| Interview der Woche

Christin Hussong: "Ohne Deutsche Meisterschaften hätte ich die Saison vielleicht nicht fortgeführt"

Am Freitag stand für die deutschen Speerwerfer in Offenburg, Potsdam und Erfurt der erste Freiluft-Leistungstest im Jahr 2020 an. Bei den Frauen meldete sich Europameisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) mit 61,13 Metern zurück im Wettkampf-Geschehen. leichtathletik.de hat mit der 26-Jährigen über ihre derzeitige körperliche Verfassung, die Verschiebung der Olympischen Spiele sowie die weitere Saisonplanung mit dem Höhepunkt der Deutschen Meisterschaften im August in Braunschweig gesprochen.
Silke Bernhart

Video-Beitrag: DLV-Speerwerfer: Zurück am Anlauf und heiß auf Braunschweig

Christin Hussong, Sie haben gerade Ihren ersten Speerwurf-Test des Jahres hinter sich, erstmals wieder im Kreise der Speerwurf-Familie und mit Weitenmessung. Wie war's?

Christin Hussong:

Ich bin einfach froh, dass es endlich losgeht! Ich war sehr aufgeregt und wusste heute Morgen gar nicht, was ich alles brauche, weil es seit den Weltmeisterschaften in Doha der erste Wettkampf war. Letztlich hatte ich mir aber etwas mehr erhofft, weil ich in letzter Zeit stark drauf war. 61 Meter sind schon ganz in Ordnung, aber es hätten auch mehr sein können.

Sie haben in den letzten Wochen konstant weiter trainiert...

Christin Hussong:

Das stimmt. Ich hatte auch nie Motivationsprobleme oder Ähnliches. Ich habe mir einfach gedacht, dass ich mir die Ziele woanders setzen muss, zum Beispiel im Kraftbereich. Es gab von Anfang Corona bis jetzt keine Woche ohne Bestleistung. Von daher läuft es bei mir echt gut und ich bin froh, dass es jetzt endlich losgeht.

Die Stadt Braunschweig hat Mitte Juni grünes Licht für die Deutschen Meisterschaften im August gegeben. Wie wichtig war diese Entscheidung für Sie und die weitere Saisongestaltung?

Christin Hussong:

Auf jeden Fall wichtig. Ohne Deutsche Meisterschaften wüsste ich persönlich nicht, ob ich die Saison fortgeführt hätte oder ob wir dann gesagt hätten, wir fangen früher mit der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio nächstes Jahr an. Aber so hat man Anfang August zumindest noch einen Höhepunkt. Von daher bin ich froh, dass es diese Möglichkeit gibt.

Ansonsten sind ein paar weitere Wettkämpfe geplant, aber ob die definitiv stattfinden, weiß man natürlich nicht. Klar, man setzt darauf, dass sie stattfinden, aber ob das letztlich der Fall ist, muss man abwarten. Wir planen von Woche zu Woche und werden weiter trainieren.

Wie stark waren Sie in den vergangenen Wochen sportlich und privat von der Corona-Pandemie betroffen?

Christin Hussong:

Es ging eigentlich. Trainingstechnisch mussten wir uns den Gegebenheiten anpassen und viel draußen machen oder auch zuhause trainieren. Aber ich finde, wenn man sich auf die Situation einstellt, muss man das Beste für sich daraus machen. Von daher habe ich jetzt keine großen Probleme gehabt.

Sie sagen, Sie sind in richtig guter Form. Woran müssen Sie in den nächsten Wochen noch arbeiten, damit auch der Speer weit fliegt?

Christin Hussong:

An meiner Körperposition stimmen ein, zwei Zentimeter noch nicht ganz. Aus dem kurzen Anlauf passt es optimal, aber für den langen Anlauf brauche ich noch die Wettkämpfe. Anfang der Saison hapert es immer ein bisschen, aber sobald die Wettkämpfe beginnen, geht es eigentlich. Von daher brauche ich die Würfe, muss mir selbst die Zeit geben und geduldig sein.

Geduld ist für Sportler momentan auf vielen Ebenen gefragt. Die Olympia-Verschiebung stellt dabei für Leistungssportler den größten Einschnitt dar. Wie haben Sie diese Entscheidung aufgenommen?

Christin Hussong:

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich darüber nicht traurig bin. Es ist der Höhepunkt, auf den wir uns vier Jahre lang vorbereiten. Und nach dem vierten Platz bei der WM im letzten Jahr war es für mich ein großes Ziel, eine Medaille mit nach Hause zu nehmen. Aber ich habe irgendwann auch mit der Entscheidung gerechnet, daher kam das auch nicht zu überraschend.

Sie haben davon gesprochen, dass Sie in den vergangenen Wochen unter anderem Ihre Kraftwerte steigern konnten. Haben Sie das Gefühl, dass Sie die zusätzliche Trainingszeit positiv für sich nutzen konnten?

Christin Hussong:

Ja, auf jeden Fall. Wir hatten viel Zeit, um an Kleinigkeiten zu arbeiten, für die man sonst nicht die Zeit hat, und da habe ich mich deutlich gesteigert. Von daher sehe ich es im Hinblick auf das nächste Jahr positiv, dass ich in diesen Bereichen aufgeholt habe.

Video-Beitrag: DLV-Speerwerfer: Zurück am Anlauf und heiß auf Braunschweig

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