| Interview der Woche

Neele Eckhardt: "Ich muss die Schnelligkeit noch in Weite umsetzen"

Mit 13,85 Metern hat sich Dreispringerin Neele Eckhardt am Wochenende bei den Landesmeisterschaften in Hannover zurückgemeldet. Außerdem sorgte sie in 7,41 Sekunden für einen Überraschungserfolg über 60 Meter. Im Interview sprach die Deutsche Meisterin von 2018 über die Krankheitsprobleme in der vergangenen Saison, über neue Anlauf-Herausforderungen und warum sie eigentlich lieber auf Sprint-Wettbewerbe verzichten würde.
Birte Grote

Neele Eckhardt, herzlichen Glückwunsch zu zwei Titeln an diesem Wochenende! Fangen wir mit Ihrer eigentlichen Parade-Disziplin an: Wie zufrieden sind Sie mit der Weite im Dreisprung?

Neele Eckhardt:

Die Weite ist für den ersten Wettkampf okay. Die Wettkampfbedingungen waren heute nicht so optimal. Außerdem liegt mein letzter Wettkampf schon lange zurück. Wenn man mit dem Training für die Hallensaison anfängt, denkt man, dass die Wettkämpfe noch weit weg sind, aber dann ist doch schon immer alles ganz schnell wieder vorbei.

Wo sehen Sie noch Reserven im technischen Bereich?

Neele Eckhardt:

Wir haben meinen Anlauf verlängert, weil ich schneller geworden bin. Die Schnelligkeit muss dann aber auch in die Weite umgesetzt werden. Dabei hatte ich heute noch einige Probleme. Ich muss aufpassen, dass die Sprünge nicht nur flach und schnell werden, sondern dass ich in der Luft auch zum Warten komme.

Sie haben es gerade angesprochen, der letzte Wettkampf liegt lange zurück, ohnehin mussten Sie sich im vergangenen Jahr nach einer Herzbeutel- und Lungenentzündung zurückkämpfen. Dann hatten Sie mit nur wenigen Wettkämpfen das Ticket für die WM in Doha gelöst und konnten doch nicht antreten. Was war da passiert?

Neele Eckhardt:

Genau, am Tag der Nominierung lag ich im Krankenhaus. Ich hatte wieder eine Lungenentzündung. Ich habe Asthma, und durch die Medikamente wird mein Immunsystem geschwächt. Das macht mich sehr anfällig für solche Krankheiten. Die WM vorm Fernseher verfolgen zu müssen, war sehr bitter. Außerdem habe ich lange gebraucht, um überhaupt im Alltag wieder gut klarzukommen. Dann dauert es noch mal seine Zeit, bis man wieder mit leichtem Training anfangen kann.

Inwieweit haben Sie mit einer Hallensaison geplant, und spielt die Hallen-WM in Nanjing dabei eine Rolle?

Neele Eckhardt:

Ich werde noch bei den Norddeutschen Meisterschaften in Hannover starten, außerdem in Düsseldorf und Chemnitz als Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften. Selbst wenn ich die Norm für die Hallen-WM springen sollte, weiß ich noch nicht, ob ich starten würde. Man könnte die Zeit stattdessen auch für gutes Training nutzen, denn bisher fehlen nach der Krankheit weiterhin die Grundlagen, um viele Sprünge machen zu können.

Sie sind am Freitag in sehr starken 7,41 Sekunden zum Titel über 60 Meter gelaufen und damit auf Rang zehn der ewigen Bestenliste Niedersachsens. Hatten Sie mit so einer Zeit gerechnet?

Neele Eckhardt:

Ich habe mir keine Gedanken über eine konkrete Zeit gemacht. Ich wusste, dass wir gut im Schnelligkeitsbereich gearbeitet hatten, um eine gute Grundlage für weite Sprünge zu haben. Über die tiefe 7,40er Zeit war ich dann aber doch überrascht.

Malaika Mihambo ist vergangene Saison sehr erfolgreich zweigleisig im Weitsprung und Sprint unterwegs gewesen. Möchten Sie jetzt auch öfter im Sprint starten?

Neele Eckhardt:

Ich möchte nicht! (lacht) Aber vielleicht muss ich das. Ich weiß nicht, was mein Trainer Frank Reinhardt da plant. Aber Sprinten macht mir eigentlich gar keinen Spaß. Ich finde das auf Dauer langweilig.

Sie haben mit Merle Homeier und Kira Wittmann zwei ganz erfolgreiche Nachwuchsspringerinnen als neue Vereinskameradinnen der LG Göttingen dazubekommen. Bilden Sie eine gemeinsame Trainingsgruppe?

Neele Eckhardt:

Nicht so richtig. Die beiden leben und trainieren in Hannover, ich in Göttingen. Dort hat sich meine Trainingsgruppe aber leider in der letzten Saison etwas aufgelöst. Im Winter fahre ich momentan einmal die Woche zum Training nach Hannover. Dann trainiere ich mit Merle und Kira. Wir waren aber auch gemeinsam im Trainingslager, das hat auch viel Spaß gemacht. Kira ist heute mit 12,95 Metern auch richtig gut in die Saison eingestiegen.

Neben dem Spitzensport sind Sie auch Jura-Studentin, wie vereinbaren Sie das aktuell miteinander?

Neele Eckhardt:

Ich habe alle Prüfungen abgeschlossen, jetzt fehlt nur noch das Examen. Die Vorbereitung darauf dauert aber acht bis zehn Monate. Im Moment habe ich ein Urlaubssemester genommen, weil in diesem Jahr das große sportliche Ziel Olympia im Vordergrund steht. 2021 soll dann mein großes berufliches Ziel mit dem Examen realisiert werden. Das heißt aber nicht, dass ich dann mit dem Sport aufhören möchte. Die Europameisterschaften in München 2022 sind auch ein schönes Ziel.

Mehr:

Doppeltes Ausrufungszeichen von Neele Eckhardt

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