| Interview

Manuel Eitel: "Ein Jahr Abstand vom Zehnkampf"

Das Jahr der Corona-Pandemie bot für viele Athleten auch die Chance Neues auszuprobieren. Der U23-EM-Dritte im Zehnkampf Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) nutzte diese Chance und feilte in Leverkusen mit Spezialtrainern an seiner Technik im Speerwurf und Stabhochsprung. Warum er mit seinem Heimtrainer Christopher Hallmann diesen Weg einschlug, wie er seine Zeit in Leverkusen erlebte und was er sich davon erhofft, berichtet der 23-Jährige im Interview.
pm/sb

Manuel Eitel, Sie haben in diesem Jahr keinen Zehnkampf absolviert und sich Sommer am Fuß operieren lassen. Wie geht es Ihrem Fuß heute?

Manuel Eitel:

Meinem Fuß geht es optimal. Ich wurde im Mai operiert, da ein Knochen im linken Sprunggelenk bei Sprüngen an der Kapsel gerieben hat. Ich war also nicht richtig verletzt, sondern wir haben die Zeit genutzt, um diese Baustelle aus dem Weg zu räumen. Jetzt kann ich wieder komplett schmerzfrei trainieren.

Die wettkampffreie Zeit haben Sie darüber hinaus dafür genutzt, im Training etwas Neues auszuprobieren. Mehrere Monate sind Sie zwischen Ulm und Leverkusen gependelt. Warum?

Manuel Eitel:

Die Grundidee existierte schon eine Weile. Eigentlich wollte ich im Jahr nach den Olympischen Spielen, also 2021, ein Jahr „Abstand“ vom Zehnkampf nehmen, ein oder zwei Disziplinen spezifischer trainieren und auch in den Disziplinen Wettkämpfe absolvieren. Dann brach die Pandemie aus und es war relativ schnell klar, dass keine reguläre Wettkampfplanung möglich ist. Während des ersten Lockdowns sprachen mein Trainer Christopher Hallmann und ich darüber, dieses Pandemie-Jahr zu nutzen und den Plan für 2021 schon in 2020 umzusetzen. Wir haben überlegt, welche Disziplinen Sinn ergeben würden. Speerwurf und Stabhochsprung versprachen noch Potential im Zehnkampf. Aufgrund hervorragender Trainer und Physiotherapeuten aus dem DLV-Team haben wir uns für den Bundesstützpunkt in Leverkusen entschieden.

Was konkret erhoffen Sie sich davon?

Manuel Eitel:

Ich erhoffe mir eine deutliche Steigerung meines zweiten Zehnkampftages. Die Techniken im Speerwurf und im Stabhochsprung sollen in der Zukunft deutlich sicherer sein und die Qualität höher. Das soll den entscheidenden Vorteil im Wettkampf um ein Ticket nach Tokio ermöglichen.

Wie muss man sich Ihr Training an zwei Standorten vorstellen?

Manuel Eitel:

In der Regel war ich drei Wochen in Leverkusen und eine Woche in Ulm. Ein kompletter Umzug machte nach anfänglichen Überlegungen sowohl sportlich als auch privat keinen Sinn. Uns war es wichtig, dass Christopher mich ab und zu sieht, meine Physis auch im Training daheim auf dem Schirm hat und das Zehnkampftraining nicht komplett verloren geht – wobei ich in Leverkusen sonst auch alleine zehnkampfspezifisches Training absolviert habe. Wie oft ich Stab und wie oft ich Speer trainiert habe, haben meine Trainer in Leverkusen, Matthias Rau und Michael Kühnke, in wöchentlicher Absprache festgelegt. Jetzt läuft dieser Rhythmus nicht mehr so fort, da ich meinen Saisonaufbau für den Zehnkampf wieder komplett in Ulm bei Christopher Hallmann absolvieren werde. Dennoch werde ich in einem noch nicht festgelegten Rhythmus weiterhin nach Leverkusen zum Stab- und Speertraining kommen.

Was schätzen Sie an den Trainingsbedingungen in Leverkusen?

Manuel Eitel:

Für Leverkusen haben Christopher und ich uns ganz klar aufgrund des Know-Hows entschieden. Michael Kühnke kannte ich schon von kleineren Meetings, und auch Matthias Rau versprach ein qualitativ hohes Techniktraining. Außerdem ist uns Leverkusen durch vergangene Mehrkampf-Maßnahmen bereits vertraut, und das Bayer-04-Physioteam war auch ein großes Argument für Leverkusen.

Unsere Hoffnungen wurden im Rückblick nicht nur bestätigt, sondern weit übertroffen. Ich wurde von Anfang an mit offenen Armen empfangen. Bei Matthias Rau wurde ich Teil einer starken Trainingsgruppe, die mir Einblicke in tägliches Wurftraining ermöglichte. Beide Trainer brachten mich mit großem Spaß im Training deutlich weiter und nahmen Zeit und Mühe auf sich, um einem ungehobelten Zehnkämpfer wenigstens die Basics ihrer Disziplin beizubringen.

Auch sonst waren alle Trainer auf der Anlage immer da, wenn ich einmal Hilfe benötigte, und ich fühlte und werde mich auch in Zukunft sehr wohl in Leverkusen fühlen. Neben dem Training durfte ich die professionelle Betreuung der Physiotherapeuten genießen, und auch das von Anja Löhr durchgeführte Stabi-Training werde ich in Ulm vermissen.

Warum „quälen“ Sie sich und Ihren Körper mit Zehnkampf, obwohl Sie mit einer Bestleistung von 10,31 Sekunden über 100 Meter sehr sprintstark sind und auch in der Disziplin national konkurrenzfähig wären?

Manuel Eitel:

Zehnkampf ist einfach etwas Einzigartiges. Wenn ich nur noch die 100 Meter sprinten würde, würde ich nicht alle, aber auf jeden Fall einige Disziplinen und das vielseitige Training vermissen. Außerdem muss auch wieder die absolut wahrheitsgemäße Floskel „Zehnkampffamilie“ kommen, die niemand, der einmal Teil davon war, einfach so verlassen möchte. Und der vermutlich größte Grund ist, dass ich eine Medaille bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gewinnen möchte! Ich bin zwar schnell, so schnell aber dann auch nicht.

Welche Ziele haben Sie für 2021?

Manuel Eitel:

Ich will zu den Olympischen Spielen nach Tokio.

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