| Interview der Woche

Amelie-Sophie Lederer: „Ab jetzt geht es nach vorne“

Mit 7,12 Sekunden hat Sprinterin Amelie-Sophie Lederer (LG Stadtwerke München) am Samstag bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund ihre Bestzeit pulverisiert und sich damit zwischenzeitlich an die zweite Stelle der europäischen Jahresbestenliste gesetzt. Im Interview der Woche verrät die 26-Jährige, wie sie sich nach Verletzungsproblemen und Trainerwechsel an die deutsche Spitze vorgearbeitet hat, welchen Anteil ihr Trainer an ihrem Erfolg hat und wie ihr die schnelle Hallenzeit für die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio hilft.
Svenja Sapper

Amelie-Sophie Lederer, herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Hallenmeistertitel in einer Zeit von 7,12 Sekunden!

Amelie-Sophie Lederer:

Vielen Dank! Ich bin absolut sprachlos – damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.

Mit 7,26 Sekunden sind Sie auf Platz fünf der deutschen Hallenbestenliste und in Schlagdistanz zur Hallen-EM-Norm [7,24 sec] angereist. Mit welcher Zielsetzung sind Sie nach Dortmund gekommen?

Amelie-Sophie Lederer:

Ich bin hierher gereist, um unter die ersten Drei zu kommen und eine Medaille mit nach Hause zu nehmen. Dass es jetzt der deutsche Meistertitel ist, mit so einer Zeit, macht mich unglaublich stolz.

7,12 Sekunden – eine Wahnsinnszeit, mit der Sie sich in die Top Ten der ewigen deutschen Hallenbestenliste katapultiert haben. Hatte sich diese Zeit im Training angedeutet?

Amelie-Sophie Lederer:

Jein. Das Training lief gut, sehr gut sogar. Aber dass so eine Zeit dabei rauskommt, hätte ich nie gedacht. Die 7,20 Sekunden im Halbfinale waren schon echt sensationell.

Als Deutsche Meisterin mit einer so schnellen Zeit haben Sie sich jetzt auch in eine gute Ausgangsposition für die Hallen-EM in Torun gebracht. Wie sieht Ihr Fahrplan in Richtung der Titelkämpfe aus?

Amelie-Sophie Lederer:

Die Hallen-Europameisterschaften waren bisher kein konkreter Bestandteil meines Plans. Natürlich hatte ich die Hallen-EM im Hinterkopf und bin jetzt umso glücklicher, dass ich mitfahren kann. In Torun möchte ich die Saison erfolgreich beenden. Und ich möchte meine gute Form nochmal bestätigen und gute Rennen zeigen. Für was es dann am Ende reicht, wird man sehen. Die Vorbereitung für die EM werde ich noch mit meinem Trainer genau besprechen, den ich jetzt in der nächsten Zeit erst mal nicht sehe – er ist gerade in der Schweiz und bei den dortigen Hallenmeisterschaften eingespannt. Daher kann ich den heutigen Erfolg auch nicht mit ihm persönlich feiern, aber das werden wir auf jeden Fall nachholen.

Sie haben in dieser Hallensaison eine fantastische Steigerung hingelegt: Zu Beginn der Saison stand Ihre persönliche Bestleistung noch bei 7,35 Sekunden. Worauf ist die starke Verbesserung zurückzuführen?

Amelie-Sophie Lederer:

Das ist schwer zu sagen. Zum einen fällt nun nach dem Abschluss meiner Ausbildung bei der Bayerischen Polizei ein gewisser Druck ab, wodurch ich mich die letzten Wochen komplett auf den Sport konzentrieren konnte. Über die Freistellung der Bayerischen Polizei bin ich auch sehr dankbar. Grundsätzlich haben wir im Training nichts umgestellt, aber der Trainerwechsel von 2018 zu Patrick Saile festigt sich so langsam und bei dieser Meisterschaft konnte ich endlich mal das auf die Bahn bringen, was ich im Training schon zeige. Das Training macht unglaublich Spaß und er leistet tolle Arbeit.

Die sich jetzt bezahlt gemacht hat. Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit?

Amelie-Sophie Lederer:

Mein Trainingsstandort ist München, aber mein Trainer ist im vergangenen Herbst in die Schweiz gewechselt und dort jetzt als Nationaltrainer tätig. Das Training läuft so ab, dass ich weiterhin bei ihm trainiere. In München absolviere ich meine Trainingsprogramme, die er schreibt, und hin und wieder reise ich zu ihm in die Schweiz. Dort absolviere ich gemeinsam mit meinem Trainer und einer Trainingsgruppe meine Einheiten. In München trainiere ich meistens mit einer anderen Trainingsgruppe oder alleine. Für mich funktioniert das sehr gut.

Sie waren in der Jugend mit deutschen Nationalstaffeln erfolgreich und 2017 auch als Staffelläuferin bei der WM in London dabei. Was hat sich seither in Ihrer Karriere ereignet?

Amelie-Sophie Lederer:

Die WM in London war für mich ein absolutes Highlight. 2018 war ein schwieriges Jahr. Verletzungsbedingt konnte ich dort nicht zeigen, was ich draufhabe. 2019 habe ich mich langsam wieder an meine alten Leistungen herangetastet. Die Umstellung auf das Training von Patrick Saile reifte und trägt Früchte, sodass es nun nach vorne geht.

Mit Ihrer Finalzeit von Dortmund sind Sie in die europäische Spitze vorgestoßen. Ist im Sommer eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ein realistisches Ziel?

Amelie-Sophie Lederer:

Auf jeden Fall. Tokio hatte ich schon die ganze Zeit im Kopf. Es ist ein Ziel für den Sommer. Ich hoffe natürlich, dass das auch so klappt. Da müssen wir schauen, wie die Sommersaison so läuft, ich bin aber guter Dinge. Die Hallensaison lief ja bis jetzt auch sehr gut. Ich hoffe, dass sich das so festigen kann und ich im Sommer alles mitnehmen kann. Die 60 Meter sind eine gute Standortbestimmung für die 100-Meter-Strecke: Wenn man über 60 Meter eine gute Zeit stehen hat, ist es bei den 100 Metern auch nicht so schwer, eine schnelle Zeit zu rennen. Einfach fliegend technisch sauber laufen, die Geschwindigkeit halten und dann wird am Ende auch eine schnelle Zeit herauskommen.

Mehr: Hallen-DM Tag 1 | Frauen: Amelie-Sophie Lederer zündet wie eine Rakete

Das Rennen von Amelie-Sophie Lederer im Video

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