| Rückblick auf 2020

Das Jahr in Schlagzeilen (I)

Die Corona-Pandemie und die damit verbundene Olympia-Absage haben das Jahr 2020 geprägt. Einige Athleten haben dennoch für Top-Leistungen und Rekorde gesorgt. Wir blicken auf die Schlagzeilen der vergangenen zwölf Monate zurück. Heute: Die Monate Januar bis Juni.
Jan-Henner Reitze

Januar

Das Jahr beginnt mit angespannter Vorfreude und einem vollen Termin-Kalender: Mitte März die Hallen-WM im chinesischen Nanjing, früh in der Sommersaison Anfang Juni die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig, ab Ende Juli die Olympischen Spiele in Tokio (Japan) und zur Abrundung des höhepunktreichen Jahres Ende August die EM in Paris (Frankreich). Dazu für den Nachwuchs U18-EM und U20-WM. Noch ahnt niemand, dass alles ganz anders kommen wird.

Nach großen Erfolgen in der Jugend und dann krankheits- sowie verletzungsbedingt schwierigen Jahren erklärt Lena Malkus (SC Preußen Münster) ihre Weitsprung-Karriere für beendet.  

Insbesondere im Laufbereich ist das Jahr 2020 die reinste Weltrekord-Hatz, die der Kenianer Rhonex Kipruto in 26:24 Minuten über 10 Kilometer in den Straßen der spanischen Stadt Valencia eröffnet.

Das Ergebnis der DLV-Wahl der Leichtathleten des Jahres 2019 ist da und fällt erwartungsgemäß eindeutig aus. Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz) setzen sich unangefochten durch.

Neue Namen in Spitzenpositionen: Annett Stein und Dietmar Chounard übernehmen die Leitung der DLV-Nationalmannschaften.

Der nächste Abschied: Die Hindernis-Europameisterin von 2014 Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) hat in ihrer Karriere gleich mehrere beeindruckende Comebacks hingelegt. Ein weiteres wird es allerdings nicht geben.

Corona in China macht Schlagzeilen, erscheint aber noch weit weg. Etwas erstaunt blicken wir auf die rigorosen Beschränkungen mit abgeriegelten Millionen-Städten. Der DLV erklärt zu prüfen, ob eine Teilnahme an der Hallen-WM möglich sein wird. Noch am gleichen Tag werden die Titelkämpfe in Nanjing vom Weltverband World Athletics abgesagt.

Februar  

Mit U20-Weltrekord im Hochsprung von 2,02 Metern sorgt die Ukrainerin Yaroslava Mahuchikh für den Höhepunkt des Indoor Meetings in Karlsruhe. Und auch aus DLV-Sicht ragt diese Disziplin heraus. Imke Onnen (Hannover 96) steigert sich auf 1,96 Meter und erfüllt damit die Olympia-Norm.

Drei Wochen vor der Hallen-DM in Leipzig sind alle Tickets verkauft.

Düsseldorf bejubelt beim PSD Bank Meeting den ersten Sechs-Meter-Sprung des Jahres von Armand Duplantis (Schweden), es ist für ihn nur der Anfang eines Jahres im Höhenrausch. Auf der Rundbahn überzeugt Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt; 1:46,13 min) mit einem Sieg über Hallenweltmeister Adam Kszczot (Polen; 1:46,42 min).

Nur vier Tage nach seinem Sechs-Meter-Jahresauftakt meistert Armand Duplantis in Torun (Polen) die Weltrekordhöhe von 6,17 Metern und legt eine Woche später im britischen Glasgow noch einen Zentimeter drauf.

In den USA läuft es für die WM-Dritte über 5.000 Meter Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) weiter wie am Schnürchen. In einem Rennen in New York (USA) stellt sie gleich zwei deutsche Hallenrekorde auf: 3:59,87 Minuten über 1.500 Meter und 4:17,26 Minuten über die Meile.

