| Training in der Corona-Krise

In Leverkusen gilt: Fit halten und alternativ trainieren – so gut es geht

Auch der TSV Bayer 04 Leverkusen musste am Montag alle vereinseigenen Sportanlagen und Hallen auf unbestimmte Zeit sperren. Die Verantwortungsträger hatten keine andere Wahl, als den Trainingsbetrieb komplett einzustellen. Trainer und Athleten tüfteln nun an alternativen Konzepten, um die Fitness zu erhalten.
Harald Koken/alex

Die Beine hochlegen und relaxen – das kommt für die Leverkusener Asse trotz aller Einschränkungen und Verbote nicht in Frage. Stabilisationsübungen lassen sich auch gut zu Hause absolvieren. Einige Athleten haben daheim Fitnessgeräte, manche auch einen Medizinball. So lange keine Ausgangssperre besteht, wird im Wald Kondition gebolzt, gesprintet und an Treppen Sprungkraft trainiert. „Aber zumeist jeder für sich“, erklärt Siebenkämpferin Caroline Klein. „Gruppenaktivitäten sind ja verboten.“

Die Deutsche Hallen-Meisterin im Hürdensprint wäre zurzeit eigentlich noch im Trainingslager südafrikanischen Stellenbosch. Doch statt der vorgesehenen drei dauerte die Maßnahme nur gut eineinhalb Wochen. „Plötzlich hieß es: Leute, Sachen packen. Es geht nach Hause“, berichtet die 24-Jährige. Das Risiko, nicht mehr nach Deutschland einreisen zu dürfen oder in Quarantäne zu kommen, sei zu groß gewesen.

Unermüdlicher Tüftler

Trainer Hans-Jörg Thomaskamp bestätigt einmal mehr seinen Ruf als Tüftler mit unermüdlichem Erfindergeist. Der sportliche Leiter der Leverkusener Leichtathleten hat in einer Garage außerhalb des Vereinsgeländes einen kleinen, provisorischen Mini-Kraftraum errichtet. Ihn nutzen Athleten aus verschiedenen Disziplingruppen zu unterschiedlichen Zeiten. „Aber nur allgemeine, keine spezifischen Übungen sind möglich“, erzählt der Hochsprung-Bundestrainer, der auch die Sprinter um Aleixo Platini Menga und Jennifer Montag betreut.

„Es geht jetzt darum, die Fitness zu erhalten. Drei bis vier Wochen kann man auf diese Weise überbrücken“, sagt Hans-Jörg Thomaskamp. „Wobei die Situation für alle Techniker extrem schwierig wird“, ergänzt der 62-Jährige. Unter anderem sieht er die Leistungsentwicklung von Stabhochspringern wie Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech in Gefahr. „Sie sind aus Südafrika heimgeholt worden und gerade in der Findungsphase. Sie werden auch erst einmal alternativ arbeiten müssen. Aber ohne Techniktraining geht es bei ihnen absolut nicht“, erklärt Hans-Jörg Thomaskamp.

Katharina Bauer: „Raus in die Natur“

Auch Stabhochspringerin Katharina Bauer, die sich mit ihrer ersten Olympia-Teilnahme einen Lebenstraum erfüllen möchte, wird ausgebremst. „Wichtig ist die Form erst einmal nicht zu verlieren, da hilft nur der Rocky Balboa-Style“, gibt sich die 29-Jährige kämpferisch. „Einfach raus in die Natur, dafür habe ich den perfekten, kreativen Trainer, der immer an meiner Seite ist. Wir werden die Phase gemeinsam bewältigen“, strahlt die Athletin von Leszek Klima Optimismus aus. Sie versuche, sich „irgendwie fit zu halten, mit Hometraining oder Läufen im Wald.“

„Wir Sportler sind jetzt gezwungen, kreativ zu werden.“ Das gehe aber nur rund zwei Wochen. „Dann beginnt die spezifische Muskulatur zu schwinden, wenn man nicht in den Kraftraum gehen kann und kein Stabhochspringen betreibt. Alles, was wir uns über Jahre mit hartem Training aufgebaut haben, könnte schnell wieder verpuffen“, so Katharina Bauer.

Mateusz Przybylko fehlen Sprünge

Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko, so erklärt sein Trainer Hans-Jörg Thomaskamp, benötige in der Saisonvorbereitung etwa 1.200 Sprünge aus vollem Anlauf über 2,10 Meter, um in Wettkämpfen eine stabile Technikrealisation hinzubekommen. „Matze liegt zurzeit ungefähr bei einem Drittel dieser Sprünge. Bis Mitte April wollten wir diese Zahl verdoppeln. Das kriegen wir jetzt nicht hin“, befürchtet der erfahrene Coach.

„Es ist eine extrem schwierige Situation“, bestätigt auch Stabhochsprung-Bundestrainerin Christine Adams im Interview mit der „Sportschau“. In Kleinstgruppen oder auch alle absolvieren ihre Athleten, wie eben etwa Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech, Athletiktraining und halten sich so fit. „Es gibt kein Beispiel, an das man sich halten könnte. Daher schauen wir von Tag zu Tag.“ Eine Einstellung, die in Zeiten wie diesen, nur helfen kann.

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