75 Jahre Mommsenstadion in Berlin
"Das Flutlicht legte sich sanft über das Mommsenstadion und ein Hauch von einem sportlichen Abendsommer machte sich bei flotter Musik aus den Boxen breit. Während die einen noch über die Latte jagten, liefen die anderen schon die 400 Meter, um dann zu fortgeschrittener Stunde die Zwischenwertung zu ermitteln."
Das Mommsenstadion steht nach wie vor im Zeichen der Leichtathletik
Etwas mehr als drei Jahre ist es her, als diese Zeilen anlässlich der Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Berlin auf leichtathletik.de erschienen. Es war damals nicht mehr als eine mickrige Momentaufnahme aus dem Rund einer historischen Sportstätte, dessen lange Geschichte die damals anwesenden Top-Athleten wie die Ingolstädterin Sabine Krieger oder der Regensburger Florian Schönbeck nur erahnen und bestenfalls fühlen konnten.Anlässlich des 75. Jubiläums des Berliner Mommsenstadions, der Heimat des SC Charlottenburg und von Tennis Borussia, trafen sich am vergangenen Wochenende Vertreter aus Politik, Sport-Landesverbänden und der Vereine im Mommsenstadion zu einer Feierstunde, bei der auf Vergangenes und vielleicht schon Vergessenes zurückgeblickt wurde.
Paavo Nurmi zu Gast
"Es war früher nicht selbstverständlich, dass Sportplätze überhaupt errichtet wurden", erklärte der Präsident des SCC Berlin, Dr. Klaus Henk, während eines Vortrages zur Geschichte des Stadions, das am 17. August 1930 eingeweiht wurde, nachdem Mitglieder des Vereins sich auch an den Arbeiten beteiligten hatten. Zunächst hieß die Arena noch SCC-Stadion, 1934 wurde sie dann umbenannt in Mommsenstadion.
Besonders die Leichtathletik prägte die Geschichte des Stadions. 1931 gewann der legendäre finnische Serienweltrekordler Paavo Nurmi den 10.000-Meter-Lauf während eines internationalen Sportfestes.
Mehrmals fand auch das ISTAF, das heute zur Golden-League-Serie der IAAF gehört und im Olympiastadion veranstaltet wird, im Mommsenstadion statt. 1941 startete dabei ein weiterer legendärer Läufer. Der Schwede Gunder Hägg, der im Laufe seiner Karriere mehrere Weltrekorde aufstellte.
Nach wie vor Schauplatz der Leichtathletik
"Es war der SCC, der bei den Olympischen Spielen 1936 die meisten Athleten der deutschen Mannschaft stellte", erinnerte Dr. Klaus Henk. Prominentestes SCC-Mitglied aus dem Mommsenstadion war der Speerwurf-Olympiasieger Gerhard Stöck. 41 Jahre später lief Christa Vahlensieck ins Ziel des Berlin-Marathon im Mommsenstadion mit der neuen Weltrekordzeit von 2:34:47,5 Stunden.
Aktuell ist das Mommsenstadion nach wie vor in einzelne Lauf-Veranstaltungen von SCC-Running eingebunden. Außerdem bildet es den Schauplatz für das Leichtathletik-Bundesfinale von "Jugend trainiert für Olympia."
Spannender als mancher Krimi
"Die Geschichte des Mommsenstadions ist spannender als mancher Krimi", sagte Reinhard Naumann, der Bezirksstadtrat für Sport in Charlottenburg-Wilmersdorf, und fügte hinzu: "Das Mommsenstadion ist sicher auch für die Zukunft eine Basis für sportliche Erfolge. 2006 wird das Stadion Trainingsstätte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft während der WM sein."
Bereits an die Leichtathletik-WM 2009 dachte der Präsident des Landessportbundes Berlin (LSB), Peter Hanisch. "Diese Weltmeisterschaften finden ja praktisch nebenan im Olympiastadion statt." Vielleicht bekommt das Mommsenstadion dann zumindest noch einmal eine kleine Nebenrolle im großen WM-Rummel, denn sportliches Abendsommerfeeling ist mitunter garantiert. Das wissen die Mehrkämpfer zumindest seit drei Jahren, andere schon etwas länger!