| Ausblick

Hallen-DM 2021 Dortmund: Die große Vorschau auf die Frauen-Wettbewerbe

Elf deutsche Meistertitel sind am Samstag und Sonntag in den Frauen-Wettbewerben der Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund zu verteilen. Wie heißen die Favoritinnen auf Gold? Wer kämpft um die Medaillenränge? Und wer könnte für eine Überraschung sorgen? In unserer großen Vorschau blicken wir voraus auf alle Entscheidungen der Frauen!
Silke Bernhart / Nicolas Walter
60 Meter

Enger Kampf um den Titel

Im 60-Meter-Rennen der Frauen ist ein ebenso schnelles wie spannendes Rennen im Kampf um die Medaillen zu erwarten. Nachdem die Jahresschnellste Tatjana Pinto (LC Paderborn; 7,18 sec) ihren Start wegen eines Muskelfaserrisses absagen musste, sind es nun vor allem Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) und Jennifer Montag (TSV Bayer Leverkusen), die sich große Titelhoffnungen machen dürfen. Beide Athletinnen zeigten in diesem Winter mit schnellen 7,21 Sekunden, dass sie 2021 ganz vorne mitmischen können. Das gilt ohnehin für Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), die ihren insgesamt sechsten deutschen Hallentitel einfahren möchte. Auch Titelverteidigerin Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SC) gehört zum Favoritenkreis, konnte zuletzt jedoch noch nicht an ihre starken Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen. Beweisen möchte sich die Deutsche U20-Meisterin über 100 Meter Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund). Im vergangenen Jahr gab sie bei der DM in Braunschweig ihr Debüt bei den Aktiven und zog dabei direkt ins Finale ein. Auch bei ihrem Heimspiel in der Helmut-Körnig Halle möchte sie nun zeigen, dass sie mit den schnellsten Sprinterinnen Deutschlands mithalten kann.

Titelverteidigerin: Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF; 7,21 sec)
Jahresbeste: Tatjana Pinto (LC Paderborn; 7,18 sec)
 

400 Meter

Corinna Schwab startet als große Favoritin

Corinna Schwab präsentierte sich zuletzt in Top-Form und ist daher über 400 Meter die große Favoritin. Die Titelverteidigerin und Deutsche Freiluft-Meisterin steigerte ihre Bestzeit in Chemnitz auf 52,27 Sekunden und wusste auch über 200 Meter in 23,00 Sekunden zu überzeugen. Bei normalem Rennverlauf wird sie daher in Dortmund nur schwer zu schlagen sein. Dennoch werden sich Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg), Laura Müller (SV GO! Saar 05 Saarbrücken) oder auch Alica Schmidt (SCC Berlin) nicht kampflos geschlagen geben. Auch Luna Thiel möchte in diesem Jahr endlich wieder vorne angreifen (VfL Eintracht Hannover).

Titelverteidigerin: Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg; 52,65 sec)
Jahresbeste: Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 52,27 sec)
 

800 Meter

Packendes Duell

Über 800 Meter bahnt sich ein packender Zweikampf an. Mit Christina Hering, Katharina Trost (beide LG Stadtwerke München) und Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) liefen in diesem Jahr bereits drei Athletinnen unter 2:04,00 Minuten. Da sich Trost in Dortmund allerdings auf die 1.500 Meter-Distanz fokussiert, werden Christina Hering und Tanja Spill den Titel wohl unter sich ausmachen.  Weniger als ein Zehntel trennen dabei die Jahresschnellste Christina Hering (2:03,17 min) von der Zweitplatzierten der Jahresbestenliste Tanja Spill (2:03,25 min). Für Titelverteidigerin Hering wäre es zudem nach 2015, 2016, 2017, 2018 und 2020 der insgesamt sechste deutsche Meistertitel in der Halle. Sollte Tanja Spill am Wochenende die Nase vorne haben, wäre es das erste Mal seit 2014, dass in der Siegerliste der Hallen-DM nicht die Namen Christina Hering oder Katharina Trost ganz oben stehen würden. Damals gewann Fabienne Kohlmann (Karlstadt).

Titelverteidigerin: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:02,14 min)
Jahresbeste: Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:03,17 min)
 

1.500 Meter

Gesa Felicitas Krause möchte überzeugen

Auch die Teilnehmerliste über 1.500 Meter verspricht ein mehr als spannendes Rennen. Da Titelverteidigerin Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) über 3.000 Meter an den Start gehen wird, wollen unter anderem Caterina Granz (LG Nord Berlin) und Katharina Trost (LG Stadtwerke München) ihre Chance auf den Sieg nutzen. Beide konnten in diesem Jahr bereits in 4:10,33 Minuten und 4:10,56 Minuten überzeugen. Nach einer verkorksten Saison 2020 möchte auch Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) in diesem Jahr wieder angreifen. Nach Schwierigkeiten zum Saisoneinstieg präsentierte sich die 28-Jährige zuletzt in ansteigender Form und möchte nun auch bei der Hallen-DM überzeugen. Wenngleich sie über die 1.500-Meter-Distanz nicht zu den ganz großen Favoritinnen zählt, könnte sie bei entsprechendem Rennverlauf um den Titel mitkämpfen.

