| Interview der Woche

Simon Boch: "Auf der Bahn fühle ich mich am wohlsten"

Simon Boch von der LG Telis Regensburg war mit Einzel-Gold und -Silber sowie zwei Mannschafts-Titeln erfolgreichster Medaillensammler bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Sindelfingen. Im Interview spricht der 25-jährige Aufsteiger der vergangenen Monate über seine Cross-Erfahrungen, seine Vielseitigkeit, seinen Wechsel vom Schwarzwald nach Bayern und seine sportlichen Ziele im Olympiajahr.
Ewald Walker

Simon Boch, wie fühlt man sich am Tag nach dem Doppelstart im Matsch von Sindelfingen?

Simon Boch:

Ein bisschen überbelastet fühle ich mich schon. Aber nach gewissem Zögern nach dem Mittelstrecken-Rennen wollte ich dann doch auch die Langstrecke angehen. Es ist alles okay, am Abend habe ich mir zuhause dann einen Schokoladen-Pudding als Belohnung gegönnt.

Mal ehrlich, hatten Sie sich die Cross-DM so heftig vorgestellt?

Simon Boch:

Das war in der Tat eine superharte Strecke. Ich dachte, das hat ja mit Laufen fast nichts mehr zu tun. Aber dann hat in mir die Lust am Cross gesiegt und ich bin dann auch noch die Langstrecke gelaufen. Meine Devise war dann, nicht die Ideallinie zu suchen, sondern außenrum auf den noch vorhandenen grünen Streifen zu laufen, und das hat sich als richtig herausgestellt.  

Wie lautet Ihre sportliche Bewertung dieses Härtetests mit zwei Rennen?

Simon Boch:

Ich wusste: die Mittelstrecke ist stärker besetzt, aber leichter zu gewinnen, die Langstrecke war schwächer besetzt, aber nicht zu gewinnen. Ich habe auf der Mittelstrecke nach einer Runde einen Fluchtversuch gestartet, weil ich einen Schlussspurt vermeiden wollte. Über diese Taktik war ich am Ende froh.

Sie sind also auch von Langstrecken-Sieger Samuel Fitwi Sibhatu beeindruckt?

Samuel Boch:

Samuel ist in einer Extra-Klasse gelaufen und in dieser Form für uns im Cross nicht schlagbar.
 
Sie haben in letzter Zeit starke Ergebnisse beim Berglauf, auf der Bahn, jetzt auch im Cross und zuletzt in Barcelona mit 62:31 Minuten im Halbmarathon als derzeit Zwölfter in Europa tolle Ergebnisse und große Vielseitigkeit an den Tag gelegt. Wo fühlen Sie sich eigentlich am wohlsten?

Simon Boch:

Ich fühle mich auf der Bahn am wohlsten. Darauf ist mein Training, die Geschwindigkeit und deren Kontrolle ausgerichtet. Deshalb liegen auf den 5.000 und 10.000 Metern auch meine Ziele in dieser Saison.  

Was heißt dies konkret?

Simon Boch:

Ich werde in Pliezhausen die 10.000 Meter-DM laufen und Anfang Juni beim Europacup in London ebenfalls diese Strecke. Da will ich versuchen, eine niedrige 28er-Zeit zu laufen [Anm. d. Red.: bisherige Bestzeit: 28:45,34 min] und mich für die EM in Paris zu qualifizieren. Danach möchte ich voraussichtlich in Karlsruhe und Tübingen die 5.000 Meter angehen. Vielleicht kann ich ja über diese Strecken Punkte sammeln und in Richtung 13:25 Minuten laufen.

Welche Stärken und Schwächen hat Simon Boch?

Simon Boch:

Zuhause hängt ein Spruch: Ich bin nicht faul, ich hänge nur rum. Tatsächlich habe ich immer zu wenig Zeit. Meine Stärken sind mein hoher Einsatz und meine Disziplin. Sportlich gesehen habe ich für einen Langstreckler einen guten Spurt. Auf die 10.000 Meter projiziert heißt dies: mitlaufen und dann Speed machen.

Sie kommen aus Unterkirnach nahe Sankt Georgen und sind jetzt in Regensburg gelandet, ein Schwarzwälder in Bayen – wie geht dies eigentlich?

Simon Boch:

(lacht) Ich hatte früher bei meinem Vater trainiert und war öfter verletzt. „Geh nach Regensburg, da hast du eine gute Gruppe“, hat er mir irgendwann gesagt. Das habe ich dann auch gemacht. Seit 2016 habe ich meine Achillessehnenprobleme in den Griff bekommen und seitdem geht es aufwärts.

Was zeichnet Regensburg aus?

Simon Boch:

Es ist eine sehr schöne Stadt. Hier sind viele gute Läufer, die sich gegenseitig anziehen. Und dann haben wir mit Kurt Ring einen Trainer, der sehr streng und konsequent ist, aber auch ein sehr guter Teamplayer. Bei uns Regensburger Läufern ist er sehr beliebt.

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