| Kurpfalz Gala Weinheim

Marvin Schulte und Rebekka Haase schnell unterwegs

Vom Winde verweht – die Zeiten der Hürdensprinterinnen und -sprinter bei der Kurpfalz Gala litten unter den windigen Bedingungen, die Flachsprinterinnen und Flachsprinter profitierten davon und erzielten tolle Ergebnisse, wenn auch nicht alle bestenlistenfähig. Dennoch: Allen voran Rebekka Haase, Marvin Schulte und Robin Erewa brachten ihre Sprintstärke auf die schnelle Weinheimer Bahn.
Lea Saur

Marvin Schulte heißt der schnellste Mann des Tages – und zwar unter ganz regulären Bedingungen! Das war in Weinheim an diesem Samstag alles andere als selbstverständlich. Der Leipziger jedoch erwischte gute Zeitfenster. In seinem Vorlauf über 100 Meter erzielte er lockere 10,26 Sekunden (+1,7m/s). Damit hatte er sich bereits um eine Zehntelsekunde gegenüber seiner bisherigen Saisonbestleistung, erzielt vor einer Woche in Mannheim, gesteigert.

Im Finale setzte der junge Sprinter noch einen drauf und hatte wieder Glück mit dem Wind: 10,21 Sekunden bei 1,0 m/s Rückenwind! „Ich habe das Training im letzten Jahr verstärkt für Krafttraining und Arbeit an der Beschleunigungsphase genutzt. Das hat sich in der Halle bereits ausgezahlt. Umso glücklicher bin ich, dass ich nun auch über 100 Meter so stabil gute Zeiten laufen kann“, sagte der U23-Athlet. Mit seiner deutschen Jahresbestleistung hat er sich nun auch in eine gute Ausgangsposition für einen Startplatz in der deutschen Olympia-Sprint-Staffel gebracht.

Auf Rang 2 und 3 sprinteten Niels Torben Giese (VfL Wolfsburg; 10,35 sec) und Julian Reus (LC Top Team Thüringen; 10,38 sec).

Rebekka Haase: stabil, gesund, schmerzfrei

Schnellste Frau des Tages war wie zu erwarten die WM-Dritte über 200 Meter, Mujinga Kambundji. Ihren Saisoneinstieg beendete die Schweizerin in 11,03 Sekunden (+2,1m/s) mit dem Finalsieg. Zumindest die Vorlaufzeit von 11,18 Sekunden kann in die Bestenliste eingehen.

Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) präsentierte sich hellwach – und in toller, stabiler Form! 11,11 Sekunden zum Vorlaufsieg (+2,3m/s), 11,13 Sekunden und Platz 2 im Finale: „Stabil, gesund, schmerzfrei – das habe ich im letzten Jahr gelernt, dass das viel mehr wert ist, als einmal eine gute Zeit auf die Bahn zu knallen und danach 3 Wochen nicht mehr laufen zu können. Von daher bin ich einfach dankbar. Auch wenn der Wind heute nicht mitgespielt hat: Die Form passt.“

Zwei tolle Auftritte legte auch die zweitschnellste Deutsche hin: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) ist in den letzten Jahren in vielen Bereichen neue Wege gegangen – und die Leistungen dieser Saison geben ihr Recht. Nach sechs Jahren mit vielen Höhen und Tiefen verbesserte in Weinheim sie ihre Bestleistung auf 11,25 Sekunden (+2,0 m/s) und wurde im Finale Dritte (11,24 sec; +2,1 m/s).

Doppelsieg für Mujinga Kambundji

20,67 Sekunden – „das ist okay“, sagte Robin Erewa im Ziel kritisch. Zufrieden mit dem Lauf war er nicht: „Ich bin nach dem Start reingefallen und insgesamt unkontrolliert gelaufen.“ Dennoch war diese Zeit die schnellste des Tages über die halbe Stadionrunde. Nachdem der Wattenscheider in der Vorbereitung durch das Coronavirus ausgebremst wurde, darf man auf die weiteren Wettkämpfe gespannt sein.

Bei den Frauen waren die Top Zwei über 200 Meter dieselben Athletinnen wie über die kürzere Sprintdistanz: Rebekka Haase und Mujinga Kambundji lieferten sich ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen. Auf der Zielgeraden musste die DLV-Athletin etwas abreißen lassen. Sie wurde Zweite in 23,13 Sekunden hinter der Schweizerin (22,94 sec).

