Thomas Dreißigacker, Leitender DLV-Bundestrainer Lauf/Gehen, blickt vor dem Olympiajahr 2021 trotz der schwierigen Situation durch die dynamische Entwicklung der Corona-Pandemie positiv in die Zukunft. „Bei der Entwicklung Straßenlauf und Langstrecke ist in den letzten Jahren in der Breite sehr viel passiert“, sagte Dreißigacker im Gespräch mit leichtathletik.de.
Die Entwicklung im deutschen Langstreckenbereich stimmt positiv. Das ist das Fazit von Thomas Dreißigacker, Leitender DLV-Bundestrainer Lauf/Gehen. Gerade bei den Teamwettbewerben 2018 bis 2020 lässt sich die Erfolgsbilanz ablesen.
So gab es bei der Cross EM 2017, 2018 und 2019 ebenso Medaillen wie beim Europacup über 10.000 Meter 2018 und 2019. Die Krönung in diesem Jahr war natürlich die Silbermedaille bei der Halbmarathon-WM von Melat Yisak Kejeta (Laufteam Kassel). „Kejetas Triumph ist sensationell, doch bei der Entwicklung Straßenlauf/Langstrecke seit den Olympischen Spielen 2012 in London geht es mir nicht nur um die ‚Leuchttürme‘, sondern vor allem um die Breite“, sagt Dreißigacker. Insgesamt sei man konkurrenzfähiger geworden.
Bereits fünf Normerfüller für Olympische Spiele
„Bei den Spielen in Rio 2016 hatten wir im Vorfeld gerade mal einen Normerfüller. Neun Monate vor den Spielen in Tokio sind es inzwischen schon fünf Normerfüller“, sagt er. Und das, obwohl die Zugangskriterien im Vergleich zu 2016 und 2012 erschwert wurden. Einen Grund für die positive Entwicklung sieht Dreißigacker darin, dass die Trainer in Deutschland inzwischen wieder den Mut haben, größere Trainingsumfänge von der Jugend an umzusetzen. Hinzu kommen regelmäßige gemeinsame Höhentrainingslager, die sich im Wettbewerb auszahlen. „Wir brauchen Geduld, aber mit der europäischen Spitze können wir inzwischen mithalten, wenn man die Ergebnisse bei internationalen Rennen verfolgt.“
Neben den „Leuchttürmen“ gilt es vor allem den Nachwuchs zu fördern. So zeigte in diesem Jahr Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) mit seinem Meistertitel über 5.000 Meter in Braunschweig, was für ein Potenzial in ihm steckt. Und auch Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) triumphierte bei der Halbmarathon-WM in Gdynia (Polen) mit persönlicher Bestzeit von 1:01:36 Stunden und machte deutlich, dass mit ihm künftig zu rechnen ist. Mit Miriam Dattke (LG TelisFinanz Regensburg) und Alina Reh (SSV Ulm 1846) kommen auch bei den Frauen sehr gute Athletinnen für die Langstrecke nach. Gerade jüngere Athleten und Athletinnen rufen kontinuierlich gute Entwicklungen auf der Unterdistanz ab.
Idriss Gonschinska unterstreicht Bedeutung des Straßenlaufs
DLV-Generaldirektor Idriss Gonschinska unterstreicht die Bedeutung des Straßenlaufs für die Langstrecke: „In der Entwicklung von deutschen Lauftalenten spielen die Wettkämpfe auf der Straße eine besondere Rolle. Leistungsentwicklungen sind ohne wettkampfspezifische Reize nicht zu generieren. In diesem Zusammenhang kommt der langfristigen Ausprägung der Grundlagenausdauer und der Wettkampfkompetenz eine hohe Bedeutung zu. Für die Entwicklung von Langstreckenläufern (5.000 m, 10.000 m) und Marathonläufern ist die systematische Teilnahme an Straßenlaufwettbewerben unerlässlich. Abweichend zu den Trends der Vergangenheit konnte gerade in den vergangenen sechs Jahren eine positive Entwicklung im Langstrecken- und Marathonlauf in Deutschland verzeichnet werden.“
Im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Pandemie ergeben sich durch die vielfältigen Absagen der Straßenläufe jedoch erhebliche wirtschaftliche Folgen für die Veranstalter. „Das Risiko für viele Veranstalter, diese Krise nicht zu überstehen, ist gegeben. Dies hätte neben den komplexen Folgen für die Lauf- Gesundheitsbewegung in Deutschland auch einen negativen Einfluss auf die Entwicklungsperspektiven vieler der nationalen Spitzen- und Nachwuchsläufer des Langstrecken- und Straßenbereiches. Insofern sind spezifische Unterstützungs- und Förderprogramme auch für die Straßenläufe unerlässlich.“
