| Anhalt-Meeting

Malaika Mihambo glänzt aus verkürztem Anlauf mit 7,03 Metern in Dessau

Dessau und Malaika Mihambo – das passt einfach! Auch aus kurzem Anlauf flog die Weltmeisterin im Weitsprung beim Anhalt-Meeting wieder über sieben Meter und triumphierte mit 7,03 Meter. Im Speerwurf war Johannes Vetter zwei Tage nach seinem deutschen Rekord erneut nicht zu schlagen.
Philip Häfner

Die 22. Auflage des Anhalt-Meetings hatte gerade erst begonnen, als auf einmal ein Storch am Himmel über dem Paul-Greifzu-Stadion auftauchte. Seelenruhig drehte er seine Runden über dem Speerwurfsektor und entschwand danach wieder in Richtung der Mulde, die in Dessau direkt hinter der Gegentribüne fließt. Es war ein majestätischer Anblick und lieferte den 1.000 Besuchern, die dank des Corona-Hygienekonzepts wenigstens dabei sein durften, schon einmal einen Vorgeschmack auf noch ganz andere Flugstunden am späteren Abend.

Für den Höhepunkt sorgte dabei erneut Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die schon im vergangenen Jahr an gleicher Stelle mit 7,05 Meter einen neuen Meetingrekord aufgestellt hatte. Eigentlich springt die Welt- und Europameisterin in dieser Saison nur aus verkürztem Anlauf und galt deshalb im Vorfeld trotz aller Meriten nicht unbedingt als Favoritin. Immerhin waren mit der Weißrussin Nastassia Mironchyk-Ivanova und Vize-Weltmeisterin Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine) zwei starke Konkurrentinnen gemeldet, die in dieser Reihenfolge bislang auch die Weltjahresbestenliste anführten.

Aber eben nur bis Dienstag, bis Malaika Mihambo die alte Ordnung wieder herstellte. Nach verhaltenem Beginn mit mehreren Versuchen, bei denen sie jeweils deutlich zu früh absprang, traf Deutschlands Sportlerin des Jahres im fünften Durchgang das Brett optimal. „Wow“, meinte sie selbst über ihre Weltjahresbestweite von 7,03 Meter. „Bei dem Sprung hat wirklich alles perfekt gepasst. Damit habe ich alles erreicht, was ich mir in dieser Saison aus kurzem Anlauf erträumt hatte“, so die Siegerin eines auch dahinter absolut hochklassigen Wettbewerbs. Denn auch Bekh-Romanchuk und Mironchyk-Ivanova trugen mit 6,85 und 6,72 Meter ihren Teil zu diesem denkwürdigen Abend bei.

Johannes Vetter eine Klasse für sich

Am kommenden Sonntag (13. September) wird sich Malaika Mihambo beim ISTAF noch einmal ihren Fans präsentieren. Dort ist auch Johannes Vetter gemeldet (LG Offenburg), seit kurzem der zweitbeste Speerwerfer der Welt, nachdem er den Speer am Sonntag in Chorzow auf 97,76 Meter befördert hatte, nur 72 Zentimeter unter dem Weltrekord.

Auf ähnliche Weiten, ja vielleicht sogar noch einmal auf eine weitere Steigerung, hoffte auch das Publikum in Dessau, zumal Vetter im Vorfeld die hohen Erwartungen noch zusätzlich geschürt hatte. Erst tags zuvor hatte er im Interview mit dem MDR erklärt, dass sein Wurf in einem offenen Stadion wahrscheinlich über 100 Meter gegangen wäre. Das Paul-Greifzu-Stadion ist ein solches Stadion, allerdings sind solche Würfe auch für einen Ausnahmeathleten wie Johannes Vetter eben nicht alle Tage möglich. Mit 86,17 Meter war der Weltmeister von 2017 dennoch eine Klasse für sich und siegte deutlich vor Andrian Mardare aus Moldawien (84,41 m).

Levchenko und Mahuchikh sorgen für ukrainischen Doppelsieg

Erstklassige Leistungen, wenngleich ohne deutsche Asse, gab es auch im Hochsprung der Frauen, wo mit der WM-Zweiten Yaroslava Mahuchikh und der Hallen-EM-Zweiten Yuliya Levchenko (beide Ukraine) die beiden einzigen Springerinnen am Start waren, die in dieser Saison bereits die zwei Meter übersprungen hatten. Ganz so hoch ging es in Dessau nicht, doch die 1,96 Meter von Levchenko bedeuteten dennoch neuen Meetingrekord, nachdem diese Disziplin überhaupt erst zum zweiten Mal im Programm stand. Mahuchikh musste sich mit der gleichen Höhe, aber zwei Fehlversuchen mehr mit Platz zwei begnügen.

