| London Marathon

Eliud Kipchoge: „Alleine trainieren zu müssen, war wie ein Stromschlag“

Der Weltrekordler gegen den zweitschnellsten Marathon-Läufer der Geschichte: Auf dieses Duell könnte am Sonntag (4. Oktober) der London Marathon hinauslaufen. Der Kenianer Eliud Kipchoge und der Äthiopier Kenenisa Bekele stehen trotz der Konkurrenz von drei weiteren Läufern aus Äthiopen, die alle schon unter 2:04 Stunden geblieben sind, im Fokus der Veranstaltung. In einer Pressekonferenz stellten sie sich am Donnerstag den Fragen der Journalisten.
Jörg Wenig

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihr Training und die Vorbereitungen ausgewirkt?

Eliud Kipchoge:

„Es war wirklich schwierig, als ich plötzlich für mich alleine trainieren musste, denn ich habe 17 Jahre lang immer in Gruppen trainiert. Das war wie ein Stromschlag für mich. Es war schwer, fit zu bleiben und die hohen Intensitäten zu laufen. Aber in letzter Zeit hatte ich Trainingspartner an meiner Seite und es lief gut.“

Kenenisa Bekele:

„Meine Vorbereitung war gut, allerdings war sie aufgrund der Corona-Situation auch nicht so perfekt wie geplant. Es ist wirklich schwierig in Afrika, und es hat uns sehr getroffen. Wir haben unser Bestes versucht, um gut zu trainieren – und mehr oder weniger ist mir das gelungen.“

Nach langer Zeit können Sie am Sonntag wieder einen Marathon laufen.

Eliud Kipchoge:

„Ich fühle mich gut und bin froh, in London um meinen fünften Sieg bei dem Rennen laufen zu können. Ich glaube, es wird ein erfüllendes und schnelles Rennen. Nachdem ich genau elf Monate und 18 Tage nirgendwo starten konnte, freue ich mich, jetzt diese Gelegenheit zu haben. Es wird natürlich ein anderes Rennen als das in Wien bei der 1:59-Challenge. Aber ich habe gezeigt, dass es möglich ist, unter zwei Stunden zu laufen und habe meinen Teil zur Leichtathletik-Geschichte beigetragen.“

Kenenisa Bekele:

„Es ist wirklich sehr gut, die Chance zu haben, wieder an den Start gehen zu können. Das ist natürlich eine neue Strecke und eine andere Atmosphäre, so dass wir nicht wissen, was am Sonntag passiert. Aber ich bin froh, dass ich dabei bin.“

Was sagen Sie zu dem Rundkurs, der knapp 20 Mal zu durchlaufen ist? Gibt es eine Chance auf einen Weltrekord?

Eliud Kipchoge:

„Ich glaube, die Runden zu rennen, das ist okay. Wir werden ein gutes Rennen laufen und das bestmögliche Resultat herausholen. Es wird helfen, dass wir öfter als sonst Zugang zu Getränken haben.“

Kenenisa Bekele:

„Es ist ein neuer Kurs auf dem noch niemand gelaufen ist, daher ist es schwer zu sagen, ob die Strecke schnell ist oder nicht – alles ist möglich. Es ist allerdings nie einfach, auf einer Strecke mit vielen Kurven zu laufen, dabei kann man manchmal Tempo verlieren. Wir müssen einfach sehen, wie es wird.“

Fehlen Ihnen am Sonntag die Zuschauer?

Eliud Kipchoge:

„Zuschauer spielen eine sehr große Rolle bei einem Marathon. Sonntag wird das schwierig, denn es wird ein stilles Rennen. Aber es ist wichtig, dass uns die Menschen an den Bildschirmen und damit in der aktuellen Situation auf sichere Weise zuschauen können.“

Kenenisa Bekele:

„Es ist immer sehr schön, wenn man Zuschauer hat – besonders bei einem Marathon. Zwei Stunden ohne Zuschauer zu laufen, das wird schon schwierig. Aber wir wissen, dass es um die Gesundheit geht, deswegen müssen die Menschen das im Fernsehen sehen. Es ist eine schlechte Zeit für alle, deswegen müssen wir alle das akzeptieren.“

Gibt es schon eine geplante Halbmarathon-Durchgangszeit?

Eliud Kipchoge:

„Das werden wir erst in den nächsten zwei Tagen festlegen. Aber für mich wären 61 Minuten in Ordnung.“

Kenenisa Bekele:

„Ich plane zurzeit gar nichts und lasse die Organisatoren entscheiden. Aber ich erwarte natürlich ein sehr schnelles Rennen. Ich kenne kein langsames Tempo aus London, besonders wenn Eliud Kipchoge dabei ist. Also wird es sicher vom Start weg schnell.“

Was bewundern Sie am meisten an Ihrem Gegner?

Eliud Kipchoge:

„Ich respektiere den Erfolg und die Mentalität von Kenenisa. Nach so großen Erfolgen immer weiter zu trainieren, dazu gehört viel.“

Kenenisa Bekele:

„Wir sind beide schon sehr lange dabei und sind Vorbilder für die jüngere Generation. Als Athlet habe ich großen Respekt vor Eliud. Er hat Großes geleistet für den Sport.“

Die schnellsten Läufer auf der Londoner Startliste

Eliud Kipchoge | Kenia | 2:01:39 Stunden
Kenenisa Bekele | Äthiopien | 2:01:41 Stunden
Mosinet Geremew | Äthiopien | 2:02:55 Stunden
Mule Wasihun | Äthiopien | 2:03:16 Stunden
Sisay Lemma | Äthiopien | 2:03:36 Stunden
Tamirat Tola | Äthiopien | 2:04:06 Stunden
Marius Kipserem | Kenia | 2:04:11 Stunden
Shura Kitata | Äthiopien | 2:04:49 Stunden
Vincent Kipchumba | Kenia | 2:05:09 Stunden
Benson Kipruto | Kenia | 2:05:13 Stunden
Sondre Moen | Norwegen |  2:05:48 Stunden
Gideon Kipketer | Kenia | 2:05:51 Stunden
Arne Gabius | TherapieReha Bottwartal | 2:08:33 Stunden
Jared Ward | USA | 2:09:25 Stunden
Cam Levens | Kanada | 2:09:25 Stunden
Johnny Mellor | Großbritannien | 2:10:03 Stunden
Elroy Gelant | Südafrika | 2:10:31 Stunden
Daniele Meucci | Italien | 2:10:45 Stunden
Brett Robinson | Australien | 2:10:55 Stunden
Juan Luis Barrios | Mexiko | 2:10:55 Stunden
Peter Herzog | Österreich | 2:10:57 Stunden
Chris Thompson | Großbritannien | 2:11:19 Stunden

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