| Interview

Thomas Röhler: "Ich weiß, wie man Olympische Spiele gewinnt!"

Was machen Speerwerfer eigentlich im Winter? Sie bereiten sich konzentriert und hochmotiviert auf die Sommersaison vor. So natürlich auch Olympiasieger Thomas Röhler. Die verpatzte WM im vergangenen Jahr ist abgehakt und das Saisonziel 2020 klar: in Tokio die Goldmedaille verteidigen.
pm/sb

Thomas Röhler, bei der WM in Doha 2019 sind Sie als einer der Favoriten in den Wettkampf gegangen, haben dann aber sogar das Finale verpasst. Die noch offene Rechnung mit der WM bleibt also weiter offen. Wie gehen Sie als Profisportler mit diesem verpatzten Wettkampf um?

Thomas Röhler:

Richtig, der Weltmeistertitel fehlt noch. Das ist aber kein Problem, denn mir geht es gut. Ich bin motiviert, den Speer noch einige Jahre auf Top-Niveau zu werfen. Das vergangene Jahr war schwierig. Wir standen vor der Herausforderung, das Training so zu gestalten, dass eine erfolgreiche WM drin war, wobei der Fokus ganz klar auf der Olympia-Teilnahme 2020 in Tokio lag und liegt. Am besagten Tag sollte es nicht sein. Technische Fehler ließen keine weiteren Würfe zu. Das habe ich schnell erkannt und auch akzeptiert. Ich habe es abgehakt und konzentriere mich seit November wieder auf mein Training für Olympia.

Was haben Sie daraus gelernt?

Thomas Röhler:

Speerwerfen ist komplex. Kleine Fehler in Technik und Timing können da gern einige Meter ausmachen. Das ist keine neue Erkenntnis der vergangenen WM, jedoch mehr als genug Erinnerung daran, dass man auch als technisch versierter Werfer immer wieder die eigenen Wurfabläufe optimieren und trainieren muss.

Jetzt steht mit den Olympischen Spielen in Tokio im Juli 2020 der nächste sportliche Höhepunkt an. Sie gehen als Olympiasieger an den Start. Spüren Sie schon Druck?

Thomas Röhler:

Keinen Druck, sondern Vorfreude darauf, nochmal an Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Bei allen Titelansprüchen und Medaillenhoffnungen wird aus meiner Sicht oft der olympische Gedanke vergessen. Es geht nämlich in erster Linie um den fairen und respektvollen Wettkampf der besten Sportler der Welt. Das sollte wieder mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken. Als Olympiasieger ist es doch logisch, dass ich mit hohen Ambitionen in die kommende Saison gehe.

In einem Interview nach der WM haben Sie gesagt, dass Sie nach einem Zwei-Jahres-Plan trainieren mit dem klaren Ziel, den Titel in Tokio zu verteidigen. Wie sieht dieser Trainingsplan aus?

Thomas Röhler:

Die Entwicklung von physischen auch wurfspezifischen Fähigkeiten greift wie ein Uhrwerk ineinander. Fehlt ein Zahnrad, geht die Uhr nicht richtig. So kann man den Plan erklären. Wir teilen Trainingsaufgaben auf einen längeren Zeitraum auf. Das steigert die Intensität und lässt Raum für Entwicklung. Ebenso benötigt man Zeit für Tests. Nicht jede Idee funktioniert. Das haben wir einkalkuliert.

Noch sechs Monate bis zum Abflug. Welche Trainingsschwerpunkte setzen Sie in der heißen Phase vor den Spielen?

Thomas Röhler:

Aktuell trainieren wie sehr intensiv, also fünf bis sechs Stunden pro Tag, meist verschiedene Kombinationen aus Crossfit, Sprung und Wurf. Wir legen so die physischen Grundsteine für lange Wurfeinheiten, die dann ab dem ersten Trainingslager Anfang März folgen sollen. Danach rücken technische Schwerpunkte in den Vordergrund.

Wohin geht’s ins Trainingslager?

Thomas Röhler:

Das Speerwurf-Nationalteam plant zwei Trainingscamps in der Türkei. Ich fahre zusammen mit meinem Trainer Harro Schwuchow und Maurice Voigt, dem Drittplatzierten der U20-WM, in die Gloria Sports Arena nach Belek.

Hand aufs Herz, was haben Sie für ein Gefühl beim Gedanken an Olympia 2020 in Tokio?

Thomas Röhler:

Sagen wir mal so: Von den zurzeit aktiven Speerwerfern wissen nicht viele, wie man Olympische Spiele in der Praxis gewinnt.

Denken Sie jetzt nur bis Tokio, oder geht es sportlich danach auch noch weiter?

Thomas Röhler:

Aktuell bin ich mit mir und meinem sportlichen Umfeld so zufrieden, dass ich motiviert noch einige Jahre mit dem Speer plane. Sicherlich werde ich im Verlauf auch andere Akzente setzen, um zum Beispiel Projekte wie das JenJavelin Festival voranzutreiben. Das pausiert nämlich 2020.

Japan gilt nicht gerade als Reiseziel Nummer eins. Waren Sie schon mal im Land der aufgehenden Sonne?

Thomas Röhler:

Ja, mehrmals am Flughafen und einmal für einen Wettkampf. Mit Japan verbinde ich gutes Essen, freundliche Menschen und eine reibungslose Organisationskultur. Nur vom Großstadt-Trubel sollte man sich nicht ablenken lassen. Alles in allem freue ich mich sehr auf die Spiele in der Metropole Tokio.

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