
Anzhelika Sidorova sorgt für Stabhochsprung-Show – Lisa Ryzih auf Platz 17
Es war ein Finale für die Geschichtsbücher. Im Stabhochsprung-Finale der Weltmeisterschaften von Doha krönte sich Anzhelika Sidorova erstmals zur Königin über der Latte. Ihre Siegeshöhe von 4,95 Metern war die zweitbeste Höhe in der Stabhochsprung-Geschichte bei Weltmeisterschaften. Die Deutsche Meisterin Lisa Ryzih wurde in der insgesamt hochklassigen Konkurrenz 17.
So hatte sich das Lisa Ryzih ihr viertes WM-Finale nicht vorgestellt. Nach Platz fünf bei der letzten WM 2017 musste sich die Deutsche Meisterin am Sonntagabend bei der WM in Doha (Katar) mit 4,50 Metern zufrieden geben und fand sich, nachdem sie zudem bei der Einstiegshöhe im ersten Versuch gepatzt hatte, auf Platz 17 wieder.
Mit eben dieser großen Anzahl an Stabhochspringerinnen war es ins Finale gegangen und da wurde direkt ordentlich ausgesiebt. Von der Einstiegshöhe von 4,50 Metern ging es direkt auf 4,70 Metern – einer Höhe, mit der man vor zwei Jahren bei der WM in London (Großbritannien) noch Bronze geholt hätte. Keine Überraschung also, dass sich bei dieser Höhe gleich fünf Athletinnen aus dem Wettbewerb verabschiedeten.
Entscheidung erst bei Weltjahresbestleistung
4,70 Meter hätten Saisonbestleistung für die 31-jährige Lisa Ryzih bedeuten, die sich in diesem Jahr nach langwieriger Verletzungspause zurückgemeldet hatte. In der Zuschauerrolle erlebte sie dann ein hochklassiges Finale.
Denn an der Spitze pushten sich vor allem zwei Springerinnen zum besten Wettkampf ihrer bisherigen Karrieren. Die WM-Zweite von 2017, Sandi Morris, und die Hallen-WM-Zweite von 2018, Anzhelika Sidorova – sie beide nahmen von 4,50 bis 4,90 Metern jede Höhe im ersten Versuch. Weltklasse. 4,90 Meter hatten für Anzhelika Sidorova, die Russin, die international unter neutraler Flagge starten darf, bereits Bestleistung bedeutet.
Konträre Charaktere
Während US-Girl Sandi Morris jede übersprungene Höhe expressiv feierte, wirkte die ehemalige Turnerin Anzhelika Sidorova hochkonzentriert, in sich gekehrt. Eine Haltung, die sie auch nach ihrem erfolgreichen dritten Versuch über die Weltjahresbestleistung von 4,95 Meter nicht abschütteln konnte.
Es war die zweitbeste Siegeshöhe in der Geschichte von Weltmeisterschaften überhaupt. Nur die überragende Russin Yelena Isinbaeva sprang 2005 bei der WM in Helsinki (Finnland) mit 5,01 Metern höher. Für Anzhelika Sidorova war es bereits der zweite große Titel in diesem Jahr, nachdem sie bereits Gold bei den Hallen-Europameisterschaften geholt hatte.
Die Titelverteidigerin Ekateríni Stefanídi (Griechenland) landete in Doha auf dem Bronzerang. 4,85 Meter bedeuteten auch für sie Saisonbestleistung.
STIMME ZUM WETTBEWERB
Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen):
Jetzt ist die Saison vorbei. Die ja ganz, ganz schlimm begonnen hat. Dann habe ich noch mal die Kurve gekriegt. Vor zwei Jahren hat man mit 4,65 Metern eine WM-Medaille gewonnen, heute ist die Steigerung von 4,50 gleich auf 4,70 Meter. Aber das ist auch richtig bei so einem Feld. Da muss man 4,85 Meter und höher springen für eine Medaille. Da will ich auch hin. Aber ich habe vor genau einem Jahr erst wieder mit dem Training begonnen, ich war hier einfach noch nicht so weit. Der dritte Versuch über 4,70 Meter war der beste, aber ich habe gerade noch keine Lust, da etwas Positives rauszuziehen. Für Tokio will ich genau da weitermachen. Ich werde jetzt kurz rausgehen und dann mit der Vorbereitung beginnen und darauf aufbauen, springen, springen, springen. Jetzt überwiegt erstmal die Enttäuschung. Ich bin 17. geworden. Das ist ganz schlimm. Naja, ob 12. oder 17., eigentlich ist das alles schlecht.