| Diamond League Rom

Freiluft-Weltrekord – Armand Duplantis meistert 6,15 Meter

Beim Diamond League-Meeting in Rom hat Stabhochspringer Armand Duplantis am Donnerstag 6,15 Meter übersprungen. So hoch ist unter freiem Himmel vor ihm noch kein Athlet in der Geschichte gesprungen. Karsten Warholm verfehlte den Weltrekord über 400 Meter dagegen wieder knapp.
Jan-Henner Reitze

Bleibt die Latte bei 6,15 Meter liegen oder nicht? Diese Frage stand in diesem Sommer im Mittelpunkt, wenn Armand Duplantis (Schweden) an einer Stabhochsprung-Anlage Anlauf nahm. Der 20-Jährige war der Konkurrenz auch am Donnerstag in Rom (Italien) deutlich überlegen und ließ wie schon in Monaco (Monte Carlo), Stockholm (Schweden), Lausanne (Schweiz), Brüssel (Belgien) und beim ISTAF am Sonntag in Berlin den neuen Freiluft-Weltrekord auflegen. Schon nach seinem Sprung über 5,85 Meter hatte er als Sieger festgestanden und danach noch im ersten Anlauf 6,00 Meter gemeistert.

Bei immer noch hohen Temperaturen, ausreichend Licht und ohne störenden Wind passten diesmal die Bedingungen. Im zweiten Versuch gelang dem Vize-Weltmeister ein blitzsauberer Sprung und alle Kollegen gratulieren. 26 Jahre nachdem Sergey Bubka (Ukraine), übrigens ebenfalls in Italien (Sestriere), 6,14 Meter schaffte, ist dieser Freiluft-Weltrekord Geschichte. Als offizieller Weltrekord werden die 6,18 Meter geführt, die Armand Duplantis im Februar in der Halle von Glasgow (Großbritannien) überwand.

„Ich wollte so sehr über diese 6,15 Meter“, erklärte der Himmelsstürmer. „Jeder hat darüber gesprochen, es war eine große Last auf meinen Schultern. Drüber zu springen, war mehr eine Erleichterung als Spaß.“ Der in den USA aufgewachsene Schwede bedauerte auch, dass seine Eltern nicht mit im Stadion sein konnten. Groß feiern steht auch noch nicht an, da kommende Woche in Doha (Katar; 25. September) noch ein Wettkampf wartet.

Als Zweiter übersprang in Rom der Belgier Ben Broeders 5,80 Meter und stellte damit einen Landesrekord auf, die gleiche Höhe ging auch für den Dritten Ernest John Obiena (Philippinen) in die Ergebnisliste ein. Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,45 m) erreichte Rang sieben.

Karsten Warholm wieder knapp über 47 Sekunden

„Watch this!“, brüllte Karsten Warholm bei der Athletenpräsentation in die Kamera, dabei schlug sich der Norweger auf Oberschenkel und Wangen. Und der 24-Jährige versprach nicht zu viel. Es gab wieder mal was zu sehen, als der Startschuss über 400 Meter Hürden fiel. Wie ein Kurzsprinter explodierte der zweimalige Weltmeister aus den Blöcken und brachte sein Rennen mit dieser Aggressivität zu Ende. Bei 47,07 Sekunden blieb die Uhr stehen, eine Hundertstel früher als beim ISTAF.

Es ist die drittschnellste Zeit seiner Karriere, die neuntschnellste der Geschichte und der nächste Beweis, dass der Weltrekord (46,78 sec) wohl nicht mehr allzu lange der älteste auf eine Laufstrecke der Männer sein wird. Ganz nebenbei verbuchte der Norweger wieder einen klaren Sieg. Der Abstand der Konkurrenz war diesmal aber etwas geringer als in den übrigen Saisonrennen. Der Franzose Ludvy Vaillant (48,69 sec) und der Este Rasmus Mägi (48,72 sec) blieben unter der 49-Sekunden-Marke.

Ein lockeres Lächeln warf Constantin Preis (VfL Sindelfingen) in die Kamera, als er vorgestellt wurde. Ein Indiz, dass der Deutsche Meister mittlerweile auf der Diamond League-Bühne angekommen ist. Die Wiedergutmachung nach seinem Sturz beim ISTAF gelang. In 49,91 Sekunden kam der 22-Jährige auf der ungünstigen Bahn eins als Siebter ins Ziel.

