| Istanbul

Ruth Chepngetich pulverisiert Halbmarathon-Weltrekord, Amanal Petros verpasst deutschen Rekord

Weltrekord und fast die erste 63er-Zeit im Frauen-Halbmarathon: Ruth Chepngetich hat die globale Bestmarke am Sonntag in Istanbul deutlich auf 64:02 Minuten gesteigert. Melat Kejeta belegt in einem Weltklassefeld mit 67:33 Minuten Rang neun. Der Rekord-Plan von Amanal Petros ging hingegen nicht auf.
Martin Neumann/Jörg Wenig

Die Weltrekord-Hatz im internationalen Straßenlauf geht weiter. Beim Halbmarathon am Ostersonntag in Istanbul (Türkei) hat die Kenianerin Ruth Chepngetich den Weltrekord deutlich unterboten. Die Marathon-Weltmeisterin steigerte die globale Bestmarke der Äthiopierin Ababel Yeshaneh gleich um 29 Sekunden auf 64:02 Minuten. Mit Yehualaw Yalemzerf (Äthiopien; drittbeste Zeit der Geschichte: 64:40 min) und Hellen Obiri (Kenia; 64:51 min) liefen zwei weitere Athletinnen unter 65 Minuten. Es ist das erste Mal in der Halbmarathon-Geschichte, dass drei Läuferinnen in einem Rennen unter 65 Minuten blieben.

Hellen Obiri lief außerdem das schnellste Debüt aller Zeiten und ist damit die erste Läuferin der Geschichte, die über 1.500 Meter unter 4:00, über 3.000 Meter unter 8:30, über 5.000 Meter unter 14:30, über 10.000 Meter unter 30:00 und über die Halbmarathon-Distanz unter 65:00 Minuten bleiben konnte. Vize-Weltmeisterin Melat Kejeta (Laufteam Kassel) kam nach 67:33 Minuten als Neunte ins Ziel.

Für Ruth Chepngetich war es bereits der dritte Sieg beim Istanbul-Halbmarathon nach 2017 und 2019. Die Kenianerin, die auch zweimal den Marathon in Istanbul gewonnen hatte (2017 und 2018), lief zunächst in der Spitzengruppe, die vom Start weg mit Hilfe eines Tempomachers ein hohes Tempo vorlegte. Die 5-Kilometer-Zwischenzeiten der neuen Welrekordlerin betrugen 15:07, 15:14, 15:08 und 15:14 Minuten. Die finalen 1.097,5 Meter legte die 26-Jährige in 3:19 Minuten zurück. „Der Weltrekord ist etwas, wovon ich schon seit einiger Zeit geträumt habe. Istanbul ist meine Stadt. Ich bin so glücklich, dass ich es auf den Straßen von Istanbul geschafft habe“, jubete Ruth Chepngetich nach ihrem Rekordrennen.

Amanal Petros muss hohem Anfangstempo Tribut zollen

Bei den Männern verpasste Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) bei teilweise leichtem Regen den angepeilten deutschen Halbmarathon-Rekord. Der 25-Jährige hatte sich für das Rennen zum Ziel gesetzt, die auf den Tag genau 28 Jahre alte Bestmarke von Carsten Eich (60:34 min) zu steigern. Auf der zweiten Streckenhälfte musste der deutsche Marathonrekordler jedoch dem hohen Anfangstempo (10 km: 29:04 min) Tribut zollen und kam als Zwölfter nach 63:58 Minuten vier Sekunden vor der neuen Weltrekordlerin Ruth Chepngetich ins Ziel. „Es wurde leider schon nach neun Kilometern zu schnell. Da habe ich den Anschluss an die Gruppe verloren“, sagte der Wattenscheider. Vor zwei Wochen hatte Amanal Petros in Dresden seine Bestzeit auf 61:37 Minuten verbessert.

Der Sieg am Bosporus wurde erst auf dem finalen Kilometer vergeben. Am Ende setzte sich Weltrekordler Kandie Kibiwott mit 59:35 Minuten und drei Sekunden Vorsprung auf seinen Rekord-Vorgänger Geoffrey Kamworor durch. Rang drei sicherte sich in 59:46 Minuten Roncer Kipkorir Konga (alle Kenia) vor dem Äthiopier Amdework Walelegn (59:48 min).

Melat Kejeta mit gelungenem Comeback

Wie Amanal Petros lief auch Melat Kejeta in Istanbul ein offensives Rennen. Aufgrund des relativ kleinen Elitefeldes hatte sie keine andere Wahl, als sich der Spitzengruppe anzuschließen. Ansonsten hätte sie wohl die komplette Distanz alleine laufen müssen. Die 10-Kilometer-Zwischenzeit passierte Melat Kejeta nach 31:13 Minuten und war damit nur 26 Sekunden langsamer als ihr deutscher 10-Kilometer-Rekord. Mit der Zwischenmarke war sogar noch eine Endzeit unter 66 Minuten in Reichweite. Doch beim ersten Rennen nach ihrer sensationellen Silbermedaille bei der Halbmarathon-WM Mitte Oktober in Gdynia (Polen) konnte sie das schnelle Tempo auf der zweiten Streckenhälfte nicht mehr ganz halten. Trotzdem sind 67:33 Minuten gleichbedeutend mit der zweitbesten Halbmarathonzeit einer deutschen Läuferin nach ihrem eigenen deutschen Rekord (65:18 min).

Zu den geschlagenen Läuferinnen zählte Marathon-Weltrekordlerin Brigid Kosgei. Die Kenianerin musste die Spitzengruppe nach der 10-Kilometer-Marke (30:21 min) ziehen lassen. Am Ende belegte sie in 66:01 Minuten Rang fünf. Ein wichtiger Grund für die zahlreichen Bestmarken und Top-Zeiten in den vergangenen Jahren ist die neue Schuh-Technologie mit Carbonteilen in den Sohlen. Experten gehen von einem Leistungsgewinn beim Straßenlauf von mehreren Sekunden pro Kilometer aus.

Mit einem entsprechenden Hygiene-Konzept konnten die Veranstalter in Istanbul 4.000 Läufer starten lassen. Damit gehören die Veranstalter ein weiteres Mal zu den Vorreitern bezüglich der Rückkehr von größeren Teilnehmerfeldern während der Corona-Pandemie. Bereits im vergangenen November hatten die Organisatoren in Istanbul einen Marathon mit 3.000 Läufern durchgeführt.

Die Ergebnisse finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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