Berlin Marathon sein würde, das war im Vorfeld klar. Dass der Weltstar, der auf der Bahn so viele Erfolge feiern konnte, der im Marathon aber bislang noch etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, aber mit so einer Zeit in der deutschen Hauptstadt aufwarten könnte, das überraschte dann doch.
Kenenisa Bekele bewies einmal mehr, dass er ein absoluter Ausnahmeläufer ist. Dabei musste sich der inzwischen auch schon 37-Jährige in der zweiten Hälfte des Rennens noch zurückfallen lassen, nachdem der Halbmarathon in 1:01:05 Stunden durchlaufen worden war. An der Spitze drückten Bekeles Landsleute aufs Tempo. Tokio-Sieger Birhanu Legese löste sich bei Kilometer 35 von Sisay Lemma und suchte eine Vorentscheidung – doch hatte er die Rechnung ohne Kenenisa Bekele gemacht.
König der Bahn schreibt Marathon-Geschichte
Der dreimalige Olympiasieger kämpfte sich zurück, nachdem er die ganze Zeit über Sichtkontakt zu den Führenden gehalten hatte. Bei Kilometer 37 spürte der dato Führende, Birhanu Legese, schon seinen Atem im Nacken, dann zog Bekele vorbei. Dominant, unnachahmlich, weltklasse. Mit seiner ganzen Erfahrung und raumgreifendem Schritt zog der einstige König der Bahn gen Brandenburger Tor. Mit einem Tempo, das die Welt bisher nur von Eliud Kipchoge gekannt hatte, dem Mann, der in Berlin im vergangenen Jahr Weltrekord gelaufen war.
Zwei Sekunden fehlten Kenenisa Bekele im Ziel zu eben diesem Weltrekord. 2:01:41 Stunden – es ist die zweite Zeit unter 2:02 Stunden, die über die Marathondistanz je ein Mensch unter regelkonformen Bedingungen laufen konnte.
Jens Nerkamp schnellster Deutscher
„Ich habe mein Potenzial gezeigt und bewiesen, dass ich noch mehr kann“, sagte Kenenisa Bekele im Ziel. „Auch wenn es schade ist, dass ich den Weltrekord verpasst habe, es ermutigt mich für die Zukunft.“ Er habe leichte Oberschenkelprobleme gehabt und daher zwischenzeitlich abreißen lassen müssen. Auf Platz zwei und drei kamen ebenfalls zwei Äthiopier ins Ziel. Zweiter wurde Birhanu Legese in 2:02:48 Stunden, Dritter wurde Sisay Lemma in 2:03:36 Stunden. Ein schnelleres Podium gab es noch bei keinem Marathon der Welt.
Schnellster Deutscher war auf Platz 37 Jens Nerkamp (Laufteam Kassel), der das Ziel in toller Bestzeit von 2:14:54 Stunden erreichte. Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), der auf Kurs von 2:12 Stunden gelegen hatte, musste das Rennen kurz nach Kilometer 30 mit Hüftproblemen aufgeben.
Melat Kejeta mit sensationellem Debüt
Bei den Frauen sorgte aus deutscher Sicht Melat Kejeta (Laufteam Kassel) für eine schöne Überraschung auf Platz sechs im Gesamtklassement. Die gebürtige Äthiopierin, die seit März für Deutschland startberechtigt ist, beeindruckte bei ihrem Debüt auf der Marathondistanz mit 2:23:57 Stunden. Damit blieb die 27-Jährige, die in Kassel von dem früheren Marathon-Bundestrainer Winfried Aufenanger trainiert wird, deutlich unter der Olympianorm von 2:29:30 Stunden. Mit dieser Zeit schob sie sich auf Anhieb auf Platz drei der ewigen deutschen Bestenliste im Marathonlauf. Schnellere Zeiten erzielten lediglich die deutsche Rekordlerin Irina Mikitenko (2:19:19 in Berlin 2008) und Uta Pippig, die auf der allerdings nicht rekordkonformen Strecke in Boston 1994 eine Zeit von 2:21:45 Stunden erreicht hatte.
„Ich habe mein Ziel verpasst, hier 2:22 Stunden zu laufen. Aber ich bin glücklich und stolz, die Olympianorm geschafft zu haben“, sagte Melat Kejeta im Ziel. Die Berlinerin Anna Hahner kämpfte sich als 23. in 2:36:34 Stunden ins Ziel, nachdem sie auf der Strecke gesundheitlich angeschlagen gewirkt hatte.
An der Spitze gab es einen äthiopischen Doppelsieg. Ashete Bekere setzte sich in 2:20:14 Stunden vor Mare Dibaba in 2:20:21 Stunden durch. Auf Platz drei lief Sally Chepyego aus Kenia in 2:21:06 Stunden. Dreifach-Siegerin Gladys Cherono (Kenia) musste das Rennen vorzeitig beenden, sie litt unter den Folgen eines Infektes.
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