Mujinga Kambundji bestätigte damit ihre 22,85 Sekunden, die sie erst am Mittwoch in Ostrava (Tschechien) gelaufen war – und das mit zwei 100-Meter-Läufen in den Beinen: „Es hat Spaß gemacht, gegen Rebekka zu laufen, und ich bin mit den Rennen sehr zufrieden. Es war schön, wieder in Weinheim gewesen zu sein.“

Hürdensprint vom Winde verweht

Im Ziel war nur lautes Fluchen zu hören: Unüberhörbar unzufrieden war Gregor Traber nach seinem Finallauf. Eine deutliche Steigerung zum Vorlauf war – wohl auch wegen der wechselnden Winde und starken Böen bis zu 4,1 Meter pro Sekunde – für keinen der Hürdensprinter drin. Die schnellste Zeit des Tages blieb damit die Vorlaufzeit des Tübingers: 13,55 Sekunden.

Unter den Damen kamen die Gäste aus dem Ausland heute am besten zurecht mit den schwierigen Bedingungen: Die Niederländerin Sharona Bakker siegte im Finale in 13,11 Sekunden, die belgische Meisterin Mette Graversgaard wurde Zweite (13,14 sec).

Ricarda Lobe (MTG Mannheim) war mit ihrer Finalzeit von 13,33 Sekunden zufrieden. „Die ganze Vorbereitung lief nicht reibungslos. Immer war irgendwas, ob Probleme mit dem Beuger oder eine Prellung von einem Sturz im Training. Trotzdem wollte ich mich stellen und hier antreten.“ Die Deutsche Meisterin hofft, dass ihre neue Trainingspartnerin Pamela Dutkiewicz-Emmerich (TV Wattenscheid 01) und sie beide bald so fit sind, dass sie auch im Training Wettkampfsituationen simulieren und so im Laufe der Saison noch mehr voneinander profitieren können.

Doppelbelastung für Carolina Krafzik

Gestern in Dessau mit Hürden, heute die Stadionrunde ohne Hindernisse: Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) holte sich in Weinheim bewusst die Doppelbelastung. „Die ersten 300 Meter liefen gut, dann wurde es schwer – auch wegen des Windes. Von daher ist die Zeit von 53,66 Sekunden okay. Ich werde jetzt ein, zwei Tage ruhiger machen und dann geht’s schon los zur Team-EM in Chorzow.“ Der 400-Meter-Sieg ging an die Niederländerin Eva Hovenkamp (53,57 sec).

Vielversprechend hatte Kevin Brucha (LC Jena) mit 7,05 Metern im Weitsprung der männlichen Jugend U20 den Wettbewerb eröffnet. Leider verletzte er sich beim 2. Versuch. 6,89 Meter wurden noch für ihn gemessen, den weiteren Wettkampf musste er verletzungsbedingt aufgeben. Zum Tagessieg genügte seine Leistung trotzdem.

Auch in der Konkurrenz der weiblichen Jugend U20 wurde das Feld klar dominiert: Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) haute 6,36 Meter im vierten Versuch raus – einen Zentimeter unter ihrer Saisonbestleistung vom 8. Mai in Ettlingen und weiterhin Position zwei in der deutschen Saisonbestenliste der U20. Sie blieb die einzige Athletin mit Weiten über sechs Meter.

Hochsprung vom Rasen aus

Drei U23-Athleten machten den Hochsprung im männlichen Teilnehmerfeld unter sich aus. Tagessieger Florian Hornig musste dabei sogar vom Rasen aus anlaufen, denn die Anlauffläche war zu kurz für seinen langen Anlauf. Seiner Leistung tat das allerdings keinen Abbruch: 2,16 Meter schaffte der Leverkusener. Auch Luca Meinke (Schweriner SC; 2,13m) und Mannschaftskollege Tom Ediger (2,10m) verbesserten ihre Saisonbestleistungen.

Jara Ellinger kommt immer besser in Schwung. Mit ihren 1,80 Metern war die Deutsche Jugendmeisterin aus Heilbronn zufrieden: „Ich hatte im Winter einen Bänderriss, deshalb kann ich vom Kopf her noch nicht ganz frei springen. Aber es wird von Wettkampf zu Wettkampf besser. Im Training ist es auch windig, von daher war das heute keine ungewohnte Situation.“ Sie siegte vor der höhengleichen Belgierin Zita Goossens.

Die weiteren Ergebnisse finden Sie in unserer Ergebnisrubrik ...

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