Auch unterm Hallendach ist die Sieben-Meter-Marke gefallen. Malaika Mihambo landet beim ISTAF Indoor bei 7,07 Metern.

Der nächste Weltrekord im Straßenlauf und der erste des Jahres durch Joshua Cheptegei. Der Läufer aus Uganda legt die 5 Kilometer in Monaco (Monte Carlo) in 12:51 Minuten zurück. Auf der Bahn wird er noch schneller sein.

Mit 76,95 Metern mit dem Sechs-Kilo-Hammer sorgt Merlin Hummel (UAC Kulmbach) für eine der besten Leistungen der Jugend-DM im Winterwurf in Neubrandenburg. U18-Athlet Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) gewinnt an gleicher Stelle unterm Hallendach den Weitsprung-Titel (7,53 m).

Bei den Frauen ist ebenfalls ein Weltrekord im Straßenlauf fällig: Die Äthiopierin Ababel Yeshaneh verbessert die Marke im Halbmarathon in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) auf 1:04:31 Stunden.

Wieder Weltrekord, diesmal beim Meeting in Madrid. Die kubanische Weltmeisterin Yulimar Rojas steigert den Hallenweltrekord im Dreisprung auf 15,43 Meter.

Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) überrascht beim Marathon in Sevilla (Spanien) mit einer Zeit von 2:10:18 Stunden. Olympia-Norm läuft auch Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg; 2:28:25 h).

Bei der Hallen-DM in Leipzig stürmt mit Deniz Almas (VfL Wolfsburg; 6,60 sec) ein neues Gesicht überraschend zum Sprint-Titel, es ist der Anfang des Aufstiegs des 23-Jährigen. Gleich zu zweimal Gold spurtet Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) über 1.500 (4:22,43 min) und 3.000 Meter (9:21,72 min).  

Hallen-Europarekord! Konstanze Klosterhalfen legt die 5.000 Meter in Boston (USA) in 14:30,79 Minuten zurück. Im Sommer geht es leider nicht so erfolgreich weiter. Schmerzen im Beckenbereich werden geplante Starts in Europa verhindern.

März

Vier Jahre Sperre für Hindernis-Olympiasiegerin Ruth Jebet (Bahrain), die positiv auf EPO getestet worden war.

Die Halbmarathon-Weltmeisterschaften im polnischen Gdynia werden wegen Corona vom 29. März auf Mitte Oktober verschoben.

Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg; Kurzstrecke) und Samuel Fitwi Sibhatu (LG Vulkaneifel; Langstrecke) heißen die Deutschen Crossmeister von Sindelfingen.

Corona kommt in Deutschland an und es wird deutlich: Es wird nicht bei lokalen Fällen bleiben. Die Absage-Welle beginnt bei den Laufveranstaltungen. Der Berliner Halbmarathon, der Hamburg-Marathon oder der Wien-Marathon können nicht wie geplant stattfinden. Zum Teil ist zuerst nur von Verschiebung die Rede, was allerdings letzten Endes auch nicht zu halten sein wird.

Der DLV sagt alle geplanten Trainingslager zur Vorbereitung auf den Sommer ab. Einige Athleten, die schon unterwegs sind, müssen kurzfristig zurückkommen.

Die Politik in Deutschland verhängt den Lockdown. Nicht nur Schulen sind geschlossen, sondern auch Trainingsstätten. Es heißt für viele: Training auf dem Feldweg. Aber wofür? Was wird aus den Olympischen Spielen? Wird es 2020 überhaupt noch Wettkämpfe geben? Antworten auf viele Fragen werden nach dem Prinzip „Try and error“ beantwortet. Auch im Breitensport geht nichts mehr.

Nach Tagen der quälenden Diskussion fällt die aus Sicht der meisten unumgängliche Entscheidung. In diesem Jahr wird es keine Olympischen Spiele in Tokio geben. Fast  auf den Tag genau ein Jahr später soll es stattdessen 2021 losgehen.

