| WA Indoor Tour

Weltrekord, Europarekord und weitere Gala-Auftritte in Liévin

Die besten Leichtathleten der Welt brannten am Dienstagabend in Liévin ein Feuerwerk an Spitzenleistungen ab. Über 1.500 Meter verbesserte Gudaf Tsegay den Weltrekord der Frauen und Jakob Ingebrigtsen den Europarekord der Männer. Auch DLV-Athletinnen zeigten gute Leistungen – allen voran Hanna Klein mit Bestzeit über 1.500 Meter.
Silke Bernhart

Die 24 Jahre alte Äthiopierin Gudaf Tsegay hat am Dienstag in Liévin den Hallen-Weltrekord ihrer Landsfrau Genzebe Dibaba pulverisiert: In 3:53,09 Minuten blieb die Bronzemedaillengewinnerin der vergangenen WM und Hallen-WM um mehr als zwei Sekunden unter der Marke, die Dibaba 2014 beim Indoor Meeting in Karlsruhe gesetzt hatte. Europameisterin Laura Muir wurde mit neuem britischen Hallen-Landesrekord von 3:59,58 Minuten Zweite.

Als Fünfte absolvierte Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) dahinter ebenfalls ein starkes Rennen, das mit neuer Hallen-Bestzeit von 4:06,86 Minuten und Hallen-EM-Norm belohnt wurde. "Es war ein tolles Rennen für mich, weil Melissa Courtney Bryant unfreiwillig unsere Tempomacherin wurde und sie hat das Tempo nach 800 Metern noch gut hochgehalten, davon habe ich wirklich sehr profitiert. Es hat Spaß gemacht und es ist wirklich eine sehr tolle Halle", sagte Hanna Klein anschließend.

Auch in weiteren Wettbewerben des Gold-Label Meetings der World Athletics Indoor Tour waren verblüffende Leistungen zu bestauenen: Norwegens "Lauf-Wunderkind" Jakob Ingebrigtsen rannte über 1.500 Meter der Konkurrenz auf und davon und in 3:31,80 Minuten zu einem neuen Europarekord. Nur vier Athleten waren in der Halle je schneller. Zum Hallen-Weltrekord fehlten 76 Hundertstel. "Wir haben gut trainiert", sagte er anschließend dem Hallensprecher, "das war erstaunlich locker." Abgeschlagener Zweiter trotz Resultat nahe an der Bestleistung: der Vize-Hallen-Weltmeister Marcin Lewandowski (Polen; 3:36,81 min).

Grant Holloway (fast) so schnell wie Colin Jackson

Zwei Gala-Auftritte über 60 Meter Hürden zeigte der vielseitig talentierte US-Amerikaner Grant Holloway, der auch mit einer Weitsprung-Bestmarke von 8,17 Metern und einem Hochsprung-Hausrekord von 2,16 Metern aufwarten kann. In Liévin rollte er sich in 7,38 Sekunden Anlauf und brachte im Finale in 7,32 Sekunden den Sieg nach Hause. Einziger Athlet, der je schneller war: Colin Jackson (Großbritannien) 1994 bei seinem Hallen-Weltrekord in 7,30 Sekunden.

Auch Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) nahm das Rennen mit der Weltelite auf und machte im Vorlauf in 7,68 Sekunden (Bestzeit) eine so gute Figur, dass er auch noch mal im Finale (7,79 sec) ran durfte. Für Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01) reichten 7,76 Sekunden nicht zum Finaleinzug. Dasselbe galt über 60 Meter für den Deutschen Hallenmeister Deniz Almas (VfL Wolfsburg; 6,76 sec). Für den Sieg im Finale mussten 6,54 Sekunden her, diese gelangen dem Italiener Marcell Jacobs.

Getnet Wale schrammt am Weltrekord vorbei

Ebenfalls rekordverdächtig: Die Zeiten über 3.000 Meter der Männer. Gleich vier Athleten blieben in diesem Wettbewerb unter der Weltklasse-Marke von 7:30 Minuten. Sie alle rannten damit in die Top Ten der ewigen Weltbestenliste. Der Schnellste von ihnen: Getnet Wale aus Äthiopien. In 7:24,98 Minuten fehlten dem 19-Jährigen, der 2019 über die Hindernisse WM-Vierter geworden war, zum 23 Jahre alten Hallen-Weltrekord von Daniel Komen (Kenia) nur acht Hundertstel.

Im 3.000 Meter-Rennen der Frauen gaben die Spitzenläuferinnen ebenfalls gleich Vollgas – ein Tempo, das Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf) verständlicherweise nicht mitgehen konnte. Die 28-Jährige gestaltete als Zehnte ihr eigenes Rennen, deutete an, dass sie immer besser in Form kommt und blieb in 8:55,25 Minuten keine sechs Sekunden über ihrer Bestmarke. Lemlem Hailu (Äthiopien) steigerte an der Spitze des Feldes die Weltjahresbestzeit auf 8:32,62 Minuten und ließ dabei Doppel-Weltmeisterin Sifan Hassan (Niederlande; 8:33,62 min) hinter sich.

Schon zuvor hatte mit den 2.000 Metern Hindernis die Strecke auf dem Programm gestanden, die Gesa Krause noch am Sonntag in Dortmund in 6:02,60 Minuten zurückgelegt hatte. In Liévin gelang Siegerin Winfred Yavi (Bahrain) in 5:45,09 Minuten die schnellste Zeit, die in diesem selten gelaufenen Wettbewerb je erzielt wurde.

Christina Schwanitz kratzt an den 19 Metern

Kugelstoßerin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) gelang es, die Strapazen einer mehr als beschwerlichen Anreise hinter sich zu lassen. Erstmals seit ihrem Saison-Auftakt (19,11 m) ließ die WM-Dritte ihre Kugel wieder in Richtung 19-Meter-Marke fliegen. Eine gute Serie krönte sie mit 18,93 Metern und Rang zwei hinter der Portugiesin Auriol Dongmo (19,18 m), die schon in Karlsruhe gewonnen hatte.

Im Stabhochsprung und im Dreisprung setzten sich zwei Weltrekordler durch, die jedoch dieses Mal nicht ganz an ihre besten Saison-Leistungen anknüpfen konnten. Armand Duplantis (Schweden) schwang sich leicht gehandicapt über 5,86 Meter, ebenso wie der höhengleich Zweite Chris Nilsen (USA). Hugues-Fabrice Zango (Burkina Faso) landete in einer Serie ungültiger Versuche einen Sprung dann doch noch bei starken 17,82 Metern.

Im Weitsprung entschied Hallen-Weltmeister Juan Miguel Echevarria (Kuba) im letzten Versuch mit 8,25 Metern ein hochklassiges Duell mit Europameister Miltiadis Tentoglou (Griechenland; 8,21 m) für sich.

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