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Auf dem Sprung: Zwei Dresdner wollen in die Hochsprung-Spitze

Mit neuen Bestmarken von 2,24 und 2,20 Meter sind Jonas Wagner und Bastian Rudolf 2019 auf Rang vier und fünf der DLV-Bestenliste gesprungen. Gemeinsam wollen die zwei Dresdner auch im Olympiajahr wieder in die Hochsprung-Spitze floppen und als Trainingsgruppe das Ticket für die EM in Paris lösen.
Jane Sichting

Für den letzten großen Höhenrausch beim Dresdner SC 1898 hatte Raúl Spank gesorgt, Fünfter der Olympischen Spiele 2008 in Peking (China) und WM-Dritter 2009 in Berlin. Mehr als zehn Jahre später sind es nun Jonas Wagner und Bastian Rudolf, die im Trikot des sächsischen Vereins erfolgreich auf Höhenjagd gehen. Zwar sei ihr Weg in die deutsche Hochsprung-Spitze nicht so „raketenhaft wie bei Raúl. Aber 2,30 Meter traue ich den beiden zu“, sagt ihr Trainer Jörg Elbe.

In diesem Jahr soll es über 2,26 Meter gehen – die Norm für die EM in Paris (Frankreich; 26. bis 30. August). Entsprechend liegt der Fokus für die Zwei bereits jetzt auf der Sommersaison. Unterm Hallendach geht's am Wochenende bei den Hallenmeisterschaften von Sachsen in Chemnitz los, Höhepunkt werden die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig (22./23. Februar) sein. „Schön wäre es, dort eine Medaille zu gewinnen“, sagt Wagner – für den Deutschen U23-Meister 2019 sowie Sechsten der U23-EM wäre es das erste Edelmetall in der Männerkonkurrenz.

„Fernbeziehung“ mit dem Trainer

Bereits im Frühjahr geht es für beide Springer mit dem DLV ins Trainingslager nach Südafrika. „Ich denke, das ist eine sehr gute Vorbereitung auf die Saison“, sagt Rudolf. An den Grundlagen arbeitet der 24-Jährige bereits jetzt. „Ich absolviere derzeit ein Praktikum in Leipzig und muss viel alleine trainieren. Mit meinem Trainer führe ich für ein halbes Jahr eine Art Fernbeziehung“, lacht er und ergänzt: „Das funktioniert aber ganz gut, da der Fokus auf Kraft und Schnelligkeit liegt.“ Coach Elbe erklärt: „Bastian ist mit 15 Jahren erst spät in die Leichtathletik eingestiegen. Damit fehlt es ihm noch an den physischen Voraussetzungen für die großen Höhen. Umso wichtiger ist es, dass er ein gutes Kraftniveau erreicht.“

Jonas Wagner hingegen kam bereits mit sechs Jahren zur Leichtathletik und erzählt: „Der Hochsprung war schon immer meine Lieblingsdisziplin.“ Für den 22-Jährigen gilt es, seinen guten Technikansatz auszureifen und an Zubringern wie der Schnelligkeit zu arbeiten. Als Vorbild diente ihm schon früh der schwedische Olympiasieger Stefan Holm. „Weil ich so spät gewachsen bin, habe ich Holm damals sehr verehrt. Mit 1,81 Metern ist er relativ klein – und dennoch mit einer lupenreinen Technik über gigantische Höhen gesprungen“, sagt Wagner. Sein Anspruch an sich selbst sei demnach nicht nur hoch zu springen, „sondern ich möchte das auch bitte mit Stil machen.“ Sein Traum sei es zudem, 2024 bei den Olympischen Spielen zu starten.

Pizza-Tradition bleibt erhalten

Erste internationale Erfahrungen konnte er bereits 2019 als Sechster der U23-EM sammeln. Weitere Erfahrungen könnten in diesem Jahr folgen. Das Ziel EM-Norm ist laut Einschätzung von Trainer Elbe erreichbar. „Der Saisoneinstieg und die Deutschen Meisterschaften sind in diesem Jahr sehr zeitig. Aber ich denke, wenn man sich hier gut zeigt, bietet man sich schon für die EM an. Da diese durch die Olympischen Spiele wiederum erst sehr spät ist, besteht aber die Möglichkeit, noch einmal einen Formaufbau zu machen. Die EM halte ich für Jonas und Bastian nicht aus der Welt“, sagt er.

Und auch Wagner selbst glaubt fest an eine Steigerung seiner Bestleistung (2,24 m). „In den letzten Jahren habe ich mich immer vier bis fünf Zentimeter verbessert, letztes Jahr waren es sogar neun. Zwar lässt sich da nicht einfach ein Lineal anlegen, aber die fehlenden zwei Zentimeter zur Norm halte ich für realistisch." Bastian Rudolf stimmt ein: „Auch wenn ich dafür sehr hart arbeiten muss, denke ich, dass auch ich 2,26 Meter schaffen kann.“

Auf dem Weg dorthin vertrauen beide nicht nur auf die Trainingsphilosophie ihres Trainers – einen permanenten Austausch auf Augenhöhe, bei welchem der Athlet das Training mitgestaltet und viel Input gibt. Auch verlagern sie ihre volle Konzentration eine Saison lang nur auf den Hochsprung: Physikstudent Wagner pausiert mit einem Urlaubssemester, der angehende Wirtschaftsingenieur Rudolf profitiert von einem Sportstipendium der TU Dresden. In diesem Set-up darf auch die obligatorische Pizza am Vorabend eines Wettkampfes nicht fehlen: „Diese Tradition haben die zwei von Raúl Spank übernommen. Der hat mal vor Studentenmeisterschaften eine fettige Pizza gegessen und ist anschließend über 2,30 Meter gesprungen“, erinnert sich Elbe.

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