Jakob Ingebrigtsen kratzt an nächstem Europarekord

Eine ganze Reihe Bestleistungen, Landesrekorde und sogar einen Kontinentalrekord brachte das 3.000-Meter-Rennen der Männer. Mit Landesrekord für Uganda lief Sieger Jacob Kiplimo (7:26,64 sec) an die achte Stelle der ewigen Bestenliste und die schnellste Zeit seit Kenenisa Bekele (Äthiopien) im Jahr 2007.

Dahinter musste sich der Doppel-Europameister von Berlin Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) nicht nur geschlagen geben, sondern verpasste in 7:27,05 Minuten auch den Europarekord des gebürtigen Marrokaners Mohammed Mourhit (Belgien; 7:26,62 min) um nicht einmal eine halbe Sekunde. Über 1.500 Meter hatte der 19-Jährige in Monaco (Monte Carlo; 3:28,68 min) den Europarekord geknackt.

Als Dritter steigerte Stewart McSweyn (Australien) den Ozeanien-Rekord auf 7:28,02 Minuten. Einen Landrekord für Italien lief der viertplatzierte Yemaneberhan Crippa (7:38,27 min).

Christina Hering überzeugt, Elaine Thompson sprintet allen davon

Das angedachte Tempo nahm das 800-Meter-Feld der Frauen nicht an. Siegerin Jemma Reekie (Großbritannien; 1:59,76 min) legte die zweite Runde schneller zurück als die erste. Die Norwegerin Hedda Hynne (2:00,24 min) rang als Zweite Laura Muir (Großbritannien; 2:00,49 min) nieder. Christina Hering (LG Stadtwerke München) teilte sich ihr Rennen klug ein und konnte auf der Zielgeraden noch Reserven mobilisieren. In 2:00,75 Minuten wurde die Deutsche Meisterin Vierte.

Bei ihrem ersten Auftritt des Jahres in Europa zeigte 100-Meter-Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah (Jamaika; 10,85 sec) ihren Gegnerinnen die Fersen. Aleia Hobbs (USA; 11,12 sec), Marie-Josée Ta Lou (Elfenbeinküste; 11,14 sec) und Ajla del Ponte (Schweiz; 11,19 sec) folgten.

Mit einem Weltklasse-Feld durfte sich Deniz Almas (VfL Wolfsburg) im Männer-Rennen messen. In 10,27 Sekunden konnte der Deutsche Meister immerhin zwei Konkurrenten hinter sich lassen. Sieger Akani Simbine (Südafrika; 9,96 sec) blieb unter zehn Sekunden. Arthur Cissé (Elfenbeinküste; 10,04 sec) wurde Zweiter vor Lokalmatador Filippo Tortu (Italien; 10,09 sec). Im Hochsprung schnappte Andriy Protsenko (Ukraine; 2,30 m) Gianmarco Tamberi (Italien; 2,27 m) den Heimsieg weg.

Corinna Schwab läuft noch einmal 52,12 Sekunden

Über 400 Meter bewies Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) einmal mehr, dass sie auf einem neuen Level angekommen ist. Dass sie trotz der Corona-Beschränkungen schon ihr  zehntes Rennen des Sommers über die Stadionrunde absolvierte, zeigt auch, dass die Deutsche Meisterin eine Menge mehr Erfahrung und Selbstbewusstsein für die Zukunft mitnimmt. In 52,12 Sekunden blieb die 21-Jährige erneut deutlich unter ihrer Bestzeit (53,09 sec), mit der sie in dieses Jahr gestartet war und wurde Vierte.

Europameisterin Justyna Swiety-Ersetic (Polen; 51,94 sec) musste sich trotz der von ihr bekannt starken Zielgeraden der Zweitplatzierten Agné Serksniene (Litauen; 51,80 sec) und der klaren Siegerin Lieke Klaver (Niederlande; 50,98 sec) geschlagen geben. Mit Femke Bol (53,90 sec) entschied ebenfalls eine Niederländerin die 400 Meter Hürden für sich.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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