| London Marathon

Eliud Kipchoge überraschend geschlagen, Arne Gabius verpasst Olympia-Norm

Die Sieger des reinen Elite-Marathons in London 2020 heißen Shura Kitata und Brigid Kosgei und kommen aus Äthiopien und Kenia. Während die Weltrekordlerin der Frauen einen souveränen Auftritt ablieferte, musste der Weltrekordler der Männer Eliud Kipchoge überraschend rund fünf Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen. Arne Gabius konnte nach einer vielversprechenden Halbmarathon-Durchgangszeit das hohe Tempo nicht halten und verpasste die anvisierte Olympia-Norm.
Jörg Wenig

In diesem Jahr läuft nichts normal, auch nicht bei der 40. Auflage des London-Marathons. Das Regen-Rennen endete mit einer großen Überraschung und einem Schock für Kenia: Eliud Kipchoge hat zum ersten Mal seit sieben Jahren einen Lauf über die 42,195-Kilometer-Distanz nicht gewonnen. Der kenianische Superstar musste sich am Sonntag bei dem reinen Eliterennen in der britischen Hauptstadt mit Platz acht in 2:06:49 Stunden geschlagen geben.

Rund fünf Kilometer vor dem Ziel fiel Eliud Kipchoge bei Regen, nassen Straßen und kühlen Temperaturen aus der Führungsgruppe. Vor zwei Jahren war der 35-Jährige in Berlin den aktuellen Weltrekord von 2:01:39 Stunden gelaufen, vor zwölf Monaten stürmte er im Wiener Prater (Österreich) zur ersten, allerdings nicht rekordkonformen Zeit von unter zwei Stunden (1:59:40,2 h).

Am Ende triumphierte der 24-jährige Shura Kitata in 2:05:41 Stunden. Der Äthiopier, der vor zwei Jahren in London hinter Eliud Kipchoge Platz zwei belegt und 2017 den Frankfurt-Marathon gewonnen hatte, war nach einem Sprint-Finish mit nur einer Sekunde Vorsprung vor dem Kenianer Vincent Kipchumba (2:05:42 h) im Ziel am Buckingham Palast. Platz drei belegte Sisay Lemma (Äthiopien) mit 2:05:45 Stunden.

Probleme mit Ohr, Hüfte und Muskulatur

Später erklärte Eliud Kipchoge, was ihm passiert war: „Bei Kilometer 25 ging mein rechtes Ohr zu und die Blockade löste sich nicht mehr. Danach bekam ich Probleme in der rechten Hüfte und die Muskulatur im Bein verkrampfte. Aber so ist der Sport. Du musst die Niederlage akzeptieren und dich darauf konzentrieren, das nächste Rennen zu gewinnen. Ich werde mich jetzt erholen und dann 2021 wieder starten. Ich habe sicherlich noch einige starke Marathonrennen in den Beinen.“

„Ich habe mich zuvor immer zurückgehalten und wollte erst am Ende angreifen. Ich freue mich sehr, dieses sehr stark besetzte Rennen gewonnen zu haben. Das gibt mir viel Zuversicht“, erklärte Sieger Shura Kitata, der sich vor dem Rennen Tipps von Landsmann Kenenisa Bekele geholt hatte, welcher verletzt seinen Start absagen musste: „Kenenisa hat mir geholfen, denn er erklärte mir, wie ich taktisch laufen sollte“, erzählte Shura Kitata, der für den Sieg ebenso wie Frauen-Siegerin Brigid Kosgei 30.000 US-Dollar erhält.

Arne Gabius 35 Kilometer auf Kurs

Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) brach auf den letzten Kilometern des Rennens ein und verpasste dadurch am Ende die Olympia-Norm von 2:11:30 Stunden deutlich. Der 39 Jahre alte Deutsche Marathon-Rekordler (2:08:33 h) lief nach 2:14:25 Stunden auf Platz 22 ins Ziel. Bis Kilometer 35 war er zuvor noch im Zeitplan für die Olympia-Norm gelaufen, den Halbmarathon passierte er nach 1:05:19 Stunden. Eine starke Leistung zeigte dagegen bis ins Ziel Peter Herzog. Der Österreicher erreichte als Zwölfter eine persönliche Bestzeit von 2:10:06 Stunden und blieb damit ein zweites Mal unter der Olympia-Norm.

„Meine Bauchmuskulatur wurde aufgrund der kalten Bedingungen fest und ich bekam dann auch Probleme mit dem Oberschenkel“, erklärte Arne Gabius später. „Bei Kilometer 37 musste ich sogar kurz stehen bleiben, weil das Atmen schwierig wurde. Ich wollte aber unbedingt das Rennen zu Ende laufen. Wenigsten habe ich jetzt in London das Ziel erreicht.“ 2016 hatte er noch verletzungsbedingt aufgeben müssen.

„Das war Pech, dass wir heute dieses Wetter hatten. Kälte und Wind, Regen und Pfützen sowie die rutschigen Kurven auf dem Rundkurs haben es sehr schwer gemacht. Es ist sehr schade, dass es nicht geklappt hat. Ich werde mich jetzt erst einmal ausruhen und dann im Training bleiben und schauen, ob es noch einen Marathon gibt im nächsten Jahr bei dem ich noch einmal die Olympia-Norm angreifen kann.“

Brigid Kosgei souverän

Im drei Stunden vor den Männern gestarteten Rennen der Frauen setzte sich die Favoritin durch: Brigid Kosgei (Kenia) lief nach 2:18:58 Stunden ins Ziel und erzielte trotz der widrigen Bedingungen eine Weltklassezeit. Die 26 Jahre alte Marathon-Weltrekordlerin, die die Bestzeit vor einem Jahr auf 2:14:04 Stunden verbessert hatte, siegte mit deutlichem Vorsprung vor Sara Hall. Die US-Amerikanerin fing mit einer beeindruckenden Schlussphase und einem starken Spurt überraschend kurz vor dem Ziel noch die Weltmeisterin Ruth Chepngetich (Kenia) ab und erreichte als Zweite mit 2:22:01 Stunden eine persönliche Bestzeit. Chepngetich folgte als Dritte in 2:22:05 Stunden. Deutsche Läuferinnen waren nicht am Start.

„Ich habe mein Bestes gegeben. Aber das Wetter hat uns alle beeinträchtigt. Wind und Regen machten unsere Muskulatur kalt. Wir wurden nie richtig warm, so dass es schwer war, überhaupt das Ziel zu erreichen. Auch die Vorbereitung war natürlich nicht so gut“, sagte Brigid Kosgei. „Es war aber trotzdem schön, dass wir bei diesem Rennen starten konnten.“

Der London-Marathon ist das einzige internationale Top-Rennen über die 42,195 km, das seit Beginn der Coronavirus-Pandemie gestartet wurde. Der Lauf fand unter strikten Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen statt. Gelaufen wurde auf einem gut zwei Kilometer langen Rundkurs am Londoner St. James’ Park, der für Zuschauer nicht zugänglich war. Das Männerrennen wurde separat drei Stunden nach den Frauen gestartet.

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