| Jump'n'Run Dortmund

Mohamed Mohumed wie entfesselt zur Bestzeit

Einen besseren Schlusspunkt hätte sich die LG Olympia Dortmund beim Jump'n'Run Meeting am Samstagabend nicht wünschen können. Lokalmatador Mohamed Mohumed glänzte im letzten Rennen der Veranstaltung über 5.000 Meter in 13:24,46 Minuten. Über 1.500 Meter erzielte der Deutsche Meister Marius Probst die drittschnellste Zeit seiner Karriere, Alina Reh rannte ein weiteres Mal der Konkurrenz davon. Über 100 Meter stellte Luis Brandner seine Bestleistung ein, muss aber eine Verletzung fürchten.
Peter Middel

Eine Woche nach der DM in Braunschweig präsentierte die LG Olympia Dortmund am Samstag im Stadion Rote Erde das Jump'n'Run Meeting. Unter den 900 Teilnehmern, die insgesamt 1.100 Meldungen abgaben, befanden sich zahlreiche Spitzenathleten aus dem In- und Ausland. Corona stellt einiges auf den Kopf. Normalerweise hätte ein Veranstalter für solch eine Besetzung schon einige Antrittsgelder und Siegprämien locker machen müssen, doch in Dortmund starteten bis auf die Pacemaker alle Athleten zum Nulltarif. Die Aussicht auf eine neue persönliche Jahresbestleistung war den Meisten Ansporn genug.

Im letzen Lauf des Abends lief Lokalmatador Mohamed Mohumed über 5.000 Meter die letzten vier Runden wie entfesselt und verbesserte mit erstklassigen 13:24,46 Minuten als sicherer Sieger vor Jonas Raess (Schweiz, 13:26,01 min) und Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel, 13:35,56 min) die deutsche Jahresbestleistung von Maximilian Thorwirth (SFD Düsseldorf-Süd) gleich um 10,36 Sekunden. Sebastian Hendel (LG Braunschweig) und Maximilian Thorwith, der gut eine Stunde vorher bereits über 1.500 Meter mit 3:40,91 Minuten seine zweitbeste Zeit über diese Distanz erzielte, machten bis 3.000 Meter (8:08 min) Tempo.

Mohamed Mohumed, der von seiner Familie und seinen vielen Fans lautstark angefeuert wurde, legte die letzten Meter wie im Rausch zurück. „Ich mit solch einer Zeit ein wenig geliebäugelt, aber ich habe sie vorher nicht in den Mund genommen, denn ich wollte mir vor dem Rennen nicht allzu viel Druck machen,“ erklärte der überglückliche Schützling von Dortmunds Coach Pierre Ayadi. Seine Zeit von 13:24,46 Minuten bedeutet aktuell Platz zwei im Europa-Vergleich.

Alina Reh dominiert

Eine Woche nach ihrem souveränen 5.000 Meter-Titelgewinn in Braunschweig setzte Alina Reh (SSV 1846 Ulm) in Dortmund auf die 1.500 Meter, weil für sie am Sonntag bei den #TrueAthletes Classics in Leverkusen noch die Meile auf dem Plan steht. Die 23-Jährige dominierte bei ihrem Ausflug auf die Mittelstrecke in 4:15,78 Minuten klar vor der Britin Britt Ummels (4:22,15 min) und Lea Meyer (VfL Löningen; 4:25,95 min). Ihren inoffiziellen Hausrekord aus einem Mixed-Rennen von 2017 (4:13,11 min) verfehlte sie zwar, schlechte Laune bereitete ihr das aber nicht: „Ich bin heute vornehmlich mitgelaufen, weil mir Wettkämpfen nach der Corona-Pause momentan sehr bin Spaß machen. Daher laufe ich auch morgen in Leverkusen. Es wird mein letztes Rennen in diesem Jahr sein,“ kündigte Alina Reh an.

Nach dem Trainerwechsel zu Beginn des Olympiajahres von Jürgen Austin-Kerl zu André Höhne setzt die erfolgreiche Langstreckler einige andere Akzente. „Das Corona-Jahr hat den Vorteil, dass wir gewisse Dinge ausprobieren können. Dazu gehören auch ein leichtes Krafttraining, Koordinationsübungen und natürlich auch wie heute ein Lauf über eine Unterdistanz,“ erläuterte die WM-Teilnehmerin über 10.000 Meter.

Marius Probst kratzt an der Bestmarke

Die gute Besetzung über 1.500 Meter versprach auch bei den Männern ein schnelles Rennen. Entsprechend hoch war das Tempo. Marius Probst (TV Wattenscheid 01), der Anfang August 3:39,74 Minuten und bei seinem sicheren Titelgewinn in Braunschweig 3:52,48 Minuten erzielt hatte, absolvierte ein starkes Rennen und kam als Zweiter hinter dem Briten Josh Lay (3:38,18 min) in 3:38,60 Minuten seiner persönlichen Bestzeit von 3:37,07 Minuten aus dem Jahre 2018 recht nahe.

Der angehende Lehrer, der wegen eines Knochenmark-Ödems am rechten Fußwurzelknochen die vorherige Saison vorzeitig abbrechen musste, befindet sich erst seit neun Wochen wieder im Training und fühlt sich momentan topfit. Er ist vor allem seinem Trainer Tono Kirschbaum dankbar, der ihm in schwierigen Momenten immer wieder zur Seite stand. „Ich wäre heute wahrscheinlich sogar absolute Bestzeit gerannt, aber das Rennen war so unruhig, dass ich nie frei laufen konnte. Für meinen kurzen Trainingsaufbau bin ich mit meinem Saisonverlauf sehr zufrieden. Ich möchte jetzt nur noch eine schnelle 800 Meter-Zeit laufen. Dann schließe ich das Jahr ab,“ kündigte Marius Probst an.