Titelverteidigerin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:22,43 min)
Jahresbeste: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:06,86 min)
 

3.000 Meter

Laura Lindemann fordert Spezialistinnen heraus

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) konnte im vergangenen Jahr in Braunschweig ihren ersten deutschen Meistertitel auf der Bahn gewinnen. Nun soll der Titel in der Halle folgen. Über 3.000 Meter tritt die 29-Jährige in Dortmund an und bekommt dabei starke Konkurrenz unter anderem von Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen), die beim 1.500-Meter-Rennen in Liévin (Frankreich) in 4:06,86 Minuten persönliche Bestzeit lief und damit ihre starke Verfassung untermauerte. Den Titel streitig machen könnte den beiden Athletinnen Laura Lindemann (SC Potsdam). Die ehemalige Europameisterin im Triathlon auf der Sprintdistanz möchte sich bei der Hallen-DM mit den Spezialistinnen messen und dabei ihr großes Lauf-Talent unter Beweis stellen. Im Februar konnte sie dabei bereits in 9:14,67 Minuten überzeugen.

Titelverteidigerin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 9:21,72 min)
Jahresbeste: Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier; 8:55,25 min)
 

60 Meter Hürden

Ricarda Lobe will aus 2020 lernen

Auf dem Papier ist die Ausgangslage für den Hürdensprint eindeutig: Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 8,16 sec) ist die Jahresschnellste und damit die große Favoritin für das Rennen in Dortmund. Zudem ist sie auch die bisher einzige DLV-Athletin, die die Hallen-EM-Norm unterbieten konnte. Dabei möchte die 26-Jährige unter allen Umständen eine Wiederholung des vergangenen Jahres verhindern. Auch damals war sie bei der Hallen-DM als Favoritin gestartet, musste letztlich aber eine herbe Enttäuschung hinnehmen und Mehrkämpferin Caroline Klein (TSV Bayer 04 Leverkusen) den Sieg überlassen. In keinem Fall möchte Lobe in diesem Jahr ein Déjà-vu erleben. Noch hat sie keinen Hallentitel auf dem Konto. In diesem Jahr kann ihr wohl am ehesten die Paderbornerin Monika Zapalska gefährlich werden, allerdings sind ihre Herausforderinnen alle dicht beisammen. Und über die Hürden kann immer viel passieren. Da heißt es: einen kühlen Kopf bewahren!

Titelverteidigerin: Caroline Klein (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,15 sec)
Jahresbeste: Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 8,16 sec)

Hochsprung

Christina Honsel greift nach dem ersten Hallentitel

Eine DM-Goldmedaille im Freien hat sie schon. In Dortmund könnte für Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) die erste unter dem Hallendach hinzukommen: Sie ist in Abwesenheit der Olympia-Kandidatinnen Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart) und Imke Onnen (Hannover 96), die nach Verletzungen noch nicht wieder bei 100 Prozent sind, die Nummer eins der Meldeliste. 1,88 Meter hat sie in diesem Jahr bereits gemeistert und damit ihre Hallen-Bestleistung eingestellt. Im Freien ist sie schon über 1,92 Meter gesprungen – das Heimspiel der einstigen LGO-Athletin und Studentin an der TU Dortmund wäre die perfekte Gelegenheit für den ersten 1,90er in der Halle. Läuft es jedoch nicht so rund, dann ist gleich eine Reihe von Athletinnen dazu in der Lage, die 23-Jährige herauszufordern. Zum Beispiel Alexandra Plaza (LT DSH Köln) oder Lea Halmans (SV Sonsbeck), die schon beim Meeting in Erfurt mit 1,85 Metern knapp hinter Christina Honsel eingekommen waren. Für Lavinja Jürgens (LG Stadtwerke München) und Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen) gilt es, nach starken Leistungen in der Jugend nun auch bei den Frauen Fuß zu fassen. Auch für sie sind die Medaillenränge in Reichweite.

Titelverteidigerin: Laura Gröll (LG Stadtwerke München; 1,86 m)
Jahresbeste: Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; 1,88 m)
 

Stabhochsprung

Enger Fight um die Podiumsplätze

Schon bei den vergangenen nationalen Titelkämpfen ging es äußerst eng zu – mit zwei Deutschen Meisterinnen im Freien und einer Hallen-Entscheidung, die erst mit dem letzten Sprung der Meisterschaften fiel. Ähnliches ist auch in diesem Jahr in Dortmund zu erwarten, wenn einmal mehr Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) als Favoritin in den Wettbewerb geht. Bei ihrem Saison-Einstieg in Tourcoing (Frankreich) kam die neunmalige Deutsche Meisterin über 4,42 Meter, damit ist sie knapp vor der Deutschen Meisterin Stefanie Berndorfer (SSV Ulm 1846; 4,40 m) die Nummer eins des Jahres. Die Ulmerin ist die wohl konstanteste Springerin im Feld und immer für eine Medaille gut. Im Freien konnte auf dem geteilten ersten Platz zuletzt Ria Möllers (TSV Bayer 04 Leverkusen) überraschen. Ihre Vereinskollegin Katharina Bauer reist allerdings mit den etwas besseren Sprüngen der aktuellen Hallensaison an, sie hatte schon 2018 in Dortmund Hallen-DM-Gold gewonnen. Junge Athletinnen rücken nach, werden sich aber wohl deutlich steigern müssen, um dem Spitzen-Quartett die Podestplätze streitig zu machen.