Die Stabhochspringer packten vor dem Wettkampf erst einmal fleißig mit an und verfrachteten die Anlage kurzerhand auf die andere Seite des Stadion, weil sie dort auf günstigere Winde hofften. Davon profitierte vor allem der Pole Piotr Lisek, der als WM-Dritter und Sechs-Meter-Springer bereits im Vorfeld favorisiert gewesen war. Als einziger überwand er die 5,80 Meter und siegte damit vor Chris Nilsen (USA/5,70 m), dem Sieger der Panamerika-Spiele von 2019.

Für den deutschen Meister Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) waren diese Höhen dieses Mal zu hoch. Er musste sich nach drei Fehlversuchen bei 5,70 Meter verabschieden, so dass für ihn als Fünfter letztlich 5,50 Meter in die Statistik eingingen. Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken) sagte derweil gleich ganz Lebewohl: Der 28-Jährige (Bestleistung 5,61 Meter) hat mit dem Meeting in Dessau seine Karriere offiziell beendet. Seine größten Erfolge waren jeweils Bronze bei der U18-WM und bei der U23-EM 2013.

Rebekka Haase gewinnt die DM-Revanche

Doch es wurde nicht nur weit gesprungen und geworfen. Auch die Sprinter und Läufer flogen regelrecht über die Bahn. Im Finale der Frauen über 100 Meter schoss Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge) am schnellsten aus den Blöcken und verteidigte ihren Vorsprung auf Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde) bis ins Ziel. Mit 11,26 Sekunden nahm sie damit erfolgreich Revanche für die Niederlage bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig, wo vor einem Monat noch Kwayie triumphiert hatte.

Dieses Mal blieb für die deutsche Meisterin in 11,40 Sekunden sogar nur Rang drei – denn zwischen die beiden schob sich noch Lisa Nippgen (MTG Mannheim), die mit 11,32 Sekunden nah an ihre Bestzeit heranlief. Im Vorlauf war zuvor auch Malaika Mihambo an den Start gegangen, die sich immer wieder gern auch im Sprint probiert. Mit 11,59 Sekunden hätte sie sich sogar für das A-Finale qualifiziert, verzichtete jedoch zugunsten des Weitsprung-Wettbewerbs auf einen zweiten Lauf.

Bei den Männern wurde es dagegen nichts mit dem erhofften deutschen Sieg: Der Deutsche Meister und schnellste Europäer Deniz Almas (VfL Wolfsburg) musste sich in 10,18 Sekunden um zwei Hundertstel dem Außenseiter Yupun Abeykoon Mudiyanselage geschlagen geben. Mit 10,16 Sekunden stellte der Gast aus Sri Lanka, der in Rom (Italien) trainiert, einen neuen Landesrekord auf.

Christina Hering verteidigt ihren Vorsprung

Auf Kurs für einen neuen Meetingrekord lag über 400 Meter lange Zeit die Britin Laviai Nielsen. Doch auf der Zielgeraden wurden ihre Beine schwer, was am ersten Platz für die britische Meisterin aber nichts mehr änderte. Sie siegte mit 52,40 Sekunden vor Patrycja Wyciszkiewicz (Polen/52,82 sek) und der besten Deutschen an diesem Abend, Laura Müller vom LC Rehlingen (52,95 sek). Auch bei den Männern ging der Sieg über die Stadionrunde auf die britische Insel, hier gewann der Ire Christopher O’Donell in 47,30 Sekunden vor dem Deutschen Meister Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz/47,34 sek).

Schnellste über 100 Hürden war Europameisterin Elvira Herman aus Weißrussland mit 12,85 Sekunden. Bei den Männern behielt über 110 Meter Hürden der Belgier Michael Obasuyi in 13,68 Sekunden die Oberhand. Bei den abschließenden 800 Meter gab es schließlich noch einmal einen deutschen Erfolg zu bejubeln: Christina Hering (LG Stadtwerke München) verteidigte ihren Vorsprung bei der Glocke bis ins Ziel und setzte sich im Endspurt nach 2:02,26 Minuten gegen Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen/2:03,01 min) durch. Das Rennen der Männer hatte zuvor der Kenianer Evans Kichumba (1:48,06 min) für sich entschieden.

Zu den kompletten Ergebnissen.

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