| Hallesche Werfertage

DLV-Diskuswerfer mit Weltklasse-Weiten in Serie

Die hochkarätigen Felder im Diskuswurf hielten am Samstag bei den Halleschen Werfertagen, was sie versprochen hatten: Mit Clemens Prüfer, David Wrobel und Marike Steinacker haben drei weitere DLV-Asse mit Olympia-Norm Anspruch auf einen Startplatz in Tokio angemeldet – einmal mehr unangefochten war aber Kristin Pudenz.
Silke Bernhart

Schon der erste Wurf mit Bestleistung von 65,82 Metern saß. Im zweiten packte der Deutsche Meister Clemens Prüfer (SC Potsdam) am Samstag bei den Halleschen Werfertagen noch die fehlenden Zentimeter zur Olympia-Norm (66,00 m) drauf und meldete mit 67,41 Metern eindrucksvoll seine Ansprüche auf den Sieg an. Es spricht für die Stärke der Konkurrenz, dass diese sich davon nicht lange schocken ließ. Denn auch der WM-Teilnehmer von Doha (Katar) David Wrobel (SC Magdeburg) packte später eine neue Bestleistung aus und ließ die Zwei-Kilo-Scheibe auf 67,30 Meter segeln.

Wie erwartet nimmt somit der Kampf um die drei deutschen Olympia-Tickets deutlich an Fahrt auf. Denn nach Olympiasieger Christoph Harting (SCC Berlin) und dem WM-Achten Martin Wierig (SC Magdeburg), der in Halle leicht angeschlagen fehlte, konnten Prüfer und Wrobel als dritter und vierte DLV-Athlet im Nominierungszeitraum die Olympia-Norm abhaken – wobei die Leistungen aus 2021 vorrangig berücksichtigt werden.

"Das ist die Leistungsexplosion, auf die ich zwei Jahre gewartet habe. Ich war schon mit 65,82 Metern zufrieden, und weiß gar nicht so recht, wo der zweite Wurf herkam", sagte Clemens Prüfer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Wir hatten hervorragende Bedingungen. Ich bin froh, dass ich das ausnutzen konnte und ich meine Verletzungsprobleme im Ellbogen endlich überwunden habe", sagte David Wrobel.

Gelungenes Comeback von Christoph Harting

Dass auch Christoph Harting in den kommenden Wettbewerben die Weite von 66,00 Metern wieder zuzutrauen ist, bewies er nach 20-monatiger Wettkampf-Pause mit 65,25 Metern. Und auch Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01; 64,54 m) ist weiter in Lauerstellung. "Ich bin nicht unzufrieden", bilanzierte Bundestrainer Torsten Lönnfors, "wir hatten schöne Diskus-Bedingungen, und die Reise nach Halle hat sich für alle gelohnt, die sie für sich nutzen konnten."

Dass Clemens Prüfer und David Wrobel mit 67-Meter-Würfen auftrumpfen konnten, sieht er als Folge konstant guter Entwicklungen und Trainingsleistungen, sodass sich diese Weiten bereits angedeutet hätten. Und auch bei Christoph Harting und Daniel Jasinski sei sogar noch mehr drin gewesen: "Das sah bei Daniel schon sehr gut aus", sagte er, "bei ihm hat es nur mit der Windunterstützung nicht so gut geklappt, es herrschten nicht konstant die gleichen Verhältnisse." Auch beim 65er von Christoph Harting, der vor seinem ersten Freiluft-Wettkampf seit Doha doch ein wenig aufgeregt gewesen sei, habe der Wind gefehlt.

Kristin Pudenz kontert

Den ersten Akzent im Wettbewerb der Frauen setzte Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen), die gleich im ersten Versuch mit 64,03 Metern nicht nur ihre zwei Jahre alte Bestleistung, sondern auch die Olympia-Norm von 63,50 Metern übertreffen konnte. Doch die Favoritin konterte sogleich: Mit 66,31 Metern packte Kristin Pudenz (SC Potsdam) in Runde zwei vier Zentimeter auf ihren Hausrekord drauf und lieferte eine Weite ab, die am Samstag unangefochten bleiben sollte.

