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Imke Onnen und der Sprung nach Tokio

Beim Indoor Meeting Karlsruhe trumpfte sie am Freitagabend vor 5.000 Zuschauern groß auf: Imke Onnen. Die 25-Jährige hat sich mit ihrem starken Auftritt nicht nur die Olympia-Norm gesichert, sondern auch ein achtbares Signal in Richtung Weltspitze gesendet.
Lars-Henrik Wacker

Es war einer der Höhepunkte des Abends aus deutscher Sicht. Die bis dato ohne Fehlversuch gebliebene Imke Onnen (Hannover 96) ließ am Freitag beim Indoor Meeting in Karlsruhe 1,96 Meter auflegen – ihre persönliche Hallenbestleistung. Vor ihrem ersten Versuch blickte sie voller Anspannung auf die Höhe. Ein letzter Schlag auf die Oberschenkel, dann noch ein paar kleine Schritte, ehe die WM-Neunte Tempo aufnahm, kurz vor der Matte abhob und spektakulär die Latte überquerte.

Begeisterung im weiten Rund – und auch aus der 25-Jährigen brachen sämtliche Emotionen heraus. Freudeschreiend versank Onnen in der blauen Matte, fast etwas ungläubig über die gezeigte Leistung, um dann doch noch den Weg zur Tribüne zu suchen. Denn dort saß Astrid Fredebold-Onnen, Trainerin und Mutter zugleich, mit der sich die 1,90 Meter große Niedersächsin über das Gezeigte dann doch noch sachlich unterhielt. Schließlich sollten durchaus aussichtsreiche Versuche über 1,99 Meter folgen.

„Ich freue mich einfach tierisch, dass ich die 1,96 Meter stehen habe und dass ich, laut World Athletics, jetzt die Norm habe für die Olympischen Spiele. Diese 1,96 Meter hatte ich so zielgerichtet in meinem Visier“, sagte Imke Onnen sichtlich bewegt nach dem Wettkampf. Und auch wenn Platz eins, in Abwesenheit von Weltmeisterin Mariya Lasitskene (Russland), an die ukrainische Senkrechtstarterin Yaroslava Mahuchikh ging, die sich mit 2,02 Metern auch den U20-Hallen-Weltrekord sicherte, so war Onnens dritter Rang ein richtiger Mutmacher.

Spät angefangen, aber schnell vorangekommen

Für die 25-Jährige war der Weg in diese Höhenregionen nämlich kein leichter. Die Studentin der Kunst- und Medienwissenschaft, die 1994 in Langenhagen bei Hannover geboren wurde, spielte zunächst Tennis, ehe sie durch das „Gespringe“ ihres älteren Bruders Eike Onnen mit 15 Jahren die Liebe für den Hochsprung entdeckte. Imke Onnen blieb dieser Disziplin treu und steigerte ihre persönlichen Bestleistungen kontinuierlich – auch wenn komplizierte Fußverletzungen in einigen Jahren ihre Entwicklung erschwerten. Der Durchbruch in die internationale Spitze gelang 2019, unter anderem mit Rang neun bei der WM in Doha (Katar).

Vor Beginn der aktuellen Hallensaison hat die Hochspringerin nun noch einmal an ihrem Anlauf gearbeitet und diesen um zwei Schritte verlängert. Bei den Landesmeisterschaften von Bremen und Niedersachsen in Hannover überwand Imke Onnen schon zum Saison-Einstieg 1,91 Meter. Die 1,96 Meter waren aber zu diesem Zeitpunkt noch zu hoch, auch weil sie sich während des Wettbewerbs erst den Finger mit ihren Spikes aufschnitt und sich dann noch bei einem Versuch über die Olympia-Norm das Knie ins Gesicht rammte.

Technische Umstellung trägt Früchte

Am Mittwoch vergangener Woche steigerte sie sich in Cottbus auf 1,92 Meter. Doch erst in Karlsruhe schien die Athletin von Hannover 96 sämtliche Unsicherheiten abzuwerfen. „Die Routine macht es aus. Man muss Erfahrungen sammeln mit dem Anlauf. Ich hatte immer wieder Fehltritte in den anfänglichen Wettkämpfen, doch heute ist es nicht passiert, und deshalb ist die Höhe liegen geblieben“, erklärte Imke Onnen nach dem Wettbewerb am Freitagabend.

Mit dem neugewonnenen Selbstvertrauen möchte die 25-Jährige die nächsten Wettbewerbe meistern. Weiter geht es für die Hochspringerin beim Indoor Meeting Dortmund (9. Februar), dem Indoor Meeting Glasgow (Großbritannien, 15. Februar) sowie bei der Hallen-DM in Leipzig (22./23. Februar). „Ich freue mich total auf Leipzig, denn dort habe ich nur gute Erinnerungen“, verriet Imke Onnen. 2019 sicherte sie sich dort den Hallen-Meistertitel – und übersprang zum ersten Mal 1,96 Meter.

Im Video:

U20-Hallen-Weltrekord für Mahuchikh, Olympia-Norm für Imke Onnen

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