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Anna Keyserlingk: Rekordsprung nach nur einer Handvoll Wettkämpfe

Als Dreisprung-Neuling zur deutschen U18-Bestleistung – dieses Kunststück hat Anna Gräfin Keyserlingk (TSV Bayer Uerdingen/Dormagen) Mitte Februar bei den Deutschen Jugendhallenmeisterschaften in Neubrandenburg geschafft. In einem hochklassigen Wettbewerb führte sie eine Reihe junger Athletinnen an, die in den nächsten Jahren in die Fußstapfen der erfolgreichen Kristin Gierisch oder Neele Eckhardt treten könnten.
Birte Grote

„Ich habe gemerkt, dass der Sprung gut war. Ich wusste auch gleich, dass ich zum ersten Mal das richtig gemacht hab, was sonst nie geklappt hat“, sagte Anna Gräfin Keyserlingk nach dem Wettkampf über ihren Rekordsprung auf 12,95 Meter. Die Rede war vom Anlauf und Absprung. „Ich bin aufrecht geblieben. Und ich habe das Brett getroffen. Das mit dem Brett ist sonst immer so eine Sache bei mir. Ich komme mit dem Anlauf oft nicht hin.“ Um sechs Zentimeter verbesserte sie die vorherige DLV-Bestleistung, die im Jahr 2007 von Theresa Greb gesprungen wurde. Dass es noch nicht ganz bis zur 13-Meter-Marke gereicht hatte, sei nicht so schlimm. „Mit den 12,95 Metern bin ich super zufrieden.“

Der Sprung war das i-Tüpfelchen eines hochklassigen Dreisprung-Wettkampfes, in dem die jüngeren Starterinnen der Altersklasse U18 die Nase vorne hatten. Auch die beiden weiteren Medaillengewinnerinnen von der MTG Mannheim, Ruth Hildebrand und Fehintola Oladejo, lieferten starke Ergebnisse. Die Zweitplatzierte Ruth Hildebrand ist ebenfalls Inhaberin einer DLV-Bestleistung. Sie verbesserte die Marke für die U16 im vergangenen Sommer auf 12,47 Meter. In Neubrandenburg flog sie auf 12,58 Meter. Nur vier Zentimeter dahinter sprang ihre Vereinskameradin Fehintola Oladejo ebenfalls in diese Region.

„Ich freu mich für die beiden, dass sie auch so gut gesprungen sind. Im Wettkampf hat mir das auch noch mal einen Ansporn gegeben, dass ich wirklich weit springen muss“, sagte die 17-jährige Siegerin, die mit so einer Weite nicht gerechnet hatte, auch wenn die Form im Training gut war. „Ehrlich gesagt, wusste ich auch gar nicht, wo der Rekord vorher lag.“ Auch der Titel sei für sie nicht selbstverständlich gewesen. „Mir war bewusst, dass ich als Erste gemeldet war. Aber ich hatte mir den Titel nicht vorgenommen. Wenn ich mein Bestes gegeben und die Weite gestimmt hätte, wäre es auch ohne Titel gut gewesen.“

Mit nur fünf Wettkämpfen zum Rekord

Der Dreisprung-Coup blieb nicht das einzige Erfolgserlebnis an diesem Wochenende. Mit der 4x200-Meter-Staffel sprintete sie am Sonntag auf den Bronzerang. Viermal wöchentlich trainiert die Athletin in einer leistungsstarken Trainingsgruppe der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen bei ihren Trainern Detlef Franz und Peter Quasten. Trainiert wird hauptsächlich für den Mehrkampf.

„Dreisprung kommt nur gelegentlich dazu“, sagt Anna Gräfin Keyserlingk, die auch in ihren weiteren Lieblingsdisziplinen, dem Hochsprung (PB: 1,75 m) und über die 100 Meter Hürden (14,23 sec) erfolgreich ist. Bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften erreichte sie im vergangenen Jahr den achten Rang. In diesem Jahr wird jedoch wohl nur ein Siebenkampf am Ende der Saison angepeilt. „Ich möchte weiter in den Einzeldisziplinen starten und mich auch im Weitsprung verbessern. Aber der Dreisprung soll mehr in den Vordergrund rücken.“

Im vergangenen Jahr war dies noch anders. „Ich mache erst seit cirka einem halben Jahr Dreisprung.“ Ihre Wettkämpfe in dieser Disziplin kann sie tatsächlich noch an ein einer Hand abzählen. „Mein U16-Trainer Dieter Gehre hatte mir die Disziplin schon einmal vorgeschlagen, im Verein wurde das aber für die Altersklasse noch nicht vorgesehen. Letzten Sommer hat meine Mutter dann noch einmal nachgefragt und dann haben wir das ausprobiert.“ Gleich im ersten Wettkampf sprang sie die Norm für die Deutschen Jugendmeisterschaften – und nur drei Wochen später bei den nationalen Titelkämpfen in Ulm mit einer Weite von 12,18 Metern überraschend zu Silber.

Als Ziel die U18-Europameisterschaften

„Mir hat der Dreisprung von Anfang richtig gut gefallen. Und jetzt kommt mit dem Erfolg natürlich noch mehr Spaß dazu“, sagt Anna Gräfin Keyserlingk, die mit sechs Jahren durch gute Leistungen bei den Bundesjugendspielen in der Schule auffiel, und von ihrer Mutter zum Leichtathletiktraining gebracht wurde. Die war ebenfalls in der Leichtathletik aktiv, ebenso wie ihre Tante, Ines Deselaers, die als Mittelstreckenläuferin für den TSV Bayer 04 Leverkusen national erfolgreich war.

Und wie der Name verrät, kommt Anna Gräfin Keyserlingk nicht nur aus einer sportlichen, sondern auch aus einer adeligen Familie. „Wir haben diesen Adelstitel, aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht so viel darüber. In der Schule und bei Wettkämpfen wird mein Name mit Gräfin geführt. Ansonsten bin ich aber einfach Anna Keyserlingk“, sagt die neue Deutsche Meisterin, die sich schon auf die Freiluftsaison und die Herausforderungen mit der immer noch neuen Disziplin freut.

„Ich würde gerne zu den U18-Europameisterschaften nach Rieti fahren.“ Die Norm von 12,50 Metern hat sie an diesem Wochenende bereits deutlich überboten – Ein Grund, sich nun höhere Ziele zu stecken? „Nein, ich muss im Sommer die Weite ja auch noch mal bestätigen. Das Ziel bleibt, dass ich nominiert werden möchte“, lautet die Einstellung von Anna Gräfin Keyserlingk, die es mit nur fünf Dreisprung-Wettkämpfen nicht nur zur deutschen U18-Bestleistung geschafft hat, sondern nun auch in der aktuellen europäischen Hallen-Bestenliste der U18 auf Rang zwei liegt.

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