Es bleibt die Hoffnung auf die für Ende August geplante EM in Paris. An diesem Termin wird noch festgehalten. Verschoben wird die DM in Braunschweig, auf einen zunächst unbestimmten Termin.

April

Für Olympia qualifizieren kann sich in diesem Sommer niemand. Der Weltverband schließt die Möglichkeit dazu, dass neue Ranglisten-Verfahren wird eingefroren.

Wegen der Olympia-Verschiebung auf 2021 verlegt der Weltverband die für das gleiche Jahr geplante WM in Eugene (USA) auf 2022, drei Wochen später sollen die Europameisterschaften in München ausgetragen werden.

Immer noch werden die Schlagzeilen von dem geprägt, was wegen Corona alles nicht geht. Der DLV muss etwa die Premiere der Staffel-DM, das Mehrkampf-Meeting in Ratingen oder die Deutschen Seniorenmeisterschaften absagen. Dazu, welche Wettkämpfe noch stattfinden könnten, gibt es bisher nur Gedankenspiele. Zum viel gebrauchten Zauberwort wird die „Late Season“.

Einen internationalen Höhepunkt wird die Saison allerdings nicht mehr zu bieten haben. European Athletics streicht auch die EM in Paris.

Mai

Die Pandemie hat auch direkte Auswirkungen auf den DLV. Ein Großteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle in Darmstadt geht in Kurzarbeit.

Immerhin Kader-Athleten haben inzwischen wieder Zugang zu den Trainingsstätten und es gibt erste Leitlinien, unter welchen Hygieneregeln Wettkämpfe denkbar sind.

Statt des gewohnten Starts der Sommersaison bleibt Kreativität gefragt. Per Video zusammengestaltet treten Renaud Lavillenie (Frankreich), Sam Kendricks (USA) und Weltrekordler Armand Duplantis auf den Stabhochsprung-Anlagen in ihren Gärten gegeneinander an. Lavillenie und Duplantis teilen sich den Sieg, beide meistern innerhalb von 30 Minuten 36-mal 5,00 Meter.

Die erste Corona-Welle ebbt in Deutschland ab. Auch für den Breitensport werden Lockerungen beschlossen, Vereinssport wird wieder möglich. Auch Fitnessstudios dürfen wieder öffnen, alles natürlich unter Auflagen.

Malaika Mihambo gibt für viele überraschend bekannt, dass sie künftig in Texas beim neunmaligen Olympiasieger Carl Lewis (USA) trainieren möchte. Wegen Corona muss sie diese Pläne aber aufschieben.

Juni

Konzepte wurden erarbeitet, Anträge gestellt. Endgültig sind die Planungen zwar noch nicht, aber der DLV möchte den Athleten so viel Klarheit wie möglich bieten und kündigt an, dass die DM in Braunschweig Anfang August stattfinden soll, außerdem trotz Corona Deutsche Mehrkampf-Meisterschaften und eine Jugend-DM. Die „Late Season“ nimmt Formen an.

Erste Wettkämpfe mit kleinen Teilnehmerfeldern laufen an. Beispielsweise legt Alina Reh (SSV Ulm 1846) die 10 Kilometer in Berlin in 31:26 Minuten zurück. Kristin Pudenz steigert sich im heimischen Potsdam auf 64,92 Meter. In einem Trainingswettkampf legt Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) die 3.000 Meter in 8:41,6 Minuten zurück.

Nur mit Pappfiguren auf den Zuschauertribünen versucht auch das eigentliche Diamond League-Meeting in Oslo (Norwegen) den Restart unter Corona-Bedingungen. Mit Weltbestzeit im Alleingang über 300 Meter Hürden (33,78 sec) beweist Lokalmatador Karsten Warholm, dass trotz der Umstände Top-Leistungen möglich sind.

Die Stadt Braunschweig stimmt dem Konzept für die DM zu. Anfangs wird noch ohne Laufwettbewerbe geplant, die dann aber doch noch ins Programm aufgenommen werden können.

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