Titelverteidigerin: Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen; 4,45 m)
Jahresbeste: Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen; 4,42 m)
 

Weitsprung

Malaika Mihambo auf der Suche nach dem perfekten Timing

Wenn sie Fahrt aufnimmt und das Brett perfekt trifft, ist Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) kaum zu schlagen. Und das nicht nur auf nationalem Parkett. Zuletzt konnte die Weltmeisterin allerdings mit bisher 6,77 Metern nur andeuten, was in ihr steckt – die besten Versuche waren ungültig. Dortmund wäre ein perfektes Pflaster, um vor der Hallen-EM in Torun weiter Sicherheit aus langem Anlauf zu tanken und sich zugleich die Weltjahresbestleistung von der Schwedin Khaddi Sagnia (6,82 m) zurückzuholen. Die weiteren DLV-Athletinnen kämpfen hinter der Favoritin vermutlich nur um Silber und Bronze, haben aber zuletzt Sprung um Sprung die Lücke verkleinert. Anwärterin Nummer eins auf Silber ist wie schon im Freien Maryse Luzolo (Königsteiner LV), die am Samstag ihre Saison-Bestmarke auf 6,53 Meter steigern konnte. Mit Anlaufproblemen hatten zuletzt Merle Homeier (LG Göttingen) und U20-Weltmeisterin Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC) zu kämpfen, doch auch sie können über 6,50 Meter springen. Julia Gerter (Eintracht Frankfurt) ist nach ihrem Achillessehnen-Riss noch nicht wieder ganz auf diesem Niveau angekommen, Potenzial für Sprünge in Richtung der Medaillen hat sie aber allemal.

Titelverteidigerin: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,77 m)
Jahresbeste: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,77 m)
 

Dreisprung

Neele Eckhardt-Noack die Gejagte

Schon im Sommer war Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) in Braunschweig erstmals in der Rolle der DM-Favoritin – verletzte sich jedoch beim Einspringen und konnte nicht mehr in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Jetzt ist diese Verletzung ausgestanden und sie ist in Abwesenheit der Deutschen Hallenrekordlerin Kristin Gierisch aus Chemnitz wieder die Gejagte. Untermauert hat sie diese Rolle unter anderem mit Sprüngen auf 13,94 und 13,92 Meter Ende Januar in Karlsruhe. So weit ist in der Halle noch keine ihrer Konkurrentinnen gesprungen. Aber Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01) ist ihr mit 13,71 Metern auf den Fersen. Die Deutsche Meisterin Maria Purtsa (LAC Erdgas Chemnitz) kämpft nach einer Verletzung noch um Anschluss, kann sich jedoch wie kaum eine Zweite motivieren und pushen, wenn es drauf ankommt. In Lauerstellung ist die Deutsche U20-Meisterin Caroline Joyeux (LG Nord Berlin), die sich zuletzt im Weitsprung auf 6,14 Meter steigern konnte.

Titelverteidigerin: Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen; 14,09 m)
Jahresbeste: Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen; 13,94 m)
 

Kugelstoßen

Eine klare Nummer eins und viele Hallen-EM-Kandidatinnen

Wer sollte Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) bei der Jagd nach ihrem sechsten Hallentitel gefährlich werden? Mit 19,11 Metern ist sie in die Hallensaison eingestiegen, selbst bei Wettkämpfen, die sie nicht zufriedenstellten, war sie mit Stößen über 18,30 Meter der nationalen Konkurrenz weit voraus. Und doch birgt der Wettbewerb einiges an Spannung. Denn für Christina Schwanitz ist Dortmund eine wichtige Standort-Bestimmung auf dem Weg zu einem möglichen Podestplatz bei der Hallen-EM. Und für vier Athletinnen geht es dahinter noch um die weiteren Startplätze für Torun. Bei 18,20 Metern liegt die Norm, Sara Gambetta (SV Halle) und Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) haben in dieser Hallensaison schon daran gekratzt, Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) konnte in der vergangenen Freiluft-Saison erstmals die 18-Meter-Marke überbieten. Titelverteidigerin Alina Kenzel (VfL Waiblingen) hatte sich 2020 mit 18,14 Metern durchgesetzt. Ob es für sie allerdings nach ihrer Umstellung auf die Drehstoß-Technik schon wieder in Richtung der 18 Meter gehen kann, wird das Wochenende zeigen!

Titelverteidigerin: Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 18,14 m)
Jahresbeste: Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge; 19,11 m)

Dieser Text wurde nach Verändungen in den Teilnehmerlisten nachträglich aktualisiert.
 

Hallen-DM 2021 Dortmund

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024