Viel hatte sich Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) vorgenommen. Nach seinem 1.500 Meter-Lauf in respektablen 3:40,91 Minuten stelle er sich später noch als Tempomacher im 5.000 Meter-Lauf zur Verfügung. „Eine großartige Veranstaltung. Da übernehme ich die Zusatzaufgabe gerne,“ sagte der Deutsche Hallenmeister über 3.000 Meter (Anm. d. Red.: Die 5.000 Meter Ergebnisse liefern wir am Sonntag nach).

Regenunterbrechung macht Athleten das Leben schwer

Über 800 Meter der Männer wurde eine Zeit von 1:46,00 Minuten angepeilt. Nach einer Runde waren die Athleten mit 52,0 Sekunden noch im Fahrplan. Anschließend wurde das Tempo jedoch deutlich langsamer, sodass sich Julian Ranc (Frankkreich) als Sieger vor Tony van Diepen (Niederlande, 1:49,38 min) mit 1:48,72 Minuten begnügen musste. Der 22-jährige Franzose, der eine persönliche Bestzeit von 1:47,71 Minuten aufweist, zeigte sich daher enttäuscht: „Durch den Regen wurde der Lauf über eine Stunde nach hinten verschoben. Dadurch fehlte mir ein wenig die Spannung. Ansonsten hat mir die Veranstaltung aber recht gut gefallen.“

Maximilian Sluka Hallesche Leichtathletik) gefiel als schnellster Deutscher in 1:50,55 Minuten, womit der Vierte der U20-EM im Bereich seiner persönlichen Bestzeit von1:49,08 Minuten blieb.

Luis Brandner zwischen Glück und Schreck

Bevor der heftiger Schauer auf das Stadion Rote Erde niederging und die Veranstaltung wegen der Wassermassen eine Stunde unterbrochen werden musste, konnte noch das 100 Meter-Finale der Männer ausgetragen werden. Luis Brandner (LAC Erfurt) ließ sich durch die herannahenden Regenwolken nicht irritieren und konnte als Sieger mit erfreulichen 10,36 Sekunden seine persönliche Bestleistung einstellen.

Das weniger Erfreuliche: Direkt nach dem Zieleinlauf fasste er sich an den Oberschenkel und hockte sich einige Minuten nieder. Als sich der 19-Jährige nach dem ersten Schreck wieder gefangen hatte, sagte er: „Ich hoffe es ist nichts Schlimmeres. Ansonsten bin ich natürlich mit meinem Lauf zufrieden gewesen, denn was ich in Braunschweig abgeliefert habe (Anm. d. Red.: Mit 10,50 sec im Halbfinale ausgeschieden), war alles andere als erfreulich.“ Sein Teamkollege Julian Wagner zeigte sich bei dem Lauf mit seiner neuen Jahresbestzeit von 10,40 Sekunden ebenfalls zufrieden.

Georg Fleischhauer ohne Hürden schnell wie nie

Glücklich war auch Georg Fleischhauer (LG Eintracht Frankfurt), der sich im Vorlauf bereits von 10,80 auf 10,77 Sekunden verbessern und diese Leistung im Finale mit 10,71 Sekunden noch einmal toppen konnte. „Zurzeit befinde ich mich auf Bestzeit-Kurs. Ich möchte beweisen, dass man mit 31 Jahren noch nicht zu alten Eisen zählt,“ sagte der DM-Dritte über 110 Meter Hürden.

Der einstige Langhürden-Spezialist konzentriert sich seit einem Jahr auf das Bobfahren und wurden im vergangenen Winter als Debütant im Eiskanal bereits Europacup-Sieger. „Die lange Hürdenstrecke passt nicht zu den schnellen Anschubgeschwindigkeiten. Der kurze Hürdensprint ist dagegen dafür ideal,“ erklärte er. Über die Kurzhürden siegte er in Dortmund in 14,19 Sekunden.

"Guten Ruf weiter festigen"

Nach dem erfolgreichen #backontrack- Meeting am 11. Juli erhielten die Verantwortlichen der LG Olympia Dortmund wieder viel Lob für ihre zweite Veranstaltung, die sie innerhalb eines Zeitraums von fünf Monaten unter Corona-Bedingungen vorbildlich durchgeführt haben. „Ich war überrascht, wer sich für die Veranstaltung alles gemeldet hat. Solch eine hohe Teilnehmerzahl hatten wir im Stadion Rote Erde schon lange nicht mehr,“ befand Nachwuchs-Bundestrainer Lauf und Mit-Organisator Pierre Ayadi.

„Wir haben unser Jump'n'Run Meeting vor allem auch für unsere Nachwuchsathletinnen und -athleten durchgeführt. Wenn wir denen nicht entsprechende Wettkampfangebote präsentieren, laufen wir Gefahr, dass sie uns langfristig verloren gehen. Da das Corona- Thema uns eventuell noch im kommenden Jahr begleiten wird, wollten wir mit unseren beiden Veranstaltungen unter den strengen Sicherheits und Hygienebedingungen eine Marke setzen, die neben dem Hallen-Meeting den guten Ruf der Dortmunder Leichtathletik im DLV weiter festigt beziehungsweise ausbaut,“ erklärte der Präsident der LG Olympia Dortmund und Cheforganisator Michael Adel.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024