Mit Platz drei musste sich dieses Mal Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 63,42 m) zufrieden geben. Mehr wird sich da die Viertplatzierte gefreut haben: Julia Harting (SCC Berlin) machte den besten Wettkampf seit dem Titelgewinn bei der DM 2017 und seit der Geburt ihrer Zwillinge, der sie mit 62,65 Metern der Olympia-Norm ein großes Stückchen näherbrachte. Dahinter jubelte Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; 61,29 m) über den ersten 60-Meter-Wurf ihrer Karriere.

Sara Gambetta weiter in Top-Form

Das nächste Ausrufungszeichen im Kugelstoßen gelang Sara Gambetta (SV Halle), die mit 18,71 Metern ihr Resultat vom Werfer-Europacup (18,85 m) bestätigte und sich in Abwesenheit der WM-Dritten Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) souverän den Sieg holte. Bei den Männern gab es nach der Absage des Deutschen Meisters David Storl (SC DHfK Leipzig) einen Überraschungssieger: Eric Maihöfer (VfL Sindelfingen), erstes Jahr U23, steigerte sich um fast einen Meter auf 19,75 Meter und ließ die arrivierten Kugelstoßer hinter sich.

Die ersten 80-Meter-Würfe des Jahres zeigten im Speerwurf der Männer Julian Weber (USC Mainz; 83,04 m) und Bernhard Seifert (SC Potsdam; 80,44 m), dahinter gab's für U23-Athlet Maurice Voigt (LC Jena; 76,65 m) eine Bestleistung mit U23-EM-Norm. Im Hammerwurf schraubte Tristan Schwandke (TV Hindelang) den 25 Jahre alten bayerischen Landesrekord von Alexander Sporrer um 9 Zentimeter bis auf 74,25 Meter nach oben.

Topleistungen der U20-Diskuswerfer

Im Diskuswurf der männlichen U20 setzten die deutschen Talente ihre 60-Meter-Würfe in Serie fort. Dabei war es Mika Sosna (TSG Bergedorf), der sich mit Bestleistung von 64,32 Metern sogar an die Weltspitze setzte und im nationalen Saisonranking von Platz drei auf eins vorpreschte. Es war der beste Wurf eines deutschen U20-Athleten seit 2016, als Clemens Prüfer (SC Potsdam) mit 66,27 Metern auch zum Saisonende die U20-Weltrangliste angeführt hatte.

Dahinter überzeugten ein weiteres Mal Matteo Maulana (LAC Erdgas Chemnitz; 62,90 m) mit Bestleistung und Steven Richter (LV 90 Erzgebirge; 62,54 m), der ebenso wie Mika Sosna noch dem jüngeren U20-Jahrgang 2003 angehört.

Nachdem Steven Richter im Diskuswurf seinen Platz an der deutschen Spitze abgeben musste, untermauerte er dafür wenige Minuten später mit der Kugel seine derzeitige nationale Vormachtstellung: Mit 19,97 Metern legte mehr als einen Meter zwischen sich und den Rest der Konkurrenz. Auch weltweit kam in diesem Jahr noch kein U20-Athlet weiter.

Nachwuchs-Hammerwerfer auf dem Weg nach Tallinn und Nairobi

Zwei 60-Meter-Athletinnen präsentierten im Hammerwerfen der weiblichen Jugend U20 ihr Können: Esther Imariagbee (Berliner TSC) kam mit 63,39 Metern nahe an ihre Bestmarke heran, die ein Jahr jüngere Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg) steigerten ihren Hausrekord um rund einen Meter auf 61,10 Meter – beide haben damit die Richtwerte für die U20-EM in Tallinn (Estland) und die U20-WM in Nairobi (Kenia) deutlich überboten.

Mit dem sechs Kilo schweren Hammer der männlichen U20 können nunmehr Sören Klose (VfR Evesen; 71,58 m) und Kai Hurych (KSV Fürth 09; 71,19 m) auf internationale Einsätze hoffen. Dasselbe gilt für Kugelstoßerin Jacqueline Gippner (SC Potsdam), die mit 15,30 Metern das U20-Feld dominierte. Speerwerfer Moritz Morstein (SC Magdeburg; 70,03 m) bescherte der erste 70-Meter-Wurf die Normen für Tallinn und Nairobi.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…

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